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Der Unberechenbare steigt ein

Stan Wawrinka hat bei seiner Titelverteidigung in Genf neues Selbstbewusstsein getankt. In Roland Garros will der Champion von 2015 auch "tief in der zweiten Woche noch mitspielen."

von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 30.05.2017, 10:45 Uhr

Stan Wawrinka will wieder sein Grand-Slam-Gesicht zeigen

Wenn es eine herausragende Ursache für den späten Karriere-Aufstieg von Stan Wawrinka gibt, dann sind es die Auftritte auf den ganz großen Tennsbühnen. Der Romand ist kein Weltmeister der Konstanz, keiner, der nahezu wöchentlich bei den Turnierreisen im Wanderzirkus verlässlich gute Leistungen zeigt. Aber bei den Grand Slam-Turnieren konnte der inzwischen 32-jährige Schweizer relativ gleichmäßig mit der Größe der Herausforderung wachsen, bei zwölf der letzten 16 Major-Wettbewerbe erreichte er mindestens das Viertelfinale.

Wawrinka ist auf seine Art und Weise ein Saison-Arbeiter, seine stärksten Auftritte bewahrt er sich fast immer für die punktestarken Events auf, dabei im Fokus einer größeren Öffentlichkeit auch. Wawrinka gilt oft als Rätsel, als der "Unberechenbare", doch das gilt nur für die allgemeine Schwankunngsintensität seiner Vorstellungen, nicht für das spezielle Terrain der Grand Slams. "Wenn es zählt, war Stan zuletzt eigentlich immer da", sagt auch sein Freund und langjähriger Mentor Roger Federer.

Kein Krisengerede

Er, der Maestro, ist nun aufs Neue nicht in Paris dabei. Aber Wawrinka wird versuchen, eigene und Schweizer Interessen gutmöglichst zu vertreten. Und zwar trotz einer recht lange recht bescheidenen Vorbereitungsphase, der schwächsten Frühlingszeit seit vielen Jahren sogar, jedenfalls, wenn man das alles mit dem Stichdatum des Rom-Masters betrachtete.

Was folgte, war ja nun ein guter, sogar starker Heimauftritt in Genf. Von einer Krise wollte Wawrinka ohnehin nie etwas wissen, auch nicht von geringeren Chancen in Paris, beim French Open. "Ich fühle mich wieder gut, körperlich bin ich auch top in Schuss", sagt Wawrinka, "warum hätte ich je die Nerven verlieren sollen." In der ersten Pariser Runde trifft er auf den slowakischen Qualifikanten Jozef Kovalik (ATP 152).

"Ich kann mich auf mich selbst verlassen"

Wawrinka hatte im Paris-Countdown vieler Jahre noch bessere Arbeitszeugnisse als 2017. Aber nach einer ausgeglichenen, keineswegs überragenden 3:3-Bilanz im Jahr 2016 schaffte er es unterm Eiffelturm gleichwohl ins Halbfinale. "Ich weiß, dass ich mich auf mich selbst verlassen kann. Wenn diese großen Turniere anstehen", sagt Wawrinka, "ich traue mir zu, tief in der zweiten Woche noch mitzuspielen."

Gerade wegen seiner starken Physis und Kampfkraft gilt Wawrinka im Best-of-Five-Turniermodus als Macht, als Spieler, der kaum niederzuringen ist. Und wenn, dann meistens nur von anderen Branchengrößen. Wawrinka findet, dass er in der medialen Beurteilung und in der Einschätzung mancher Experten zu schlecht wegkommt für die laufende Saison, immerhin kann er auf die Halbfinalteilnahme beim Australian Open und den Endspieleinzug in Indian Wells verweisen. Dort, wir erinnern uns, war es noch Roger Federer gewesen, der den Landsmann und Kumpel stoppte, es war Wawrinkas 20. Niederlage gegen den Maestro.

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von Jörg Allmeroth

Dienstag
30.05.2017, 10:45 Uhr