Ein Turnier wie kein anderes für Tommy Haas

Der 35-Jährige spielt zum 16. Mal beim Grand-Slam-Turnier in New York. Schafft er noch den ganz großen Coup im „Big Apple“?

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 26.08.2013, 09:24 Uhr

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Von Jörg Allmeroth aus New York

Wenn er zurückdenkt an die allerersten New Yorker Abenteuer, kann er sich selbst ein kopfschüttelndes Lächeln nicht verkneifen. Da hockte Tommy Haas, Neuling im Tennis-Großstadtdschungel, also 1996 tatsächlich in der berühmt-berüchtigten U-Bahn-Linie 7 und fuhr im Pulk der Tennisfans und auch einiger nicht so seriöser Gestalten heraus zu seinen US-Open-Qualifikationsspielen. „In dem Alter findest du so was sogar noch spannend und lustig“, sagt der 35-jährige Haas über den damals 18-jährigen Haas.

Geprägt hat ihn kein anderes Tennisturnier so wie dieses, wie die einmaligen, unverwechselbaren Offenen Amerikanischen Meisterschaften in New York. Und keiner hat inzwischen mehr Erfahrung und Big-Apple-Jahre auf dem Buckel wie der unverzagte Alterspräsident der Tour. Wenn er zu seinem Erstrunden-Spiel der Saison 2013 gegen den Franzosen Paul-Henri Mathieu auf den Court marschiert, der amerikanische Deutsche oder auch deutsche Amerikaner, dann sind es trotz mancher bitterer Verletzungsabsagen nun schon die 16. US Open für Haas – eine Ausdauerleistung, über die der Familienvater sagt, sie sei ihm fast schon „ein wenig ungeheuer“: „Nach all dem, was ich durchgemacht habe, konnte man das wirklich nicht erwarten.“

Liebe auf den ersten Blick bei Haas

Haas und die US Open – es ist, trotz des hartnäckig ausgebliebenen ganz großen Coups, eine sportliche Liebesbeziehung ähnlich wie die von Rafael Nadal zu den roten Sandplätzen von Roland Garros in Paris. Oder wie die von Roger Federer zum heiligen Grün von Wimbledon. Der besondere Kick und die Faszination für das Zwei-Wochen-Spektakel in Flushing Meadows lassen Haas nicht los, seit er als 13-jähriger Bursche hinüberwechselte in die Bollettieri-Akademie nach Florida und eine durch und durch amerikanische Prägung erhielt. Dazu gehörte auch, die US Open in der Wertig- und Wichtigkeitskeitsskala noch über Wimbledon und die anderen Grand Slams zu stellen: „Der All England Club bedeutete mir als Teenager gar nichts. Ich war froh, wenn das Turnier in London vorbei war, wenn es auf die Hartplätze und dann schließlich zu den US Open ging.“

„Liebe auf den ersten Blick“ sei es gewesen, hat Haas einmal über die Grand-Slam-Festspiele vor den Toren des Millionenmolochs gesagt. Doch seine Liebe ist so richtig noch nicht erwidert worden, fast wie eine tragische Sisyphos-Gestalt mühte sich der Deutsche viele Jahre ab, um wenigstens ein Mal, ein einziges Mal am Super Saturday mitzumischen, in den Halbfinalmatches im größten Tennisstadion der Welt. Die große Show ging dann aber jedes Mal ohne ihn über die Bühne, auch weil Haas oft in aufreibenden Auftaktspielen zu viel Kraft ließ und am Ende, wie er sagt, „nichts mehr im Tank hatte“ – so auch in jenem irren Jahr 2006, als er drei Fünf-Satz-Matches hintereinander gewann, ehe ihn der russische Tennis-Apparatschik Nikolay Davydenko im Viertelfinale kühl ausschaltete. „Sicher einer der bittersten Momente meiner Karriere“, sagt Haas noch heute.

Haas: „Das ist einfach ein Heimspiel für mich“

Aber sieben Jahre nach diesem Drama und Trauma ist Haas noch immer da – und zwar als Nummer zwölf der Setzliste und Nummer 13 der Weltrangliste in der besten Startposition seit einer gefühlten Ewigkeit. Und die will er nun auch entschlossen nutzen, um zunächst mal die erste Woche souverän zu überstehen und in der zweiten Woche mit ausreichend Kraft noch attackieren zu können. Eine Ernüchterung wie im letzten Jahr, als Haas sein famoses Comeback in der Weltspitze punktgenau in New York veredeln wollte, dann aber in der ersten Runde gegen den lettischen Milliardärssohn Ernests Gulbis ausschied, soll nicht noch einmal passieren, auch wenn der vielbeschäftigte Altmeister nun schon 56 auszehrende Saisonspiele bestritten hat. „Tommy ist stabiler und gefestigter in seinem Status da vorne. Und das hat er auf allen Belägen und gegen die verschiedensten Gegner bewiesen“, sagt Coach Ulf Fischer, „er muss nur aufpassen, dass er nicht verkrampft bei einem Turnier, das ihm so viel bedeutet.“

Anders als so viele Weggefährten und Freunde aus der Tennisbranche hat sich Haas immer wohlgefühlt in der rauen, hektischen und elektrisch aufgeladenen Grand-Slam-Atmosphäre von New York – und sich nicht sonderlich gestört am regelmäßigen Termin-, Wetter- und Organisationschaos. „Das ist einfach ein Heimspiel für mich und ein Turnier, das unheimlich prägend gewesen ist in meinem Tennisleben“, sagt Haas, der neben dem deutschen inzwischen auch schon gut zwei Jahre lang einen amerikanischen Pass besitzt, „es gibt genug Fans, die mich für einen Amerikaner halten.“ Und die ihn auch mit dem breiten „Go Tommy“ anfeuern, solange er Tennis spielt in New York.(Foto: GEPA pictures)

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Montag
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