Sinner nach Traumsaison: Auch 2025 nicht zu stoppen?
Jannik Sinner hat eine bärenstarke Saison beim Davis Cup mit Italien gekrönt. Der Weltranglistenerste dürfte auch im kommenden Jahr kaum zu stoppen sein - zumindest auf dem sportlichen Wege.
von SID
zuletzt bearbeitet:
26.11.2024, 19:44 Uhr
Jannik Sinner lächelte erschöpft. "Es war eine sehr lange Saison. Ich muss jetzt erstmal meine freie Zeit genießen", sagte er nach dem Triumph Italiens beim Davis Cup. An die Zukunft wollte der Weltranglistenerste im Angesicht der "hässlichsten Salatschüssel der Welt" keinen einzigen Gedanken verschwenden - und doch stellt sich nach der Krönung einer Traumsaison drängender denn je die Frage: Wer soll diesem Mann 2025 eigentlich Paroli bieten?
Fast schon unverschämt dominant trat Sinner vor allem gegen Ende der abgelaufenen Saison auf. Einer Saison, in der sich der Südtiroler zur klaren Nummer eins im Männertennis aufgeschwungen hat; in der er sein Spiel auf ein ganz neues Level gehoben hat; in der er sich neben dem Triumph bei den ATP-Finals in Turin sowie bei mehreren Masters auch die Grand- Slam-Titel bei die Australian Open und den US Open schnappte.
Sinner mit endlos Kondition gegen den Rest der Welt
Seine größten Kontrahenten hatten Sinner zum Ende hin immer weniger entgegenzusetzen. Alexander Zverev, der Weltranglistenzweite, der weiterhin nach seinem ersten Grand-Slam- Titel lechzt, kämpfte mit dem eigenen Körper. Carlos Alcaraz, 2024 immerhin Paris- und Wimbledon-Sieger, ging ebenfalls die Luft aus.Sinner hingegen blieb mit seiner drahtigen Athletik, mit seinem fast fehlerlosen Spiel und mit dem immer besser werdenden Aufschlag bis zum Ende auf dem Gaspedal. Beim Davis Cup wurde das noch einmal eindrucksvoll deutlich.
"Als Sieger zurückzukommen und wieder zu gewinnen, ist das beste Gefühl für uns", sagte Sinner nach der erfolgreichen Titelverteidigung. Der Topstar gewann in Malaga alle seiner drei Einzelmatches in zwei Sätzen - zuletzt das entscheidende gegen Tallon Griekspoor beim 2:0 über die Niederlande im Finale. "Von Jannik Sinner sind glaube ich alle momentan sehr weit entfernt", hatte auch Zverev vor gut einer Woche bei Sky gestanden: "Er ist der beste Spieler der Welt, auch sehr verdient die Nummer eins." Für den Hamburger führt der Weg zur Erfüllung seines Karrieretraums vom Major-Titel im kommenden Jahr wohl nur über den Italiener.
Dopingverfahren noch nicht vorbei - Anhörung bei der Welt-Anti-Doping-Agentur
Der muss seine Rekordjagd nur für wenige Wochen unterbrechen. Der zunehmend ausufernde Tour-Kalender macht's möglich. Bereits Mitte Dezember (!) beginnt für einige Profis das neue Tennisjahr, ehe ab 12. Januar mit den Australian Open in Melbourne das erste Highlight ansteht. Dass Sinner in dieser kurzen Zeit seine Topform verliert, ist nicht zu erwarten - und doch könnte es auch schnell vorbei sein mit der "Sinnermania". Schließlich ist das schwelende Dopingverfahren gegen ihn noch immer nicht abgeschlossen.
Als nächstes steht eine Anhörung bei der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) an. Die hatte im September mitgeteilt, beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Berufung gegen den Freispruch Sinners nach zwei positiven Tests auf das verbotene Steroid Clostebol im März eingelegt zu haben. Sinner gibt sich betont optimistisch, erlaubte am Rande des Davis Cup aber auch seltene Einblicke in sein Seelenleben. Er habe durch die Vorwürfe natürlich auch "Tiefen" erlebt, sagte er. Er sei teilweise "emotional niedergeschlagen" und gar "untröstlich" gewesen. Aber: “Manchmal gibt einem das Leben eben Schwierigkeiten und man muss sie einfach aushalten.”