Wie Sinners Pasta-Rezept Draper zur Unabhängigkeit und Professionalität verhalf
“Ich wollte nicht professionell spielen”: In einem Interview mit The Guardian reflektiert die britische Nummer eins Jack Draper das beste Jahr seiner Karriere, den Werdegang unter die Top-15 der Welt und welche Rolle Jannik Sinner dabei spielte.
von Johanna Brauer
zuletzt bearbeitet:
03.12.2024, 23:39 Uhr
Letzten September noch außerhalb der Top 100, jetzt auf Rang 15. Der 22-jährige Draper schaffte dieses Jahr seinen endgültigen Durchbruch. Die britische Nummer eins bestritt dieses Jahr das Halbfinale der US-Open und gewann seine ersten beiden ATP-Tour-Einzeltitel. In der Wiener Stadthalle wurde dem sympathischen Draper sein bisher größter Karrieretitel überreicht. Aber selbst danach waren Starallüren bei dem 22-jährigen Fehlanzeige. Schon während des Wiener ATP-Tour-500-Turniers äußerte Draper immer wieder, wie sehr er es zu schätzen weiß, die Chance zu bekommen und zu haben, als professioneller Tennisspieler auf der Tour unterwegs zu sein, und zeigte sich dabei äußerst zielorientiert. Eigenschaften, die erst mit der Zeit auf der ATP-Tour dazukamen.
„Als ich jünger war, hatte ich nicht viel Arbeitsmentalität“, sagte Draper in dem Interview mit The Guardian. „Wenn man jung ist, betritt man die Welt des Tennis und weiß nicht wirklich, worum es geht. Es ist eine brutale Umstellung, weil man merkt, dass man mit 20 Jahren reif und erwachsen sein muss, wenn man gut sein will. Ich war noch nicht bereit dazu; ich wollte nicht hart arbeiten. Ich wollte mich nicht aufopfern. Ich wollte nicht all die Dinge tun, die es braucht“, sagte die Nummer 15 der Welt. Erst als Draper letztes Jahr die Rasensaison, einschließlich Wimbledon, mit einer Schulterverletzung verpasste, änderte sich diese Mentalität. Bis dahin hatten seine zahllosen Verletzungen und körperlichen Probleme im Wesentlichen seine Karriere bestimmt.
„Da fiel der Groschen, dass ich mich wirklich ändern musste“, sagt er. „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Art und Weise, wie ich es auf mich genommen habe, wirklich anders zu sein, und es hat sich gelohnt. Allein aus dem Versuch unabhängiger, erwachsener und einfach ein besserer Mann zu sein, sind viele gute Dinge entstanden."
Draper: “Ich wusste nicht, wie man etwas kocht”
Die britische Nummer eins hat mit dieser fantastischen Saison natürlich nicht genug. Sein Ziel für das nächste Jahr ist die absolute Weltspitze des Tennis. Draper hofft, dass er im Jahr 2025 beginnen könnte, Spieler wie Sinner und Carlos Alcaraz zu jagen, obwohl Draper schon bei dem diesjährigen US Open-Halbfinale sich selbst, aber auch Gegner Sinner an die Grenzen brachte. Apropos Sinner. Die Nummer eins verhalf Draper nämlich vor ein paar Jahren auf dem Weg zu seiner Unabhängigkeit. Draper zog in seine eigene Wohnung in London und stand vor dem Problem des Kochens.
Die Küche war für die Nummer 15 der Welt solches Neuland, dass er seinen guten Freund Jannik Sinner um Rat fragte. „Ich wusste nicht, wie man etwas kocht“, sagt Draper und lacht. „Er ist Italiener, also dachte ich, er wüsste, wie man Pasta macht. Ich hätte einfach meine Mutter fragen sollen, aber das habe ich nicht getan. Er hat eine gute Pasta gemacht und mir gezeigt, wie man sie macht.“