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Tennis Point - Fragen und Antworten zur aktuellen Situation

Die Insolvenz von Tennis Point sorgt für Aufregung im Tennismarkt, auch bei Kunden und Endverbrauchern. Uns wurden dazu viele Fragen gestellt, denen wir in einem Gespräch mit einem Insolvenzverwalter nachgegangen sind.

von Harald Buchheister
zuletzt bearbeitet: 24.10.2023, 17:49 Uhr

Wie geht es mit Tennis-Point weiter?
© GEPA Pictures
Wie geht es mit Tennis-Point weiter?

Harald Buchheister von tennisnet.com sprach mit Gunter Neef, der mit seiner Kanzlei "Neef, Schwarz und Kollegen Rechtsanwaltsgesellschaft mbH" (Sitz in Fürth) seit über 20 Jahren auf deutsches Insolvenzrecht spezialisiert ist.

Aktuelle Einordnung der Geschehnisse der Insolvenz von Tennis Point

Wie man den Medien und der Internetseite www.insolvenzbekanntmachungen.de vernehmen kann, hat das Amtsgericht in Bielefeld am 20.10.2023 um 11:49 Uhr die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen der Tennispoint GmbH angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist der Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff aus München bestellt wurden.

Konsequenzen für den laufenden Geschäftsbetrieb

Die Schuldnerin, die Tennis Point GmbH, hat einen Antrag gestellt, weil es dort einen laufenden Geschäftsbetrieb mit Mitarbeitern, Kundenbeziehungen und Lieferantenbeziehungen gibt, der noch läuft und nicht eingestellt ist. Deswegen wird jetzt eine vorläufige Insolvenz angeordnet und der vorläufige Insolvenzverwalter muss prüfen, ob die Masse ausreicht, um das Verfahren zu eröffnen und zu prüfen, ob überhaupt ein Insolvenzgrund vorliegt. Dies geschieht innerhalb der nächsten drei Monate und für diesen Zeitraum sind z.B. auch die Gehälter aller Mitarbeiter*innen gesichert.
 

Bestellungen, die vor dem 20.10.23 erfolgt sind und Retouren

Wenn ein Kunde bspw. am 17.10. für 250.- € Tennisschuhe und Bälle bestellt hat, ist es in der Regel so, dass man bei online Geschäften gleichzeitig mit einer Bestellung den Wareneinkauf bezahlt, indem man seine Karte verwendet oder per Paypal bezahlt. Damit ist das Geld raus. Sollten die Tennisschuhe nicht passen und man möchte sie zurückschicken, dann ist heikel, ob man tatsächlich bei der Warenrückgabe noch sein Geld zurückbekommt. In dem Fall müsste man das unbedingt mit dem Unternehmen klären, wie sie die Retouren behandeln wollen. Auf der Internetseite von Tennis Point sah man am Wochenende einen Hinweis, dass man Retourenrückgaben ausgeschlossen hat. Dieser Hinweis ist aktuell wieder verschwunden. Also nicht einfach zurückschicken, sondern auf jeden Fall erkundigen, wie das gehandhabt werden soll. Und dann besser den zu großen Schuh über andere Plattformen weiterverkaufen, bevor man sein Geld nicht erstattet bekommt.

Aktuelle Bestellungen im Internet

Man muss in der jetzigen Phase  erst einmal abwarten  wie das Unternehmen sich verhält. Wird der online Verkauf komplett eingestellt oder gibt es wenigstens eine Garantie oder die Zusage, dass man Ware erhält?

Wenn ich dringend neue Bälle brauche, sollte ich also erstmal mit Tennis Point klären, ob die Ware wirklich vorrätig ist und in der nächsten Zeit ausgeliefert werden kann. Eine weitere Möglichkeit wäre auf Rechnung zu bezahlen, also erst zu zahlen, wenn man die Ware tatsächlich erhalten hat.


Tennis Point Stores in vielen Städten

Grundsätzlich ist der Insolvenzverwalter natürlich an der Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs interessiert, weil er die nächsten Wochen und Monate dafür nutzen wird, potentielle Käufer für Tennis Point zu finden. Und ein Käufer ist nur interessiert, wenn es eine intakte Struktur gibt. Wenn der Laden - salopp gesagt - noch läuft. Deswegen wird der Insolvenzverwalter die einzelnen Shops auch fortführen, es sei denn einer läuft enorm defizitär. In der jetzigen Phase geht man davon aus, dass alle Shops und auch beim ATP Turnier in Wien den dortigen Verkaufsstand weiter betrieben wird.

Mögliche Zukunft des Unternehmens Tennis Point

Man wird sicherlich eine betriebswirtschaftliche Planung parallel zur vorläufigen angehen wie es nach der Insolvenzeröffnung laufen könnte. Der Verwalter wird sich anschauen wie die einzelnen Shops performen (es ist ja durchaus denkbar, dass ein Shop ziemlich hohe Mieten zahlt und bereits defizitär war. Dieser Shop müsste wahrscheinlich dann geschlossen werden.)  Man wird die Phase jetzt schon nutzen, die Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen, um das Unternehmen kostendeckend in der Zukunft fortführen zu können. Und parallel dazu wird sicherlich sofort mit der Suche nach potenziellen Investoren begonnen, die dem Insolvenzverwalter  im eröffneten Verfahren das Unternehmen abkaufen.

Man kann ein Unternehmen in der Insolvenz aber auch „jahrelang“ fortführen. In der Regel ist es aber gut, schnell Käufer zu finden, um auch Ruhe reinzubringen und für mehr Verlässlichkeit in den Lieferantenbeziehungen zu sorgen.

von Harald Buchheister

Dienstag
24.10.2023, 18:10 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.10.2023, 17:49 Uhr