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"So freundlich wie der Dalai Lama"

Alfons Schuhbeck (Bild: Gerry Weber Open) über Weltklasse-Tennis auf dem Land und die Faszination Federer.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 09.06.2010, 17:09 Uhr

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Alfons Schuhbeck gehört zu den bekanntesten und profiliertesten deutschen Köchen. Der gebürtige Traunsteiner hat ein Imperium aufgebaut, in dem er Restaurants, einen Partyservice und Spezialitätenläden betreibt. Schuhbeck hat auch eigene TV-Sendungen und tritt regelmäßig im ZDF auf („Kerner kocht“, „Lanz kocht“). Der 61-jährige ist Sportliebhaber, er ist bekennender Fan des FC Bayern München und er kocht auch für den Deutschen Rekordmeister. Schuhbeck tritt auch bei anderen Sportevents auf, etwa bei den Gerry Weber Open in Halle.

Herr Schuhbeck, Sie kochten auch schon im „deutschen Wimbledon“, bei den Gerry Weber Open. Weltklasse-Tennis auf dem Land, was sagen Sie dazu?

Alfons Schuhbeck:Schade, dass es es so ein Turnier nur einmal im Jahr gibt. Ich muss ehrlich sagen: Ich bewundere Gerhard Webers kühne Idee, solch ein deutsches Wimbledon aus dem Boden zu stampfen und ihm blühendes Leben einzuhauchen.

Man sieht Sie immer nur am Herd stehen. Sind Sie selbst sportlich interessiert? Und was fasziniert Sie am Sport?

Alfons Schuhbeck:Ich bin leidenschaftlicher Zuschauer – am häufigsten beim Fußball. Nicht weil ich die Faszination des Tennis weniger begeisternd finde, sondern weil der FC Bayern mir nahe liegt und der in München das beste Ballgefühl hat.

Haben Sie irgendwann selbst einmal von einer sportlichen Karriere geträumt?

Alfons Schuhbeck:Ich hätte es allenfalls zum Pausenmusiker gebracht, denn ich konnte die Saiten einer Gitarre besser schlagen als jeden Ball.

Bei den Gerry Weber Open haben Sie auch schon mal Roger Federer erlebt, den Tennis-Superstar? Wie sehen Sie ihn aus der Halbdistanz?

Alfons Schuhbeck:Was soll ich mehr bewundern? Er hat ein Ballgefühl wie Beckenbauer, ein Schlagrepertoire wie Muhammad Ali, einen Siegeswillen wie Michael Schumacher. Und ein so freundliches Wesen wie der Dalai Lama.

Welche Tennisspieler kennen Sie - auch aus vergangenen Zeiten?

Alfons Schuhbeck:Am besten – schön alphabetisch aufgezählt – Boris Becker, Steffi Graf und John McEnroe. Und der Name Gottfried von Cramm ist mir unvergesslich, weil er der erste Mensch war, den ich in langen Hosen beim Sport sah – als Bub in einer Wochenschau im Kino. Irgendwie kam mir das damals wie eine Faschingsgaudi vor, bis ich begriffen hatte, was im Sport ein Gentleman ist.

Sie haben viel mit dem FC Bayern München zu tun, kochen auch für den Verein. Welche Lieblingsgerichte haben die Fußballer?

Alfons Schuhbeck:Vor dem Spiel Pasta, Filetsteak und Salat. Ansonsten gleichen sie ihren Zuschauern – von denen gehen ja auch die meisten eher zum Italiener um die Ecke.

Als Fußballkenner: Was schätzen Sie an einem Spieler besonders – seine Technik, seine kämpferische Natur, seine Bodenständigkeit?

Alfons Schuhbeck:Auf dem Platz zählt auch für mich die Effizienz am meisten. Um es an einem Beispiel aus der Vergangenheit zu verdeutlichen: Es gab mal einen Bayern-Spieler, der spielerisch als kleines, dickes Müller belächelt, aber wegen seiner Tore begeistert gefeiert wurde. Die Faszination Fußball resultiert nun mal mehr aus den Siegen einer Mannschaft als aus dem Unterhaltungswert der Spieler.

Müssen Sie für Leistungssportler grundsätzlich anders kochen als für Gäste in einem Gourmetrestaurant? Gibt es dort bestimmte Vorgaben?

Alfons Schuhbeck:Sportler essen für die Fitness und ihre sonstigen spezifischen Fähigkeiten, Restaurantgäste aus Freude am Genuss, die sich ja nicht von der Disziplin ableitet. Doch egal, wie viele Kalorien sie für die Leistung brauchen oder sich als Vergnügen gönnen: Bei beiden Gruppen will der Geschmackssinn befriedigt werden – und das Auge isst immer mit.

Wie halten Sie sich sportlich fit?

Alfons Schuhbeck:Ich gehe abends, oft nach Mitternacht zum Bodybuilding, nicht um ein Muskelprotz zu werden, sondern weil ich das allein machen und mich so richtig ausschwitzen kann.

Wie schwer ist es für einen Meisterkoch, bei all den Versuchungen in der Küche seine körperliche Linie zu halten?

Alfons Schuhbeck:Nicht schwerer als für den Gast. Disziplin ist alles.

Sportler und Schauspieler sprechen oft über gesundes Lampenfieber vor ihren Auftritten. Haben Sie auch noch ein Kribbeln im Bauch, wenn Sie im Fernsehen auftreten oder eine besonders wichtige Gesellschaft bekochen?

Alfons Schuhbeck:Ich habe eher beim Einkaufen ein Kribbeln im Bauch: Bekomme ich die Produkte, aus denen sich ohne Verkünstelung was richtig Gutes machen lässt?

Sie sind bekannt dafür, regionale Küche auf höchstem Niveau zu veredeln. Was essen Sie am liebsten? Und wenn Sie nicht selbst für sich kochen: Bei wem essen Sie dann am liebsten?

Alfons Schuhbeck:Ich mag am liebsten etwas Einfaches wie gekräuterten Kartoffelsalat mit Fleischpflanzerl und esse lieber bei Hausfrauen und Freunden, die mit Herzblut kochen, als bei Kollegen, die die große Oper vorführen wollen.



von tennisnet.com

Mittwoch
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