Abwesenheit beim US-Open-Call: Gilles Simon verteidigt Novak Djokovic

Bereits während der Adria-Tour hatte Novak Djokovic einige Kritik einstecken müssen, weil er nicht an einem Zoom-Call mit 400 Spielern teilgenommen hatte, als es um die Art der Austragung der US Open gegangen war. Eine ungerechtfertigte Kritik, findet Gilles Simon.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 28.06.2020, 21:32 Uhr

Gilles Simon
© Getty Images
Gilles Simon

Novak Djokovic dürfte gemischte Gefühle haben, wenn er den Namen Gilles Simon hört. Der Franzose, bekannt als einer der intelligentesten Köpfe der Tour, hatte Djokovic bei den Australian Open 2016 in einen Fünf-Satz-Krimi verwickelt, bei dem Djokovic 100 Fehler ohne Not fabrizierte - am Ende aber dennoch gewann. Im Übrigen ganz am Ende auch das Turnier. Gute Gefühle sollten bei Djokovic indes beim Blick auf den Gesamtvergleich aufkommen, 11 Siege bei nur 1 Niederlage gegen Simon sagt hier die Statistik, und die ist bereits zwölf Jahre her./

Noch nicht lange her hingegen ist eine Aktion, die Djokovic in kein gutes Lichts stellte, bereits vor dem Adria-Skandal. Als es nämlich nach wochenlangen Überlegungen in die finale Runde einer möglichen US-Open-Austragung 2020 ging, in der die USTA und die ATP mit 400 Spielern via Zoom konferierte, fehlten drei bekannte Namen: die von Roger Federer, Rafael Nadal - und Novak Djokovic. Alle drei Mitglieder im Spielerrat, Djokovic gar als Präsident.

Vor allem aufgrund der Vorgeschichte eine fragwürdige Abwesenheit, fanden viele, Djokovic war es immerhin, der am Lautesten gegen die angedachte Bedingungen in New York protestiert hatte, vor allem der Gedanke, nur einen Betreuer an Bord haben zu dürfen, passte dem "Djoker" bekanntlich nicht. (Dürften ihm aber mittlerweile egal sein, inzwischen sind offenbar drei Betreuer vor Ort erlaubt.)

Einer der größten Kritiker der Aktion: Noah Rubin, der die Seite behindtheracquet.com betreibt, auf der er die Profikollegen zu Wort kommen lässt, und in einen entsprechend lautenden Podcast. Und genau hier hatte sich Rubin über Djokovic beschwert. Es könne doch nicht sein, dass Djokovic nicht mal 30 Sekunden Zeit gehabt hätte, sich hinzuzuschalten, bei einem Call, wo zum ersten Mal in der Tennisgeschichte 400 Spieler dabei gewesen seien. Dabei hätte man doch zur selben Zeit einige Fotos zu Gesicht bekommen, auf denen Djokovic im Rahmen der Adria-Tour Fußball gespielt habe.

"Djokovic hat 1.500 Stunden investiert"

Diese Anschuldigungen würden nicht stimmen, erkärte nun Gilles Simon in einem Interview mit tennisbreaknews.com. "Noah Rubin hat ihn dafür kritisiert, dass er beim Zoom-Call nicht dabei war. Aber Djokovic hat zuvor 1.500 Stunden am Telefon investiert, das wusste Rubin nicht. Er kritisiert ihn dafür, in der finalen Konferenz nicht dabei gewesen zu sein, obwohl er alle Themen bereits im Vorfeld durchgesprochen hatte."

Auch Rubin hat sich mittlerweile teilweise von seiner Kritik distanziert - diese sei als einzig auf Djokovic bezogen rübergekommen, dabei sei es um viele Topspieler gegangen, die sich darüber beschwert hatten, auf ihr großes Team verzichten zu müssen. Und nicht im Blick hätten, dass es für weiter hinten notierte Spieler schlichtweg um Spiel- und Einnahmemöglichkeiten gehe. Djokovic, das müsse er zugeben, habe mehr im Council getan als andere an der Spitze, wie Federer oder Nadal. 

Simon hat viele offene Fragen

Djokovic sei jemand, der viel ausprobiere, zum Unmut anderer, so Simon. Und das ärgere nun die USTA, die das Turnier (die US Open) organisiere. "Man versucht, sich bei allen abzusichern, aber wenn dann die Nummer 1 der Welt sagt 'Nein, unter diesen Bedingungen spielen wir nicht', ist man natürlich nicht glücklich."

Ohnehin gebe es noch viele offene Fragen zu den US Open. Zum Beispiel, was passiere, wenn ein Corona-Test positiv ausfalle. "Müssen wir dann 14 Tage im Hotel bleiben? Wenn es einen Fall gibt, was passiert dann? Was, wenn man bereits in der dritten Runde steht, gibt es dann eine Welle von Absagen?" Jeder habe aktuell seine eigenen Interessen. "Die Amerikaner sagen: Wir wollen nicht nach Europa. Die anderen sagen: Bei uns ist es umgekehrt. Kurz gesagt, es ist sehr mühsam", so Simon.

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von Florian Goosmann

Sonntag
28.06.2020, 20:54 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.06.2020, 21:32 Uhr

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