Generali Race to Kitzbühel: Tiroler "Verhältnisse"
Traditionell zum Abschluss der Qualifikations-Serie sucht das Generali Race to Kitzbühel im Westen des Landes nach den besten Hobbyspielern, und nach ambitionierten Kandidaten für das mit 10.000 Euro dotierte Final-Event mit dem krönenden Höhepunkt, dem Endspiel im ausverkauften Kitzbühler Tennisstadion. Ein Fixpunkt in dieser vier Turniere umfassenden Qualifikation der West-Region ist dabei jedes Jahr das Tennis-Wochenende beim TC Going. Von diesem berichtet Claus Lippert.
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
17.07.2024, 14:52 Uhr
TC Going die Nummer 3 aller Generali Race Quali-Turniere was die Teilehmerzahlen betrifft
Seit mittlerweile 12 Jahren hat man sich beim kleinen aber feinen Tennisclub in Going, dem Turniertennis im Breitensport verschrieben. Während Beobachter der Szene anfangs die vielleicht nicht einmal unberechtigte Frage stellten, warum ein Tennisverein mit gerade einmal vier Plätzen mit der Austragung eines der 12 Qualiturniere des Generali Race to Kitzbühel betraut wird, stellt sich diese Frage anno 2024 längst nicht mehr. Der schmucke Tennisclub am Pramaweg mit seinem Apres-Ski-Charme im Hochsommer, hat sich längst seinen Stellenwert in der West-Region erarbeitet. Mehr noch, hat doch der TC Going auch heuer wieder die großen und renommierten Vereine des Westens überflügelt, und wird am Ende der Quali-Reihe erstmals am österreichweiten Stockerl stehen, was die Anzahl der Teilnehmer betrifft. Nur die beiden Hauptstadt-Events im UTC La Ville thronen über dem Goinger Tennis-Spektakel, das auch heuer wieder seinem Ruf als genialstes Tennis-Weekend des Jahres mit über 100 Teilnehmern gerecht wurde. Was aber macht den Zauber und den Erfolg von Tennisturnieren in der knapp 2000 Einwohner kleinen Gemeinde wirklich aus? Natürlich profitiert man vom zauberhaften Panorama, das sich vor den vier Sand-Courts ausbreitet, und bei Sonnenschein sogar eine kitschige Note mit sich bringt. Es ist aber viel mehr als der atemberaubende Ausblick auf Ellmauer Halt, Predigtstuhl, Fleischbank und wie sie alle heißen, die Gipfel des Kaiser-Gebirges. Die Goinger, insbesondere die Mitglieder des gastgebenden Tennisclubs wickeln das Turnier nicht nur ab. Nein sie "leben" das Turnier, und das spürt man als Gast in jeder einzelnen Minute seines Besuches am Pramaweg. Kein Wunder ist daher, dass die Tiroler Hobbytennisspieler vo überall her im Land anreisen. Ob mit dem Auto, dem Zug oder dem Bus, aus dem Lände, dem Oberland oder den umliegenden Orten im Unterland, man freut sich im Juli auf das ganze spezielle, besondere und einzigartige Tennis-Wochenende bei Freunden.
Ambivalente Verhältnisse rund um das Goinger Quali-Turnier
Die mehr als berechtigten Lobeshymnen auf das Goinger Tenniserlebnis verebben freilich, wenn man einen meteorologischen Blick auf das Turnier wirft. Wir müssen wieder einmal über das Wetter reden, oder das, was die Tiroler am vergangenen Wochenende wettertechnisch auf der Speisekarte anzubieten hatten. Nach Jahren mit Postkartenwetter, pflegt das Generali Race to Kitzbühel Quali-Event in Going seit der letzten Saison ein eher ambivalentes Verhältnis zum Wettergott. Gleich am Eröffnungstag sind 23 der insgesamt 28 geplanten Erstrunden-Matches ins Wasser gefallen, ein echter Supergau für jedes auf drei Tage anberaumte Turnier. Apropos ambivalentes Verhältnis. Ein solches scheinen auch die heimischen Tennis-Cracks des TC Going zu ihrem Heim-Event zu haben. Mit Ausnahme von Lokal-Hero Alexander Wieser machten sich die Goinger zu einem ITN-Turnier nach Linz auf, und tauschten so das wunderbare Ambiente der heimischen Bergkulisse mit rauchenden Schloten der Stahlstadt! Tja, Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden!
Die Gerüchteküche um den Generali Race Vorjahressieger brodelt
Ein weitaus innigeres Verhältnis hat derweil der Kirchberger Christoph Erler zum Tennisclub am Fuße des Wilden Kaisers. Der Vorjahressieger des Generali Race to Kitzbühel, der sein gewonnenes Preisgeld in eine Australien-Reise investierte, ist auf dem besten Weg, sich nach seinem Finaleinzug im 4,0er-Bewerb auch heuer wieder einen Startplatz im elitären Feld des Finalturniers zu sichern, und erneut nach dem Siegerscheck zu greifen. Und aus dem innigen Verhältnis könnte sogar noch eine sportliche Liebesbeziehung werden. Es brodelt nämlich seit dem Wochenende die Gerüchteküche in der Tennisszene des Tiroler Unterlandes, nachdem der Generali Race Champion mit seinem TK Kirchberg nach der Nachtragspartie beim TC Schwoich auf einem vermeintlichen Abstiegsplatz die Saison in der Bezirksliga 1 beendete. Man munkelt nun, dass die Erler-Brüder zur Saison 2025 unter dem Wilden Kaiser aufschlagen könnten. Tennis-Tratsch oder doch mehr?
