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US Open: Coco Gauff - Die Leichtathletin muss das Frauentennis retten

Coco Gauff muss seit ihrem Sieg gegen Venus Williams in Wimbledon 2019 mit hohen Erwartungen umgehen. Bei den US Open sind diese naturgemäß besonders hoch.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 29.08.2022, 00:48 Uhr

Ja, im Zweifel muss Cori Gauff das Frauentennis alleine retten
Ja, im Zweifel muss Cori Gauff das Frauentennis alleine retten

Von Jens Huiber aus New York City

Coco Gauff, das muss zunächst einmal festgehalten werden, hat in ihrer Karriere bislang gerade mal zwei Turniere gewonnen: 2019 in Linz, wo der Premieren-Triumph an einem seidenen Faden hing. Gauff schaffte es im letzten Abdruck als Lucky Loserin in das Hauptfeld. Den zweiten Titel gab es in Parma 2021. Coco Gauff, auch das muss man festhalten, ist trotz dieser noch bescheidenen Ausbeute jene Frau, die die WTA-Tour nach dem Abgang von Serena Williams retten muss. Wahrscheinlich ganz alleine. Und das sieht nicht nur die New York Times so. Denn der Tennissport braucht wie jede andere Disziplin Zugpferde. Und niemand hat eine Sportart über Jahrzehnte quasi im Alleingang dermaßen geprägt wie Serena Williams.

Die Times hat Coco Gauff am gestrigen Sonntag also die Titelgeschichte ihres Magazins gewidmet, den Werdegang der Teenagerin nachgezeichnet. Und auch die Erwartungen, die die US-amerikanische Tennis-Öffentlichkeit - wie groß diese auch immer ist - mit ihr verbindet.Tracy Austin, Martina Hingis, Monica Seles werden als Beispiele für Spielerinnen angeführt, die im Alter von 17 Jahren bereits ein Grand-Slam-Turnier gewonnen haben. Das wird Coco Gauff nicht mehr schaffen, auch bei den US Open 2022 zählt sie nicht zu den allergrößten Favoritinnen.

Im Einzel.

Im Doppel hat sie es schon bis an die absolute Weltspitze geschafft, geschuldet auch einer eher zufällig zustande gekommenen Partnerschaft mit Jessica Pegula. Eigentlich war Gauff im Doppel an der Seite von Cathy McNally unterwegs, die Einzel-Karriere eben jener ist aber noch nicht so richtig ins Laufen gekommen. Was wiederum heißt, dass McNally an vielen Turnieren nicht teilnehmen kann, bei denen Gauff selbstredend im Hauptfeld steht.

Familie Gauff mit sportlichen Genen

Warum also der Hype? Wer Coco Gauff öfter bei Pressekonferenzen begegnet, dem wird klar, was die aktuelle Nummer zwölf der WTA-Charts auszeichnet. Und von den meisten ihrer Konkurrentinnen abhebt, abgesehen vom sportlichen Talent. Dieses Charisma. Diese Selbstironie. Diese Neugier. Man geht im Grunde von jedem Medientermin mit dem Wunsch weg, noch etwas mehr von Coco Gauff zu erfahren. Iga Swiatek mag die Szene im ersten Halbjahr beherrscht haben, als Verkäuferin ihres Sports kann die Polin mit Coco Gauff nicht mithalten.

Zumal alles so schön ausgeleuchtet ist im Leben der 18-Jährigen, wie jetzt eben auch in der New York Times. Vater Corey Gauff hat an der Georgia State Universität Basketball gespielt, Mutter Candi war eine ziemlich starke Siebenkämpferin. Wenn es also so etwas wie athletisches Erbmaterial gibt: Coco Gauff hat es mitbekommen. Rock Macci, ein Coach der schon mit den Williams-Schwester gearbeitet hat, beschreibt Coco Gauff als „Leichtathletik-Star, der einen Tennisschläger in der Hand hat“.

Emma Raducanu könnte helfen

Mit zehn Jahren hat Gauff begonnen, auch an der Akademie von Patrick Mouratoglou zu trainieren, mit 14 gewinnt sie in Roland Garros den Titel im Juniorinnen-Wettbewerb, im Endspiel übrigens gegen Cathy McNally. Mit der sie nach wie vor ganz wunderbar auskommt, auch wenn Gauff gesteht, dass ihre gesellschaftlichen Fähigkeiten nicht auf einem Level mit den sportlichen sind. „Ich bin seit der dritten Klasse zuhause unterrichtet worden. Manchmal weiß ich nicht, wie man ganz normal soziale Kontakte aufbaut.“ Ihre Freunde würden ihr dann zwar bestätigen, dass sie sich wacker schlage. Aber Gauff spüre dennoch Selbstzweifel.

Bei den US Open 2022 startet Coco Gauff an Position zwölf gesetzt gegen die französische Qualifikantin Leolie Jeanjean. Keine leichte Aufgabe, Jeanjean hat in diesem Frühjahr in Roland Garros starkes Tennis gezeigt. Die auch dadurch nicht einfacher wird, dass die Veranstalter Gauff ins Arthur Ashe Stadium gepackt haben. Jene Frau, die eben dort das bislang letzte professionelle Tennismatch gewonnen hat, könnte übrigens die einzige Hilfe für Coco Gauff sein, wenn es darum geht, das Frauentennis zu retten. Denn auch Emma Raducanu sprüht vor Charisma, Selbstironie und Neugier.

Hier das Einzel-Tableau bei den US Open

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Montag
29.08.2022, 07:52 Uhr
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