US Open 2023: Zu wenig Drama ohne Serena?
Im vergangenen Jahr hat sich bei den US Open in Woche eins vieles um den Abschied von Serena Williams gedreht. Wer kann in der aktuellen Ausgabe für das große Drama sorgen?
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
24.08.2023, 07:44 Uhr
Vorzuwerfen war den Organisatoren der US Open 2022 natürlich wenig bis nichts - schließlich konnte ja niemand absehen, wann sich nun tatsächlich das letzte Match der großartigen Karriere von Serena Williams zutragen würde. Und also spielte sich folgendes Szenario gleich drei Mal ab: Die jeweilige Gegnerin (Danka Kovinic, Anett Kontaveit und als letzte Ajla Tomljanovic) nahmen brav ihren Platz im Arthur Ashe Stadium ein. Und durften dann auf der Videowall eine Würdigung von Serena mitverfolgen.
Das spielerische Drama hielt mit dem ganzen Brimborium rundherum nicht ganz mit, aber gut: Auch das gehört zu New York City.
Serena steht in der am Montag beginnenden Ausgabe des letzten Majors des Jahres nicht mehr zur Verfügung. Dazu hätte es die Geburt der zweiten Tochter gar nicht gebraucht. Wer aber kann ihren Part einnehmen - es also schaffen, das Publikum emotional abzuholen (wer die Matches von Serena in Flushing Meadows in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß: Die Energie zwischen den Fans und der 23-maligen Grand-Slam-Siegerin im Einzel war zu mindestens 96 Prozent positiv.)?
Bei aller Liebe für die internationalen Stars muss das dann schon ein Hometown Hero sein, Frauen mit eingeschlossen. Erste Aspirantin dafür ist sicherlich Coco Gauff, die mit ihren Siegen in Washington und vor allem auch in Cincinnati die Erwartungen noch ein Level höher geschraubt hat. Ob sie diesem druck gewachsen sein wird? Schwierig.
Aber natürlich nicht halb so schwierig wie bei den Männern. Frances Tiafoe wäre hier der natürlich Kandidat. Aber bei „Big Foe“ läuft es in den letzten Wochen nicht rund, streng genommen seit seinem Sieg bim Rasenturnier in Stuttgart. In Toronto hat Tiafoe gegen Old Boy Milos Raonic eingeschaut, in Cincinnati gegen Older Boy Stan Wawrinka. Keine Empfehlungsschreiben für einen ähnlich tiefen Run wie 2022, als Tiafoe dem späteren Champion Carlos Alcaraz erst im Halbfinale nach grandiosem Kampf und in fünf Sätzen unterlag.
Taylor Fritz ist der nominell beste Amerikaner in den ATP-Charts. Aber ebensowenig wie Tommy Paul ein Mann, der die Fans mitreißt. Das könnte höchstens einem Mann gelingen, den Anfang der Saison nur wenige auf ihrem Zettel hatten: Christopher Eubanks.Zwar war die Form von Eubanks in den letzten Wochen auch nicht gerade bestechend gut, aber der Viertelfinal-Einzug in Wimbledon und der Titel auf Mallorca haben den 27-Jährigen auf der Tennis-Landkarte verankert. Dass Eubanks, der sich ganz ausgezeichnet mit Coco Gauff versteht, seiner Landsfrau in Sachen Charisma um wenig nachsteht, wird ihm in Flushing Meadows nicht zum Nachteil gereichen.