Roger Federer und die Rücktrittsentscheidung: "Scan sah nicht gut aus"
Roger Federer erklärte im Rahmen des Laver Cups 2022 in London die Gründe für seinen Rücktritt - und wie schwer ihm die Entscheidung dazu gefallen ist.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
20.09.2022, 21:24 Uhr
In Wimbledon, da waren die Hoffnungen noch groß. Roger Federer hatte im Rahmen der 100-Jahr-Feier zum Bestehen des Centre Court ebenjenen unter gigantischem Applaus betreten - und erklärt zu hoffen, in 2023 noch ein Mal hier aufschlagen zu können.
Wie wir seit der vergangenen Woche wissen, wird hieraus nichts: Federer trifft mit dem anstehenden Laver Cup vom aktiven Tennis zurück.
Die Entscheidung hierzu, sie sei recht zeitnah dem Wimbledon-Auftritt gefallen, so Federer. "In dieser Phase habe ich einen Scan erhalten, der nicht gut war", erklärte er in London. "Da habe ich mir gesagt: Es kann nicht sein, dass ich irgendetwas hinterherrenne, wenn ich weiß, dass es praktisch unmöglich ist. Darauf hatte ich keine Lust." Er habe gewusst, dass er sich seit längerer Zeit "auf dünnem Eis bewege, daher ist der Entscheid auch schnell gefallen".
Federer: Rücktrittsbekanntgabe "vor mir hergeschoben"
Gegenüber einer Schweizer Journalistenrunde erklärte Federer auch, er habe "einfach nicht mehr genügend Fortschritte gemacht"; er habe gemerkt, "dass es mit dem Knie nicht besser wird, dass ich das Maximum erreicht hatte."
Die Bekanntgabe habe er vor sich hergeschoben. "Den Brief zu schreiben, ist mir sehr schwergefallen und hat mich sehr viel Energie gekostet", sagte er. Nun aber fühle er sich besser. "Es war nicht einfach, die Entscheidung für mich zu behalten, es nicht zu vielen Leuten zu sagen. Das baut einen enormen Druck auf."
Trauer sei natürlich dagewesen nach der Entscheidung, und da man noch in Ferien gewesen sei, habe man alles verdrängt, das Thema gemieden. "Ich musste das alles erst sacken lassen. Ich war unglaublich müde und erschöpft, habe so viel gegeben für das Comeback, für diese Rehabilitation, das Training." Auch für seine Familie sei diese Phase schwierig gewesen, auch die stete Beantwortung der Fragen, wie es ihm denn gehe.
Federer beim Laver Cup: Nur ein Doppel
Der Rückblick auf sein letztes Match, in Wimbledon (Viertelfinal-Aus gegen Hubert Hurkacz), und speziell der letzte Satz dort (ein 0:6): bitter, "eine der schlimmsten Stunden meiner Karriere. Als ich realisieren musste, dass gar nichts mehr geht, dass es aus und vorbei ist, dass nichts mehr kommt." Er habe gewusst, es gehe so nicht weiter. "Und dann hat mich niemand nach dem Knie gefragt. Und ich frage mich: Bin ich so ein guter Schauspieler, dass niemand etwas merkt?", so Federer lachend. "Das letzte Jahr war extrem schwierig für mich. Ich war so weit weg von hundert Prozent. Dass ich in Wimbledon unter diesen Umständen den Viertelfinal erreicht habe, ist unglaublich."
Die Entscheidung für einen Brief zum Abschied? Federer wollte, dass seine Fans die Nachricht von ihm selbst erfahren würden. Ein Video schien ihm zu riskant. "Dann wollte ich einen Brief schreiben. Dann wurde der immer länger. Und ich stellte mir die Frage, ob die Leute meine Handschrift lesen können." Also der Text - auch in gesprochener Version.
Federer beim Laver Cup: "Niveau, das akzeptabel ist"
Federer machte auch klar, dass er in London nur ein Doppel spielen werde. "Für mich war schon lange klar, dass ich kein Einzel werde spielen können, dass ich auch nicht in Basel spielen kann."
Sein Auftritt: wohl am Freitag. "Ich versuche alles, um auf einem Niveau spielen zu können, das ich für akzeptabel halte."
Ob es dazu kommt und wer Federers Partner wird? Noch offen.
Hier könnt ihr Federers ausführliche Presseaussagen lesen!