Roger Federer zum ATP-Machtkampf: „Sollte mit Novak Djokovic reden“
Roger Federer hat sich im Rahmen des ATP-Turniers in Dubai zum aktuellen Machtkampf hinter den Kulissen um das ATP-Präsidium geäußert. Der Schweizer kündigte an, sich etwas mehr in die politischen Entscheidungen einbringen zu wollen und plant ein Gespräch mit Novak Djokovic.
von Lukas Zahrer
zuletzt bearbeitet:
02.03.2019, 13:06 Uhr
Dieser steht aktuell dem Spielerrat vor, seine Stimme hat eine gewichtige Rolle in den Verhandlungen mit dem Vorstand der ATP. Gerüchten zufolge dürften sich einige Athleten eine Ablöse des aktuellen ATP-Präsidenten, Chris Kermode, wünschen.
In der kommenden Woche soll es in Indian Wells zu Meetings kommen, in denen der gemeinsame Standpunkt der Spieler über die Besetzung des ATP-Vorstandes diskutiert wird. Roger Federer wurde bislang noch nicht von Djokovic kontaktiert.
„Ich bin zwar nicht mehr im Spielerrat, aber ich habe immer ein offenes Ohr“, sagte Federer, der Gespräche mit anderen Mitgliedern des Spielerrates bei den Australian Open im vergangenen Jänner bestätigte.
„In den letzten Wochen war es ziemlich ruhig. Das ist immer so, vor den Australian Open sind alle gestresst. Danach zerstreut sich die Tour und du siehst keinen mehr. Die Diskussion flacht ein wenig ab.“
Der 20-fache Grand-Slam-Sieger sieht sich allerdings selbst in der Pflicht, das Gespräch mit Djokovic zu suchen. „Ich muss es richtig angehen. Ich habe ihn in Australien nicht gesprochen, sollte das aber jetzt nachholen. Es war auch meine Schuld, weil ich recht früh verloren hatte. Das raubte mir die Zeit, dort mehr Gespräche zu führen“, sagte Federer, der im Achtelfinale von Melbourne an Stefanos Tsitsipas scheiterte.
Der 37-Jährige ist sich sicher, dass die Diskussionen in der kommenden Woche an Fahrt gewinnen werden. „Es mag gut oder schlecht ausgehen, aber in Indian Wells kommen diese Themen mit Sicherheit wieder auf“, sagte er.
ATP-Spielerrat: Die aktuellen Mitglieder
Spieler | Verantwortlich für |
---|---|
Kevin Anderson | Spieler mit Singles Ranking 1-50 |
Robin Haase | Spieler mit Singles-Ranking 1-50 |
John Isner | Spieler mit Singles-Ranking 1-50 |
Sam Querrey | Spieler mit Singles-Ranking 1-50 |
Yen-Hsun Lu | Spieler mit Singles-Ranking 51-100 |
Vasek Pospisil | Spieler mit Singles-Ranking 51-100 |
Novak Djokovic | Vorsitzender, Alle Singles-Spieler |
Stefano Travaglia | Alle Singles-Spieler |
Jamie Murray | Spieler mit Doppel-Ranking 1-100 |
Bruno Soares | Spieler mit Doppel-Ranking 1-100 |
Daniel Vallverdu | Trainer |
Rafael Nadal sieht Novak Djokovic in der Pflicht
Mit Rafael Nadal habe sich Federer bereits ausgetauscht, ohne auf Details einzugehen. Der Spanier kritisierte im Rahmen der Australian Open die Vorgangsweise von Djokovic deutlich. Er wünsche sich stattdessen, schon viel eher um seine Meinung gefragt zu werden.
„Als ich im Spielerrat war, versuchte ich immer, auf die Spieler zuzukommen. Er [Djokovic, Anm.] ist jetzt dort vertreten, deshalb muss er zu mir kommen“, sagte Nadal. Der 32-Jährige gilt im Gegensatz zu einigen anderen Spielern als Befürworter Kermodes.
Vasek Pospisil: „Wir haben kein Mitspracherecht“
So startete etwa Vasek Pospisil, Sprecher für jene Spieler mit einem Ranking zwischen 51 und 100, vor etwas mehr als einem Monat einen Appell an seine Kollegen und sprach sich deutlich für Veränderungen aus.
„Wir haben zusammen mit unseren Familien alles geopfert, um professionelle Spieler zu werden. Obwohl unser Sport immer mehr wächst, haben wir kein Mitspracherecht über unsere Zukunft“, schrieb der Kanadier.
Und weiter: „Unser System ist kaputt, und das ist so seit der Einführung der Open Era [1968, seither sind Profis bei Grand Slams spielbereichtigt, Anm.]. Wir brauchen einen Vorsitzenden, der hauptsächlich für UNSERE Interessen eintritt.“
Gael Monfils: „Wir haben nicht viel zu sagen“
Gael Monfils bestätigte im Rahmen des Turniers in Dubai den Eindruck Nadals, nur wenig von einer möglichen Abstimmung seitens der Spieler mitbekommen zu haben. „Es ist schwierig, mit so wenig Vorlaufzeit. Das Meeting wird angesetzt, und Boom - schon ist die Entscheidung gefallen. Wir haben nicht wirklich viel darüber zu sagen, was passieren soll“, sagte der Franzose.
Er beklagte den fehlenden Austausch und Informationsfluss des Spielerrates. „Ich denke, sie wollen die Kommunikation ein wenig verbessern“, sagte Monfils hoffnungsvoll. In Australien hätte es etwa einige verärgerte Spieler gegeben, die „alles andere als glücklich“ darüber waren, nur mit den nötigsten Informationen versorgt worden zu sein.
Monfils würde sich etwas mehr Aufklärung verschiedener Standpunkte wünschen. „Es gibt einige, die meinen, er [Kermode, Anm.] mache keinen guten Job“, erklärte Monfils. „Okay, aber warum ist das so? Erkläre es mir in zwei Minuten, und danke, wir sehen uns in Indian Wells.“
Monfils bestätigte allerdings, dass Kermode in Meetings mit den Spielern meistens einen professionellen Eindruck hinterlässt. „Es wirkt, als ob er einen großartigen Job macht.“