Roger Federer - Wenn plötzlich die Worte fehlen

Roger Federer hat am Donnerstag sein Karriereende angekündigt. Der Schweizer wird im Tennissport eine große Lücke hinterlassen. Eine Würdigung.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 16.09.2022, 01:03 Uhr

© Getty Images
Roger Federer gewann in seiner Karriere 20 Grand-Slam-Titel
Artikel weiterlesen... Federer hat alles gewonnen, was es im Tennissport zu gewinnen gibt und doch sind es nicht diese Zahlen alleine, die den nunmehr 41-Jährigen zum wohl beliebtesten Spieler aller Zeiten machen.

Es ist vielmehr eine kaum zu beschreibende Ästhetik, mit der der "Maestro" seine Fans jahrelang verzauberte. Während seine Dauerrivalen Rafael Nadal und Novak Djokovic den Sport mit anderen Attributen bereicherten, ließ Federer das Spiel mitunter verblüffend leicht aussehen. Dass der Eidgenosse auch ein tonnenschweres Kämpferherz in sich trägt, wurde erst im Laufe seiner Karriere ersichtlich.

Besonders augenscheinlich wurde dieser Umstand bei den Australian Open 2017. Nach rund sechsmonatiger Verletzungsauszeit zelebrierte Federer in Melbourne Tennis von einem anderen Stern und feierte mit einem epischen Comeback-Sieg über Nadal den wohl emotionalsten Triumph seiner Karriere. "Die Zeit in Australien Anfang des Jahres war vielleicht die beste meiner Karriere", sollte Federer später einmal über die magischen Wochen "Down Under" sagen.

Ein Jahr später holte Federer in Melbourne den letzten seiner 20 Grand-Slam-Titel, die größte Möglichkeit auf Nummer 21 ließ der langjährige Weltranglistenerste 2019 in Wimbledon ungenutzt. Im Finale gegen Djokovic fand der Schweizer bei eigenem Aufschlag zwei Matchbälle vor, musste den Platz aber doch noch als Verlierer verlassen.

Bittere Niederlagen waren für Federer - anders wäre es bei einer derart langen Laufbahn auch gar nicht möglich - Teil des Spiels. Aus der Bahn werfen ließ er sich von diesen allerdings nie. Stattdessen zog Federer stets die richtigen Schlüsse und wusste sich auch im Herbst seiner Karriere kontinuierlich zu verbessern. Was sich unter anderem an der jüngsten Bilanz gegen seine langjährige Nemesis Nadal zeigt.

Federer, das betonte er auch in seinem Rücktritts-Statement, liebte den Tennissport wie kaum ein anderer Spieler. Und veränderte diesen für immer. War der "Maestro" in jungen Jahren noch ein Heißsporn, reifte er danach zu einem Weltsportler par excellence heran, der heute auch weit über die Grenzen des Tennissports hinaus große Popularität genießt.

Federer als Galionsfigur des Tennissports

Sein stets höflicher und bescheidener Umgang mit Gegnern, Offiziellen, Fans und Medien machte Federer zur absoluten Galionsfigur des Tennissports. Nicht minder beeindruckend ist die Grandezza, mit welcher der 20-fache Major-Champion Familienleben - Federer ist Vater zweier Zwillingspaare - und Beruf unter einen Hut brachte.

Mit Blick auf die nackten Zahlen wird Federer nicht als bester Spieler aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen. Doch der Schweizer hat für das Herrentennis wohl mehr getan als jeder andere Profi zuvor. So viel, dass einem fast schon die Worte fehlen - und man nur zu einer Conclusio kommen kann: Roger Federer war das Beste, das dem Tennissport in den vergangenen Jahrzehnten passieren konnte.

Federers 20 Grand-Slam-Siege im Überblick:

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