TC Ellmau mit großartiger Nachbarschaftshilfe
Ein freundschaftliches Verhältnis pflegen auch die benachbarten Tennisclubs aus Going und Ellmau. Und weil man sich ja bekanntlich unter Freunden hilft, sprang der TC Ellmau dankenswerter Weise in die Presche, um dem nass gewordenen Turnier im Nachbarort aus der Patsche zu helfen. So transferierte man am Samstag und am Sonntag einige Matches in die Bergdoktor-Gemeinde, wo der TC Ellmau mit dem freundlichen und hilfsbereiten Einsatz von Lukas Kröll und Alexander Gatt das "terminlich abgesoffene Event" wiederbelebte". Ein Ellmauer hätte es dann auch beinahe geschaftt, eine der sechs Kristall-Trophäen nach Hause zu bringen. Rene Schopper musste sich nach einem sehenswert gespielten Turnier-Wochenende erst im Endspiel dem 14jährigen Vomper Jasper Perzlmaier geschlagen geben. Was uns zu den restlichen Gewinnern des vorletzten Quali-Wochenendes des heurigen Generali Race to Kitzbühel bringt.
Raid & Perzlmaier - die Stars des Finaltages
Der ganz große Abräumer des letztlich 5 Tage dauernden Tennisfestes am Goinger Pramaweg kommt eigentlich aus dem Bregenzer Wald. Der Liebe wegen, und nicht wegen der Berge - "die haben wir ja in Vorarlberg auch zur Genüge", gibt Claudio Raid den Wahltiroler, und das mit großer Freude und noch größerem Erfolg. Der 33jährige Supersportler, der im Winter leidenschaftlich gerne Ski-Touren geht, und die Apres Ski Szene bei sich daheim im Oberland unsicher macht, präsentierte sich auch mit dem Racket in Händen von seiner besten Seite, und nahm neben türkis schimmerndem Kristall für den Sieg im 3er-Bewerb auch 2 Kartons Tennisbälle für den Erfolg im Tiebreak-Shootout mit nach Hause. Wobei er eigentlich nur einen Karton des gelben Filzes den Berg hinunter schleppte. Den anderen Teil der begehrten Filzkugel-Ware schenkte er kurzer Hand dem unterlegenen Finalisten Jasper Perzlmaier. "Ich weiß nicht warum, aber der Junge ist Klasse und ein echt ccooler Typ für seine 14 Jahre", argumentierte Raid seine herrliche Geste. Und dieser Jaspar Perzlmaier, ein Teenager aus Vomp in Tirol war tatsächlich sowas wie der heimliche Superstar des Wochenendes. Während er am Wochenende noch eher introvertiert und unauffällig seinem Hobby frönte, taute er am Finaltag aber mal so richtig auf. Der 14jährige, in Deutschland in Bad Tölz geboren, krallte sich den Titel im 8er-Bewerb, schrammte im Finale des Tie-Break-Shootouts nur haarscharf am Sieg vorbei, und begeisterte seine Mitspieler auch mit seiner Art und seinem Wesen. "Ich freue mich riesig über meinen Titelgewinn, und ich kann nur jedem Hobbyspieler in Tirol empfehlen, im nächsten Jahr bei diesem Turnier mitzumachen. Ich werde auf jeden Fall wieder da sein", verkündete der Youngster aus Vomp, ehe er sich zur Urlaubsreise nach Norwegen aufmachte.
Lukas Tschuggnall nach 10 erfolglosen Versuchen mit dem ersten Goinger Titelgewinn
Über ein spezielles Verhältnis verfügte bislang auch Lukas Tschuggnall zum Generali Race to Kitzbühel und zu Tennisturnieren auf der "Goinger Prama". Der 23jährige mit dem bekannten Namen, und seit 2017 ständiger Gast bei den Events am Fuße des Wilden Kaisers, hat endlich seinen Going-Fluch abgelegt, und im zehnten Versuch den ersten Titel in Going abgestaubt. "Es ist Zeit geworden", lachte Tschuggi bei der Siegerehrung, zu der er hochverdienter Maßen als Champion aufgerufen wurde, und die Generali Open Kitzbühel Turnierdirektor Alexander Antonitsch mit seiner Anwesenheit aufwertete. Sechs Matches hatte der Sympathikus aus dem Oberland an diesem verlängerten Wochenende auf der roten Goinger Asche abgespult, drei davon in typischer Tschuggnall-Manier und in drei Sätzen rausgefightet. Im 6er-Bewerb holte Fabian Lintner aus Kitzbühel den Titel gegen Sinisa Vujinovic vom TC Fügen. Stefan Machreich im 5er, und Florian Praxmarer in der ITN Kategorie 7 machten die Tiroler Festspiele beim dritten Quali-Turnier der West-Region schließlich noch perfekt. Ab Freitag geht es übrigens beim TC Kirchdorf in die letzte Runde vor dem großen Finale. Die allerletzte Chance sein Punktekonto im Race aufzustocken, ist mit der Anmeldung bis Donnerstag 15 Uhr verknüpft.