Onkel Toni: "Der Kopf bestimmt alles
Der Onkel-Coach über das großartige Australian-Open-Finale, Roger Federers Rückhand und warum es bei seinem Neffen Rafael Nadal endlich wieder rund läuft.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
10.02.2017, 12:15 Uhr
Für Tennisfans weltweit war es das Traumfinale schlechthin: Roger Federer gegen Rafael Nadal - deren Duell von 2005 bis 2011 die Tenniswelt in Atem hielt. Für einen war die Neuauflage jedoch kein Wunschtraum: Toni Nadal. "Meine Arbeit drehte sich nicht um diesen vielleicht magischen Apsekt zwischen Roger und Rafael. Mein Job war es, mich auf die Trophäe zu konzentrieren", sagte der "Rafa"-Coach im Gespräch mit der französischen Sportzeitung L'Équipe. Dennoch gab auch Onkel Toni zu, dass das Duell Nadal-Federer etwas Bewegendes habe. Er selbst hätte allerdings "einen nicht so starken Gegner" befürwortet.
"Federer hat sehr flach gespielt"
Federer habe ihn jedoch schon im Turnierverlauf beeindruckt, vor allem dessen Rückhand zum Ende hin. Toni sieht dafür zwei Gründe: Federer habe weniger Fehler gemacht als sonst und habe an seiner Entscheidung, den Ball flacher zu schlagen, strikt festgehalten. Ob der Belag so schnell gewesen sei, wie viele meinten, wollte Toni Nadal nicht bestätigen. Abends zu spielen habe Federer jedenfalls gelegen, weil der Ball nicht so hoch abgesprungen und leichter zu antizipieren gewesen sei. "Extremer Topspin war so nicht möglich."
Natürlich denke er an die Chance zum 4:2 in Satz fünf, jedoch habe man schon oft einen entsprechenden Rückstand gedreht - nun sei es eben umgekehrt verlaufen. Dennoch sei 2017 ein gutes Jahr. "Zum ersten Mal seit Jahren hat Rafael keine körperlichen Probleme zu bewältigen. Als wir im November mit der Vorbereitung in Manacor begonnen haben, hat er sich gut gefühlt."
Hierbei zähle der Seelenfrieden enorm viel, so Toni, schließlich habe sich "Rafa" jahrelang mit körperlichen Beschwerden herumgeplagt, weshalb man irgendwann nicht mehr mit allem klarkomme auf dem Platz, nicht mehr die richtige Einstellung im Training habe, zu viel Selbstvertrauen einbüße. "Wenn deine Schläge vom Zustand deiner Hand, deines Knies, deines Fußes abhängen ... die Schmerzen ermüden dich irgendwann. Sie zehren an deiner Stärke." Als "Rafa" schmerzfrei gewesen sei, habe er sein hohes Level wieder erreicht. Auch dass Carlos Moya nun im Team sei, habe sehr geholfen.
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Vorhand soll druckvoller werden
Ein weiteres Problem im Vorjahr sei die Bespannung gewesen. "Wir wollten mehr Power bekommen, haben aber Selbstvertrauen verloren. Rafael war angespannt im Match, weil er sich nicht ausreichend daran gewöhnt hatte, daher spielte er mit Zweifeln." In Indian Wells sei man dann zur alten Bespannung zurückgekehrt.
In der Saisonpause hatten zudem Gerüchte die Runde gemacht, dass Nadal von seinem langjährigen Ausrüster Babolat zu Head wechseln würde - das jedoch sei kein Thema mehr, so Onkel Toni. "Wir wollten mehr Zug in die Vorhand bekommen, daran arbeiten wir schon eine Weile." Man habe sich umgeschaut, sei aber letztlich zum Schluss gekommen, dem gewohnten Schläger etwas mehr Gewicht zu verleihen. "Da haben wir einen guten Kompromiss gefunden." Dies sei jedoch nicht das wirklich Ausschlaggebende, so Nadal. "Der Kopf bestimmt alles, er erlaubt dir, dein Spiel zu entwickeln. Wenn dort was nicht stimmt, wird alles schwierig."