Starke Zweite
In den Endspielen jubelten im Jahr 2017 bislang stets ihre Gegner. Aber Rafael Nadal und Caroline Wozniacki zeigen mehr als deutlich, dass mit ihnen wieder zu rechnen ist.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
09.04.2017, 19:40 Uhr
Es ist noch gar nicht so lange her, als Rafael Nadal seine größten Erfolge im Mini-Tennis feierte. In New York, in Stuttgart, in Madrid. Im Spätjahr 2015 wurde der Stier aus Manacor als Unterwäsche-Model für Tommy Hilfiger präsentiert, Nadal - im Anzug - spielte fortan mit Models Strip-Tennis, er zog sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht ab (und aus).
Swimsuit Edition und New-York-Marathon
Auch Caroline Wozniacki ist vielen seit 2015 vor allem abseits des Tennisplatzes bekannt, sie ist sogar so erfolgreich, dass man die Google-Fotoleiste leicht herunterscrollen muss, um sie bei ihrer Paradedisziplin zu erhaschen, auf einem Tennisbild. Wozniacki hatte die Ehre, es gleich in drei aufeinanderfolgenden Jahren - 2015, 2016, 2017 - in die Swimsuit-Edition der Sports Illustrated zu schaffen, zwei Mal mit Bikini, ein Mal ohne.
Tennis? Ach ja, spielten die beiden auch noch. Nadal angeschlagen, das Knie mal wieder und das Handgelenk; Wozniacki nach einem Aufbäumen im Spätjahr 2014 (einige machten ihr Training für den New-York-Marathon dafür verantwortlich) ebenso verletzt und mit Formschwankungen; sie rutschte Mitte des Vorjahres bis auf Rang 74 ab. Als Kandidatin für einen Grand-Slam-Titel galt Wozniacki schon lange nicht mehr, auch an einem zehnten Titel Nadals in Roland Garros mehrten sich die Zweifel.
Im Jahr 2017 stark und konstant
Nadal und Wozniacki haben ihre Antwort mit dem gegeben, was sie immer noch am besten können: Tennis spielen. Auch wenn die strahlenden Gesichter dieser Saison Roger Federer, Elina Svitolina, Roger Federer, Johanna Konta, Roger Federer oder Roger Federer heißen. Drei Finals haben beide erreicht, Nadal in Melbourne, Acapulco, Miami, Wozniacki in Doha, Dubai und Miami. Wozniacki wird am Montag auf Rang zwei im Jahres-Race stehen, nur 6 Pünktchen hinter der führenden und von vielen als designierten Nummer eins gehandelten Karolina Pliskova; lediglich die schussgewaltige Jelena Ostapenko verhinderte im Charleston-Viertelfinale ein Weiterkommen Wozniackis und so einen Sprung auf die Eins.
Nadal ist ebenfalls auf Rang zwei notiert, knapp 2000 Punkte vor Novak Djokovic und 1400 vor Andy Murray; der Erste, Federer, liegt großzügige 1800 Punkte vor Nadal, die ob der kommenden Sandplatzsaison, die Federer komplett oder fast komplett sausen lassen wird, in Wirklichkeit viel weniger sind.
Nadal: Den Sand vor Augen
Das Rennen um die Nummer eins der Herren - es wird entscheidend davon abhängen, wie Nadal auf seinem Lieblingsbelag auftritt. Auch wenn ihm die gewohnten Titel in Serie in den letzten Jahren abgingen, ihm vor allem Novak Djokovic im Weg stand, wird die Sandsaison 2017 mit völlig anderen Vorzeichen beginnen: mit einem abwesenden Federer, mit einem zweifelnden Djokovic, mit einem angeschlagenen Murray. Während Nadal selbst mit seiner besten Frühphase seit 2014 auf die rote Asche startet.
Auch Wozniacki könnte 2017 noch mal zum großen Wurf ausholen - zur Nummer eins, zum lang ersehnten Major-Sieg. Serena Williams ist verletzt, Angelique Kerber auf Formsuche, Karolina Pliskova in der Beweislast, dem zuletzt selbst ersiegten Druck standzuhalten.
2017 könnte für die starken Zweiten des Saisonbeginns, Rafael Nadal und Caroline Wozniacki, auf lange Sicht das Jahr der Ersten werden.