Topgesetzte Ostapenko siegt in einer „Midnight Session"
Um 0.10 Uhr machte die topgesetzte Jelena Ostapenko nach einem wahren Krimi gegen den dänischen Jungstar Clara Tauson in einer „Midnight Session" ihren Viertelfinaleinzug perfekt.
von PM / tennisnet
zuletzt bearbeitet:
02.02.2024, 01:34 Uhr
Im Tie-Break des dritten Satzes verwandelte die Weltranglisten-Zwölfte aus Lettland in der Nacht zum Freitag schließlich ihren dritten Matchball zum 3:6, 6:4, 7:6 (9:7) und stieß mit geballten Fäusten einen lauten Schrei der Erleichterung aus. „Ich war nicht in meiner besten Verfassung, ich bin erst am Mittwoch aus Australian angereist. Aber ich bin sehr stolz darauf, dass ich bis zum letzten Punkt gekämpft habe", sagte die 26-Jährige. Den bis nach Mitternacht verbliebenen Zuschauer:innen rief sie auf deutsch ein „Dankeschön" entgegen. Die Linz-Finalistin von 2019 schwärmte auch von der Stadt Linz: „Ich hatte einen wunderschönen Morgenspaziergang in der Stadt." Ostapenko mag Linz - und die Linzer:innen mögen sie.
Mit Donna Vekic besiegte ein weiterer Publikumsliebling am mit Dramatik nicht zu überbietenden „Family Day“ der Oberösterreichischen Versicherung überraschend deutlich die Australian-Open-Halbfinalistin Dayana Yastremska aus der Ukraine mit 6:1, 6:1. Yastremska fand gegen Vekic keine Mittel, den Jetlag und die Müdigkeit von der langen Anreise aus Australien merkte man ihr noch an. „Es war nicht so klar, wie das Ergebnis vermuten ließe, da waren viele ganz enge Spiele dabei“, sagte die Kroatin Vekic anschließend und hoffte, selbst bis zum Wochenende im Turnier zu bleiben. Die 27-Jährige ist bereits zum siebten Mal in Oberösterreich am Start und spürt eine ganz besondere Verbindung zum Publikum: „Es sind keine Österreicherinnen mehr im Wettbewerb, vielleicht adoptieren mich ja die Fans als Einheimische. Ich fühle mich immer sehr wohl in Linz, es ist sehr familiär hier.“ Extra angereist aus Kroatien sind auch in diesem Jahr wieder ihre Eltern.
Yastremska: "Keine Energie mehr"
Yastremska, die in Melbourne als Qualifikantin sensationell das Semifinale erreicht hatte, musste nach dem Match von Turnierdirektorin Sandra Reichel getröstet werden. „Ich bin ziemlich ausgelaugt und müde, habe viel gespielt in den letzten Wochen. Heute hatte ich wirklich keine Energie mehr, ich habe alles am Platz gelassen. Bislang ist dieses Jahr sehr gut für mich gelaufen, aber jetzt brauche ich dringend eine Pause“, sagte die 23-Jährige, die nun nach Hause zu ihrer Familie nach Odessa fahren wird.
Ihre Müdigkeit gut im Griff hatte die neue Nummer der Doppel-Weltrangliste, Elise Mertens, die am Sonntag in Melbourne an der Seite der Taiwanesin Hsieh Su-wei noch das Doppelendspiel gewonnen hatte. Die belgische Linz-Finalistin von 2020 kaufte mit ihrem druckvollen Spiel der Italienerin Lucia Bronzetti den Schneid ab und zog mit 6:1 und 6:3 ins Viertelfinale des Upper Austria Ladies Linz ein. „Ich habe besonders im ersten Satz gut serviert, das machte es viel leichter, ich war viel am Netz, da habe ich wirklich gut gespielt. Ich mag die Halle, die ist so praktisch gleich neben dem Hotel“, betonte Mertens die Vorzüge des Spielortes und verabschiedete sich prompt zu einem kleinen Nachmittagsschläfchen.
Anastasia Potapova war beim Aufwärmen am Vormittag bestens gelaunt, sie scherzte mit ihrem Trainer und liebkoste zwischendurch ihr Hündchen namens Baby. Der Toy-Pudel verfolgte freudig wedelnd das Training. Im dramatischen Abendmatch gegen Elisabetta Cocciaretto über 2:54 Stunden konnte Potapova die Aufmunterung seitens ihres Vierbeiners auch gut gebrauchen. Die Italienerin spielte ohne Respekt drauflos, schlug teils unglaubliche Bälle und holte Satz eins mit 6:2. Erst nach gut eineinhalb Stunden begannen bei Cocciaretto die Kräfte zu schwinden, Potapova holte den Satz 7:6 (11) im Tiebreak. Im dritten Durchgang ein ähnliches Bild, die Italienerin lief und kämpfte um jeden Ball, Potapova dagegen lieferte sich Wortgefechte mit Trainer Igor. Doch diese Emotionen brachten die Vorjahressiegerin zurück ins Match, nach zwei abgewehrten Matchbällen sicherte sich schließlich Satz drei mit 7:5. „Es ist einfach unglaublich, wie Elisabetta gespielt hat. Ein Wahnsinn! Die steht nächstes Jahr hier im Finale,“ analysierte Potapova das Marathonmatch. „Ich bin wirklich kaputt, und mein Trainer ist nervlich auch geschafft“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Nach dem Dreisatz-Thriller wurden bei vielen Zuseher:innen in der Halle Erinnerungen ans letzte Jahr wach, als Potapova sich von Runde zu Runde kämpfte – und schließlich zum Turniersieg.
Komplettiert wird das Viertelfinale von der Französin Clara Burel, die die Tschechin Katerina Siniakova mit 6:3, 5:7, 6:4 bezwang.