"Die Courts unterscheiden sich extrem"
Doppel-Legende Todd Woodbridge erklärt in seinem Tennissmash-Blog, warum der Ablaufplan bei keinem anderen Turnier so eine große Bedeutung hat wie in Roland Garros.
von Björn Walter
zuletzt bearbeitet:
29.05.2017, 19:36 Uhr
Für viele Experten sind die French Open das härteste Grand-Slam-Turnier der Welt. Regelmäßig gehen die Profis an ihre körperlichen Grenzen und oft auch darüber hinaus: ob bei spätherbstlicher Kälte oder brütender Hitze, kein anderes "Major" verlangt so viel von seinen HauptdarstellernInnen ab.
Todd Woodbridge führt weitere Besonderheiten ins Feld. Die ehemalige Nummer eins der Doppel-Weltrangliste erläutert, warum die Ansetzungen in Paris so großen Einfluss auf den Turnierverlauf haben. Schnelle Courts, langsame Courts, flache Courts und gewölbte Courts - in Roland Garros sei von allem etwas dabei.
Billardtisch oder Rampe
Der Court Philippe Chatrier "ist flach wie ein Billardtisch", sagt Woodbridge. Um sich auf diesem Platz wohlzufühlen, brauche man eine Menge Erfahrung. "Durch die riesigen Ausmaße haben viele Spieler Probleme mit der Schlaglänge. Die Topstars sind hier im Vorteil, weil sie oft auf dem Centre Court spielen dürfen."
Der zweitgrößte Platz der Anlage, Suzanne Lenglen, fühle sich eher wie ein Anstieg an. "Dort ist es viel langsamer. Gewinnschläge werden dadurch erschwert." Die "Stierkampfarena" sei dagegen wie geschaffen für aggressive Spieler. "Auf Court 1 kommt der Kick-Aufschlag besonders gut zur Geltung. Es ist dort sehr schwierig, gut zu returnieren, da der Ball enorm hoch abspringt." Auf den Außenplätzen sei es ähnlich. "Die 'Grinder' haben da kaum Platz, um ihre Defensivqualitäten gewinnbringend einzusetzen", fügt der 46-Jährige hinzu.
Sonderwünsche und Publikumsfaktor
Ein Spieler wie Nick Kyrgios wäre demnach prädestiniert für Court 1 oder den Chatrier. Auf Lenglen schätzt Woodbridge die Siegchancen seines Landsmannes deutlich geringer ein. Die großen Stars der Szene wüssten um die enorme Bedeutung der "richtigen" Ansetzung und äußern deshalb ihre Wünsche bei der Turnierleitung. "Jemand wie Rafael Nadal schaut aufs Draw und sagt: 'Ich weiß, dass ich einmal auf Lenglen spielen muss, deshalb möchte ich gegen diesen oder jenen Kerl dort antreten.' Das ist nichts Verwerfliches."
Neben Plätzen, Ansetzungen und dem Wetter sollte auch der Einfluss der Fans nicht unterschätzt werden. "Du darfst in Roland Garros niemals die Leute gegen dich aufbringen, das ist der Schlüssel", betont Woodbridge. Eine aufgeheizte Stimmung wie in Miami, als Kyrgios gegen Roger Federer spielte, sei nichts gegen das französische Publikum. "Du kannst dich nicht wirklich darauf vorbereiten, musst dir aber darüber bewusst sein."
Hier geht's zum Blog von Todd Woodbridge.
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