10. September, magischer deutscher Tennistag
Drei Gründe, warum der 10. September ein besonderer Tag in der deutschen Tennisgeschichte ist.
von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet:
10.09.2017, 15:44 Uhr
Es gibt bestimmte Daten im deutschen Tennis, die etwas Magisches haben. Natürlich der 7. Juli, als Boris Becker 1985 erstmals Wimbledon gewann und sechs Jahre später im deutschen Finale gegen Michael Stich unterlag. Oder der 9. Juli, als Becker und Steffi Graf innerhalb weniger Stunden die Titel in Wimbledon holten. Auch der 10. September ist solch ein besonderer Tag in der deutschen Tennisgeschichte. Hier sind drei Gründe.
10. September 1988 - Steffi Graf vollbringt Grand Slam
Nach 27 Siegen in Folge fehlte Steffi Graf nur noch ein Sieg, um als dritte Spielerin den Grand Slam zu vollbringen. Im Finale der US Open stand nu noch Gabriela Sabatini zwischen Grafs Rendezvous mit der Tennisgeschichte. Die Argentinierin war die einzige Spielerin, die Graf 1988 bereits geschlagen hatte - und das zweimal. Beide kannten sich gut. Mit Sabatini hatte Graf wenige Wochen zuvor den Wimbledontitel im Doppel errungen. Und auch bei den US Open gingen beide zusammen an den Start und erreichten das Halbfinale. "Vielleicht ist es das Match meines Lebens", sagte Graf vor dem Finale und wusste um die Bedeutung dieser historischen Chance. Mit "einem Gefühl wie noch nie" betrat Graf am 10. September 1988 das Louis Armstrong Stadium in New York. Sabatini machte es Graf auf dem Weg zum Grand Slam nicht leicht und erzwang einen dritten Satz. Doch im Entscheidungssatz war Graf frischer als die erschöpfte Argentinierin. Um 15:14 Uhr Ortszeit war es so weit. Graf verwandelte ihren ersten Matchball zum 6:3, 3:6, 6:1. Der Grand Slam war vollbracht!
Nach dem Triumph stürmte sie zu ihrer Box und ließ sich von ihrer Familie herzen. "Ich fühle mich herrlich frei, völlig gelöst. Ich glaube, ich werde das Tennis künftig anders angehen können. Billie Jean King, Chris Evert und Martina Navratilova galten in ihrer besten Zeit als unschlagbar. Jetzt habe ich es geschafft, was diese Weltklasse-Spielerinnen nie erreichen konnten. Das ist Wahnsinn, verrückt, unglaublich. Genau deshalb kann ich ab sofort locker drauflos spielen. Ich muss keinem mehr was beweisen", gab Graf danach zu Protokoll. Als dritte Frau und fünfte Person überhaupt errang die Deutsche den Grand Slam in der Einzelkonkurrenz. Sie gesellte sich zu den Legenden Donald Budge (1938), Maureen Connolly (1958), Rod Laver (1962 und 1969) und Margaret Court (1970). Was die Leistung von Graf noch spezieller macht, ist die Tatsache, dass ihre Vorgänger auf dem Weg zum Grand Slam nur auf zwei Bodenbelägen siegreich waren. Bei Graf kam noch der Hartplatz hinzu. Seitdem wartet die Tenniswelt auf den nächsten Grand Slam. Für Graf war das historische Jahr 1988 aber längst noch nicht beendet. Ein großes Ziel stand noch aus. Drei Wochen später gewann sie auch die olympische Goldmedaille im Einzel, der Begriff Golden Slam war geboren.
10. September 1989 - Boris Becker triumphiert nach Matchballabwehr
Das hatte es in der US-Open-Geschichte bei den Herren zuvor nur zweimal gegeben. Boris Becker gewann das Grand-Slam-Turnier in New York, nachdem er in der zweiten Runde kurz vor dem Aus stand und zwei Matchbälle gegen sich hatte. Der Deutsche drehte die Partie gegen Derrick Rostagno, auch weil beim Matchball die Netzkante auf seiner Seite war. Becker nach dem umkämpften Sieg nach 0:2-Satzrückstand ins Rollen und spielte schließlich gegen Ivan Lendl um den US-Open-Titel. Für Lendl war es das achte Endspiel in New York in Serie. Doch es war Beckers großer Tag in Flushing Meadows, er siegte mit 7:6 (7:2), 1:6, 6:3, 7:6 (7:4). "Das ist vielleicht der beste Moment in meinem Tennisleben. Es war definitiv emotionaler als in Wimbledon." Mit dieser Aussage überraschte Becker nach dem Triumph.
10. September 2016 - Angelique Kerber, Nummer eins mit Krone
Bereits vor dem US-Open-Finale stand fest, dass Angelique Kerber die neue Nummer eins der Welt werden würde und Serena Williams vom Thron stoßen würde. Die Deutsche konnte sich mit dem Finalsieg gegen Karolina Pliskova zur Nummer eins mit Krone küren. Und sie tat es, mit 6:3, 4:6, 6:4 holte sich Kerber nervenstark ihren zweiten Grand-Slam-Titel. "Alle Träume sind wahr geworden. Es bedeutet mir so viel, hier gewonnen zu haben. Hier in New York, wo 2011 alles angefangen hat."