Toni Nadal: Französisches Publikum hat "vor Rafaels Verhalten kapituliert"
Onkel Toni, langjähriger Coach von Rafael Nadal, hat sich zum anstehenden Karriereende seines Neffen geäußert.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
06.11.2024, 20:29 Uhr
Die Verabschiedung für Rafael Nadal war emotional im Frühjahr (bei den French Open) und Sommer (bei den Olympischen Spielen). Denn kein Spieler hat Roland-Garros in den vergangenen 20 Jahren mehr geprägt als der 14-fache-Champ aus Manacor. Paris ohne Nadal? Ist kaum vorstellbar.
Doch das Verhältnis zwischen dem französischen Tennispublikum in Roland-Garros und Nadal war nicht immer so herzlich. Nadal kämpfte jahrelang gegen Publikumsliebling Roger Federer, dem die Herzen ob seiner Eleganz in Massen zuflogen. Gewinnen konnte Federer allerdings nie gegen seinen spanischen Dauerrivalen auf dem Pariser Sand.
Und Nadal spürte speziell in den ersten Jahren auch in anderen Matches großen Jubel für die Underdogs. Als Robin Söderling ihn 2009 tatsächlich besiegte, war die Stimmung unschön. Was auch Onkel Toni zum Kommentar hinreißen ließ: “Das Pariser Publikum ist ziemlich dumm.”
Toni Nadal: “Geht auch darum, wie man gewinnt”
Längst ist das vergessen. “Im ersten Jahr gab es keine Feindseligkeit. Ich glaube, später, als er so oft gewann, wollten die Leute ihn nicht mehr so oft triumphieren sehen”, reflektierte Toni kürzlich im Gespräch mit dem Portal Flashscore.
"Doch am Ende hat die französische Öffentlichkeit, meiner Meinung nach, vor Rafaels Verhalten kapituliert. Denn im Leben geht es nicht nur ums Gewinnen, sondern auch darum, wie man gewinnt. Ich denke, Rafael hat das sehr gut gemacht, und deshalb hat sich die Situation in Frankreich geändert, bis hin zu der Anerkennung, die sie ihm bei den Olympischen Spielen zuteil werden ließen."
Nadal “hatte weitermachen wollen”
Onkel Toni sprach auch über das Problem, den Zeitpunkt für den Rücktritt zu finden. Ja, es sei Rafa schwer gefallen, Schluss zu machen. “Denn es ist für jeden schwer, eine Tätigkeit aufzugeben, die man mag und die man viele Jahre lang ausgeübt hat.” Nadals Problem eben: Er habe jahrelang mit Verletzungen zu tun gehabt, diese aber stets überwunden. Darauf habe er auch nun gewartet. “Doch diesmal geschah es eben nicht. Und als er erkannte, dass eine Rückkehr zu alter Stärke unmöglich war, entschied er sich, die Karriere zu beenden. Aber zuallererst hatte er natürlich weitermachen wollen.”
Nadal wird seine Laufbahn bei den Davis Cup Finals vom 19. bis 24. November im spanischen Malaga ausklingen lassen.