„Ich hatte die falsche Ärztin“

Der Serbe wurde für 18 Monate gesperrt, weil er eine Blutprobe verweigerte.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 26.07.2013, 10:59 Uhr

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Diese Nachricht kam für Viktor Troicki aus dem heiteren Himmel. Wenige Stunden zuvor stand der Serbe beim Turnier in Umag noch auf dem Platz und schied im Achtelfinale klar mit 0:6, 4:6 gegen Tommy Robredo aus. Es sollte nicht das einzige Negativ-Erlebnis an diesem Tag für Troicki gewesen sein, denn am Abend wurde bekanntgegeben, dass die International Tennis Federation (ITF) den 27-Jährigen für 18 Monate sperrt. Der Grund: Troicki wurde während des Masters-1000-Turniers in Monte Carlo am 15. April zu einer Urin- und einer Blutprobe aufgefordert, gab aber nur eine Urinprobe ab. Zuvor war der Serbe in der ersten Runde von Monte Carlo klar mit 1:6, 2:6 gegen Jarkko Nieminen ausgeschieden.

Troicki hat nun zwei Wochen Zeit, Einspruch gegen das Urteil einzulegen. Der ehemalige Weltranglisten-12. werde das auch tun, wie er auf seiner Webseite erklärte. Dort schildert Troicki die Vorkommnisse bei der Dopingprobe. „Ich wurde ausgewählt für einen Urin- und Bluttest nach dem Match und bin nach dem Duschen und Stretchen zur Dopingkontrolle gegangen. Ich habe die Urinprobe abgegeben und habe der Ärztin gesagt, dass ich mich richtig schlecht fühle und glaube, dass die Blutentnahme mich noch schlechter fühlen ließe. Ich fühle mich immer schlimm, wenn mir Blut entnommen werden muss. An diesem Tag hatte ich Angst, dass ich im Krankenhaus enden würde. Die testende Ärztin sagte mir, dass ich blass und krank aussehe und dass ich den Test auslassen könnte, wenn ich einen Erklärungsbrief darüber an die ITF schreiben würde. Sie hat mir den Brief diktiert und mich gehen lassen, ohne dass ich Blut gebe. Sie war sehr hilfsbereit und verständnisvoll.“

„Klarer Fehler von der Ärztin“

Einen Tag danach gab Troicki einen Bluttest ab, der genauso wie die Urinprobe negativ ausfiel. Der Serbe fühlt sich derzeit wie in einem schlechten Film. „Ich bin niedergeschlagen und erschöpft. Die ganze Zeit denke ich über die Angelegenheit nach. Und es ist noch nicht vorüber, deshalb kann ich es nicht richtig beschreiben. Ich bin der Ärztin nicht böse. Ich glaube, dass der Ärztin gesagt wurde, dass sie einen großen Fehler begangen hat, indem sie mich gehen ließ. Sie versucht, ihren Job zu retten. Die Dopingregeln sind streng und müssen auch streng bleiben. Aber das war ein klarer Fehler von der örtlichen Doping-Kontrolleurin, die auch Ärztin ist und zudem die Entscheidungsträgerin ist. Sie hat mich gehen lassen und mich beschwichtigt. Meiner Meinung nach hat sie sich gegen mich gestellt, als sie herausgefunden hat, dass sie dem Prozedere nicht gefolgt ist.“

Troicki versicherte auf seiner Webseite, dass er sauber sei und dass er ungerecht behandelt werde. „Ich fühle, dass ich wie ein Verbrecher behandelt werde, und ich habe nichts verbrochen. Ich habe Angst vor der Nadel und hatte immer schon Schwierigkeiten mit der Blutentnahme. Aber ich habe es immer getan. Ich bin sauber und werde in meiner gesamten Karriere immer sauber sein. Ich hatte nur die falsche Ärztin, die mir nicht gesagt hat, dass ich alles riskiere. Sie hat mir einen Brief der ITF gezeigt und gesagt, dass sie die Entscheidung trifft. Ich habe ihr vertraut. Ich wünschte, ich hätte die Unterhaltung aufgezeichnet, dann hätte es nie solch einen Fall gegeben, wenn ich das gemacht hätte.“

Zuspruch von Kollegen

Troicki glaubt, dass das Schiedsgericht ihn freisprechen wird. „Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass das Schiedsgericht in Lausanne meine Gutgläubigkeit und meine totale Unschuld berücksichtigt. Aber derzeit macht mich diese enorme Sanktion sprachlos. Es fühlt sich an, dass mich die Welt, der ich Tag für Tag geholfen habe, im Stich lässt. Das ist das schlimmste Gefühl, dass man sich vorstellen kann.“ Von den Turnieren in Kitzbühel, Montreal, Cincinnati, Winston-Salem und den US Open in New York wurde er schon mal von der Nennliste gestrichen.

Auch von der Doppelkonkurrenz in Umag musste Troicki nach Bekanntgabe der Sperre zurückziehen und erhielt im Anschluss Zuspruch von seinen Kollegen. „Ich habe mit meinem Doppelpartner Seppi gesprochen. Meine Kollegen sind genauso geschockt wie ich und denken, dass es lächerlich ist. Es hätte jedem von ihnen passieren können.“ Auch von seinem Landsmann Novak Djokovic erhielt Troicki Zuspruch. „Er hat mir gesagt, dass er sicher ist, dass es gut enden wird, weil ich unschuldig bin, und dass die ATP mich bei dieser Sache unterstützen sollte.“(Text: cab; Foto: Jürgen Hasenkopf)

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