tennisnet.com ATP › Grand Slam › US Open

US Open - Kritik, Fragen und Unverständnis

Die US Open in New York sollen offenbar tatsächlich stattfinden. Trotzdem gibt es noch viele offene Fragen zu klären.

von SID
zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 16:17 Uhr

Eines steht fest: Fans auf den Rängen wird es in New York City nicht geben
© GEPA Pictures
Eines steht fest: Fans auf den Rängen wird es in New York City nicht geben

Die Sorgen und Ängste der Coronakrise waren für Novak Djokovic und Alexander Zverev auf einmal ganz weit weg. Oberkörperfrei tanzten sie zusammen mit weiteren Tennisstars zu lauter Partymusik in einem rappelvollen Belgrader Club und feierten ausgelassen den gelungenen Auftakt von Djokovics "Adria Tour". Am anderen Ende der Welt, in New York, machten sich die Organisatoren der US Open da gerade fieberhaft Gedanken über strengste Hygiene-, Abstands- und Schutzkonzepte.

Diese sollen ermöglichen, dass trotz Pandemie Grand-Slam-Tennis gespielt werden kann - im Corona-Hotspot NYC, schon in zweieinhalb Monaten. Wie die New York Times am Montag berichtete, habe der wirtschaftlich angeschlagene nationale Tennisverband USTA bereits entschieden, das Major-Turnier in Flushing Meadows vom 31. August bis zum 13. September vor leeren Rängen durchzuziehen. Mit einer offiziellen Bestätigung sei Mitte der Woche zu rechnen, noch stehe die formale Genehmigung der Regierung aus.

Schon in den vergangenen Wochen hatte die Diskussion um die US Open die Tenniswelt vor eine Zerreißprobe gestellt. Auf der einen Seite sehnen sich Profis nach der Rückkehr in ihren Job und der Möglichkeit, wieder Geld zu verdienen, auf der anderen Seite stößt die Aussicht auf ein Grand-Slam-Turnier zu Coronazeiten, ausgerechnet im schwer gebeutelten New York, auf Kritik und Unverständnis.

Nick Kyrgios fände eine Austragung "egoistisch"

"Menschen, die in den USA leben, drängen natürlich darauf, dass die Open stattfinden", schrieb der Australier Nick Kyrgios auf Twitter und geißelte das Vorhaben der USTA als "egoistisch". Während etwa Serbien, wo am Wochenende Djokovic, Zverev und auch Dominic Thiem ein Showturnier vor Zuschauern spielten, vergleichsweise gering von der Pandemie getroffen ist, sind im Bundesstaat New York über 30.000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.

Und noch sind die USA lange nicht über den Berg. So berichtete Gouverneur Andrew Cuomo am Wochenende von 25.000 Beschwerden über Verstöße gegen die Corona-Beschränkungen in New York und drohte mit einer Rückkehr zu strengeren Auflagen. Und eben dieser Cuomo muss noch grünes Licht für die US Open geben.

Es ist nur eine von vielen offenen Fragen, so gibt es immer noch Beschränkungen im internationalen Reiseverkehr. Das US-Heimatschutzministerium hatte zwar bereits angekündigt, diese für Profisportler zu lockern. Wie dies jedoch bei einer Weiterreise nach Europa aussähe, wo nach jetzigem Stand nur eine Woche nach Ende der US Open der Sandplatz-Grand-Slam in Paris starten soll, ist ungewiss. "Ich werde meinen Schutzanzug für die Reise aus Australien und für die zweiwöchige Quarantäne nach meiner Rückkehr vorbereiten", schrieb Kyrgios.

Djokovics Antreten fraglich

Ebenso ungewiss ist, ob beispielsweise der Weltranglistenerste Djokovic überhaupt den Flieger nach New York besteigen würde. Mögliche Einschränkungen - so sollen die Spieler in einem Flughafenhotel isoliert werden und nur einen Betreuer mitbringen dürfen - hatte der 17-malige Grand-Slam-Champion als "extrem" bezeichnet und ein großes Fragezeichen hinter einem Start in Flushing Meadows gelassen. Auch der spanische Superstar Rafael Nadal oder der Weltranglistendritte Thiem (Österreich) hatten sich skeptisch mit Blick auf eine Reise in die USA gezeigt.

Das Thema Coronavirus könnte Djokovic aber ohnehin schneller einholen, als ihm lieb ist. Serbischen Medienberichten zufolge traf er in der vergangenen Woche beim Besuch eines Basketballspiels auf den serbischen Profi Nikola Jankovic. Dieser wurde nun positiv auf COVID-19 getestet.

von SID

Dienstag
16.06.2020, 16:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 16.06.2020, 16:17 Uhr