Serie: Legendäre Coaches - Lennart Bergelin
Vielleicht war es hinter den Kulissen lauter. Aber in der Öffentlichkeit war Coach Lennart Bergelin ähnlich zurückhaltend wie sein Schützling Björn Borg. Teil eins unserer nach oben offenen Serie über legendäre Trainer im Tennissport.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
21.02.2023, 20:20 Uhr

Der geneigte Tennisfan weiß ja nicht, wie groß der Anteil der Fiktion am wirklich sehenswerten Film „Borg vs. McEnroe“ ist. Der US-amerikanische Titelheld hat diesen Anteil ja schon mit mindestens 100 Prozent taxiert, zumindest was die Darstellung seiner privaten Umstände im Laufe des Wimbledon-Turniers 1980 anbelangt. Und so lässt sich natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen, wie knapp das legendäre Spieler-Coach-Duo Björn Borg und Lennart Bergelin an einer endgültigen Scheidung dran war.
Dass es Knatsch gegeben hat, dazu ist die Quellenlage eindeutig. Aber am Ende saß Bergelin am 5. Juli 1980 eben doch in der Box von Borg, während der nach seinem fünften und letzten Championat an der Church Road auf die Knie sank. Und dass Coach und Spieler an den Abenden vor den Matches im herunter gekühlten Hotelzimmer eine Wissenschaft aus der Auswahl der richtigen Schläger, ist historisch wohl auch belegt.
Bergelin gewinnt mit Borg den Davis Cup
55 Jahre war Lennart Bergelin zu jenem Zeitpunkt alt, er sollte noch einen weiteren Major-Titel seines Schützlings im kommenden Jahr in Roland Garros miterleben. Wenige Monat später hatte Björn Borg genug vom professionellen Tennis, im Alter von nur 26 Jahren. Was gleichzeitig auch bedeutete, dass auch Coach Bergelin auf der großen Bühne nicht mehr zu sehen war.
Aber was sollte da auch noch kommen? Björn Borg, das sieht sicherlich nicht nur ein renommierter Uhren-Hersteller so, war die erste richtige Ikone des Tennissports. Und Bergelin hatte seinen schwedischen Landsmann geprägt wie kein anderer Trainer. Neben anderen Dingen geht wohl die Verwandlung vom Heißsporn Björn zum Eis-Borg auf die Kappe des Coaches, der mit Borg als Spitzenmann 1975 auch den Davis Cup gewann. Der damals erst 19-jährige Borg gewann seine beiden Einzel gegen Jiri Hrebec und Jan Kodes und holte mit Ove Bengston auch gleich noch das Doppel - insgesamt gewann die schwedische Nummer eins neun Sätze. Und verlor keinen einzigen.
Selbst Grand-Slam-Champion in Roland Garros
Lennart Bergelin, Jahrgang 1925, war selbst ein großer Davis-Cup-Spieler. 89 Partien hat er für sein Heimatland bestritten. 63 davon gewonnen. In seiner Zeit als aktiver Spieler konnte Bergelin auch einen Grand-Slam-Sieg holen: 1948 in Roland Garros an der Seite von Jaroslav Drobny.
Als Coach aber wird Lennart Bergelin immer untrennbar mit Björn Borg verbunden bleiben. Und es ist schön zu sehen, dass ihm Stellan Skarsgård in „Borg vs. McEnroe“ ein würdiges Andenken gesetzt hat. Das der legendäre Übungsleiter nicht mehr selbst goutieren konnte: 2008 ist Bergelin im Alter von 83 Jahren in Stockholm verstorben.