"Schockierend": Marta Kostyuk enttäuscht von russischen Kolleginnnen und Verbänden

Die Ukrainerin Marta Kostyuk (WTA-Nr. 54) hat sich in Indian Wells enttäuscht von ihren Tennisspielerinnen-Kolleginnen gezeigt - und auch von den Verbänden.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 11.03.2022, 17:15 Uhr

Marta Kostyuk
© Getty Images
Marta Kostyuk

Für die 19-Jährige haben die WTA, ATP und der Weltverband ITF nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zu wenig getan. "Schaut auf die anderen Sportarten, den großen Sport, was da gemacht wurde. Das war richtig", erklärte sie nach ihrem Auftaktsieg in Indian Wells.

Während die russischen und belarussischen Teams beispielsweise von der FIFA und UEFA von den großen Events ausgeschlossen worden sind, ist dies im Tennisbereich nur im Rahmen des Davis Cups und Billie-Jean-King-Cups passiert. Auf der Tour treten die Profis weiterhin an, untersagt ist nur die Präsentation der russischen oder belarussischen Nationalflagge./

Man könne nicht "neutral" sein in dieser Sache. "Die 'Kein-Krieg'-Statements verletzen mich, weil sie keine echte Substanz haben."

Kostyuk: "Nicht akzeptabel"

Kostyuk kritisierte auch das Verhalten ihrer Kolleginnen. Keine russische Spielerin sei mal zu ihr gekommen und habe sich entschuldigt dafür, was ihr Land dem ihren antue. "Eine Spielerin hat mir geschrieben, eine andere gesprochen. Aber ich habe keine Entschuldigung gehört, keine hat erklärt, dass sie das nicht unterstützt, was da passiert. Für mich ist das schockierend."

Man müsse nicht in der Politik involviert sein um sich wie ein Mensch zu verhalten, so Kostyuk. "Jeder weiß, was los ist. Das verletzt mich. Es verletzt mich jedes Mal, wenn ich in ein Stadion komme und alle die russischen Spielerinnen sehe. Ihr einziges Problem ist zurzeit, dass sie keine Geld-Überweisungen tätigen können. Darüber sprechen sie. Das ist nicht akzeptabel für mich. Warum verhalten sich die russischen Spielerinnen so? Ich habe keine Erklärung, keine Idee."

Lange Umarmung zwischen Kostyuk und Zanevska

Eine schöne Geste immerhin gab es nach dem Match von Kostyuk: Gegen Maryna Zanevska wehrte sie zwei Matchbälle ab und siegte am Ende mit 6:7 (5), 7:6 (6) und 7:5, am Ende stand eine lange Umarmung zwischen beiden Spielerinnen.

Zanevska ist in der Ukraine geboren, 2016 hatte sie die belgische Staatsbürgerschaft angenommen.

"Ihre Eltern sind noch in der Ukraine. Zwar in einer ruhigeren Gegend, aber jeder hat Angst", erklärte Kostyuk anschließend. "Ich habe ihr gesagt, dass sie unglaublich gespielt hat und alles gut werden wird. Unseren Eltern wird es gutgehen."

von Florian Goosmann

Freitag
11.03.2022, 13:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.03.2022, 17:15 Uhr