Steirische Urgewalt holt ersten HTT Titel
Nach drei internationalen Erfolgen in Serie und dem Corona bedingten Ausfall der 2021er-Ausgabe, hat...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
16.02.2025, 15:18 Uhr
Nach drei internationalen Erfolgen in Serie und dem Corona bedingten Ausfall der 2021er-Ausgabe, hat erstmals seit dem Jahr 2020 wieder ein Österreicher das Babolat Februar HTT 250 Turnier im UTC La Ville gewonnen. Der 17jährige Steirer Mathias Kristoferitsch sorgte am vergangenen Dienstag Abend nach einer mehr als beeindruckenden Vorstellung, und im mit nur 73 Minuten Spielzeit schnellsten jemals in drei Sätzen über die Bühne gegangenen HTT-Endspiel der Geschichte, mit einem 6:1, 4:6, 6:2 Erfolg über den topgereihten Niederösterreicher Julian Redl für den zweiten Turniersieg eines Spielers ohne HTT Rankings binnen einer Woche. Für den jungen Rohrbacher war es der erste größere Titelgewinn auf der HTT, obwohl er im Sommer 2022 schon einmal ergebnistechnisch auffälig wurde. Ein Bericht von C.L
Steirischer Newcomer mit atemberaubender Final-Performance
Ende Mai 2022 war es, als der frischgebackene HTT Babolat Februar 250 Champion daheim in der Steiermark ein im Round Robin Modus ausgetragenes HTT Future-Turnier der Kategorie 3 für sich entschied. Mit dem damals am Ende siegreichen Auftritt in Bruck an der Mur, war die Darbietung die der mittlerweile 17jährige aus Rohrbach an der Lafnitz am letzten Dienstag Abend im Union Tenniscenter La Ville zum Besten gab, aber nicht annähernd zu vergleichen. Was war das für eine imposante Vorstellung, was war das für ein in atemberaubender Manier errungener Erfolg, mit dem sich Kristoferitsch für noch weitaus größere Zukunfts-Coups empfehlen konnte. In einem gerade einmal 73minütigen Aufschlag-Spektakel, degradierte Kristoferitsch den letztjährigen Finals-Starter Julian Redl zu einem Statisten, der schon nach wenigen Ballwechseln, lautstark an sich selbst zweifelnd und völlig orientierungslos durch die Halle irrte. Um sich ein besseres Bild über das dienstägie Szenario im zweiten HTT 250er-Saisonfinale machen zu können, dient vielleicht der Vergleich mit einem Boxkampf. Ein furios schlagendes Schwergewicht gegen ein dauerhaft in Deckung agierendes Fliegengewicht, das Treffer für Treffer einstecken muss, und durch den Ring taumelnd auf den erlösenden Gong hofft.
Redl mit Lucky Punch im zweiten Heat zum Satzausgleich
Der in Wiener Tenniskreisen völlig unbekannte Mathias Kristoferitsch war gleich vom ersten Punkt an voll da, und diktierte das Geschehen am Centercourt nach Belieben. Im gesamten ersten Satz gab die steirische Service-Kanone bei eigenem Aufschlag gerade einmal drei Punkte ab, darunter sogar zwei selbst fabrizierte Doppelfehler. Redl, mental völlig neben sich stehend, und ein fluchend, schimpfendes Häufchen Elend darstellend, hatte seinerseits drei Breaks kassiert, und sein letztes Aufschlagspiel zum 1:6 sogar mit drei Doppelfehlern kräftigst versiebt. Redl blieb auch bis Mitte des zweiten Satzes dem Hagel an teils abartig harten und präzisen Schlägen seines Gegners ausgesetzt. Das berühmte Handtuch – um wieder in den Box-Jargon zu wechseln – warf der 23jährige Niederösterreicher aber nicht. Im Gegenteil: Er setzte einen Lucky Punch, und zwar mit seinem einzigen, und zu diesem Zeitpunkt völlig unerwarteten ersten Break. Unerwartet, weil Redl bis dahin nicht eine Break-Chance gegen einen entfesselt aufschlagenden Gegner vorfand, und unerwartet auch, weil Kristoferitsch in diesem berühmt berüchtigten siebenten Game des zweiten Satzes auch schon wieder 40:15 voran lag. Ohne zu wissen wie und warum, hatte Redl also das Break zum 4:3 geschafft, und Minuten später mit 6:4 sogar den Satzausgleich fixiert.
Kristoferitsch mit Super-Finish und 12:0 Punkten zum Titelgewinn
1:1 in Sätzen, gespielt waren da gerade einmal 49 Minuten, und das zehnte HTT Saisonfinale 2025 wurde quasi entgegen des Spielverlaufs wieder auf Null gestellt. Und wer jetzt in der Halle dachte, der erst 17jährige Kristoferitsch würde bei seinem zweiten HTT-Auftritt den Verlust des zweiten Satzes nicht verwinden, der wurde eines Besseren belehrt. Der steirische Überraschungsmann des Wochenendes ließ im letzten der drei Final-Akte noch einmal in imposantem Stil seine Muskeln spielen, und demonstrierte mit einer kleinen Ausnahme seine spielerische Dominanz an diesem denkwürdigen Abend des 11. Februar 2025. Diese kleine Ausnahme, sowas wie eine künstlerische Pause leistete sich Kristoferitsch beim überzeugend herausgeschossenen Zwischenstand von 3:1, als er auf dem Weg zum 4:1 trotz erneut klarer 40:15 Führung bei eigenem Aufschlag, ein zweites Mal an diesem Abend sein Service abgeben musste. Wenn man so will, ein kleines Malheur, als marginaler Schönheitsfehler anzusehen, denn der Youngster aus der Nordoststeiermark finishte gewaltigst, und machte in weiteren fünf Minuten mit drei eroberten Games en suite, allesamt zu Null gewonnen, den Sack zu.
880 Kilometer zum Babolat Februar HTT 250 Turniersieg
Genauso bewundernswert wie seine Leistung auf dem Platz, muss aber wohl auch das Drumherum um seinen Wien-Premierenstart auf der HTT anzusehen sein. Mit 880 Reisekilometern, über 8 Stunden im Auto verbringend, absolvierte der frischgekürte Babolat Februar HTT 250 Champion zu seinen fünf siegreichen Matches auch ein umfangreiches Programm abseits des Courts. Zum dem auch Mama Marianna, die alle Matches ihres Sohnes übrigens versteckt hinter einem Vorhang verfolgte, zu beglückwünschen und zu bedanken ist. Die Eltern im Hause Kristoferitsch sind es, die hinter den Ambitionen des Sohnemanns stehen, und ihn bestmöglich unterstützen. Das tun sie sportlich betrachtet bereits seit sieben Jahren, als Klein-Mathias als 10jähriger auf ärztliches Anraten und einer sogenannten Gesundheitsempfehlung mit dem Tennissport begann. Jetzt ist der Teennager vom TSV Hartberg mit seinem ersten größeren HTT-Erfolg in die Top 150 der HTT Computer-Rangliste aufgestiegen, und motiviert, sich auch einmal mit den absoluten Topstars der HTT-Szene in Wien zu messen. “Meine heutige Leistung war eigentlich ganz gut”, startete der Mann der finale 42 Winner bei nur 17 unforced errors produzierte, sein abschließendes Siegerinterview. “Ich freue mich sehr über diesen Titel, bin auf der anderen Seite aber auch körperlich richtig fertig. Jetzt freue ich mich auf eine Pause”, sprach der Sieger, und verschwand auf der A2 Richtung Heimat.