US-Open-Panel, 4 – Das kleine Rätsel Novak Djokovic
Zum Abschluss werfen die Tennis-Experten einen Blick auf das Herren-Turnier.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
26.08.2016, 10:43 Uhr

Vor dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres 2016 haben wir noch einmal die Köpfe zusammengesteckt – mit Menschen, denen der Tennissport am Herzen liegt, die sich mit „Nole“, Serena und Co. tagtäglich beschäftigen. Das Experten-Panel:Oliver Faßnacht(Eurosport),Florian Regelmann(spox.com),Jörg Allmeroth(tennisnet.com),Felix Grewe(Tennismagazin),Alexander Antonitsch(Eurosport),Markus Theil(Eurosport),Marcel Meinert(SKY) undJens Huiber(sportradio360).
Andy Murrayverliert im Finale von Cincinnati nach 22 Siegen in Folge wieder ein Einzel-Match. Wie ist seine Verfassung nach den olympischen Strapazen einzuschätzen, gerade auch im Verhältnis zu jener vonNovak Djokovic, der sich wieder einmal länger freigenommen hat?
Jörg Allmeroth(tennisnet.com): Extrem schwer einzuschätzen, wozu Murray und Djokovic in New York in der Lage sind. Bei beiden zeigen sich mehr oder weniger große Verschleißerscheinungen. Ich wäre nicht überrascht, ein ähnliches Finale wie das von 2014 zwischen Cilic und Nishikori zu sehen.
Alexander Antonitsch(Eurosport): Bei Murray geht es ja laut Lendl auch darum, die Dominanz des „Djokers“ zu brechen. Bei den letzten Großereignissen ist ihm das ja schon sehr gut gelungen. Ich glaube, bei Murray überwiegt das Selbstvertrauen. Und Djokovic hat doch einige Zweifel, wo er zur Zeit steht. Er wirkt ein wenig verunsichert.
Marcel Meinert(SKY): Murray ist eine absolute Maschine. Alleine der Finaleinzug in Cincinnati ist nach den drei Wettbewerben, die er bei Olympia gespielt hat, bemerkenswert. Die Regenerationszeit wird ihm reichen, um erneut der größte Konkurrent von Novak Djokovic zu sein.
Felix Grewe(Tennismagazin): Murray ist für mich der Spieler der Saison – und er ist in meinen Augen körperlich der stärkste. Im Zweikampf mit Djokovic sehe ich den Schotten zurzeit mit leichten Vorteilen.
Florian Regelmann(spox.com): Genau. Also wenn ich mir um etwas keine Sorgen mache, dann um Andys körperliche Verfassung. Okay, er hat jetzt mal das Cincy-Finale gegen Cilic verloren, so what. Er kommt als Wimbledon-Sieger und Olympiasieger nach New York und wird das Ding am Ende auch gewinnen.
Oliver Faßnacht(Eurosport): Ich frage mich aber schon: Wann hinterlässt Olympia erste körperliche Spuren bei Murray? Wie kommt er durch die erste Woche? Aber auch Djokovic ist, wie Jörg schon angeschnitten hat, nicht einzuschätzen. Die Konkurrenz ist bereit, furchtlos, den Nimbus des „Unbezwingbaren“ hat der Serbe aus meiner Sicht eingebüßt.
Marin Cilichat sich schon in Wimbledon stark gezeigt, im Finale von Cincinnati umso mehr. Wer außer dem Kroaten könnte noch eine Chance haben, in New York um den Turniersieg mitzuspielen?
Florian Regelmann(spox.com): Das ist eine sehr gute Frage. Es gibt keinen einzigen Spieler im Herren-Feld, der noch keinen Grand-Slam-Titel auf dem Konto hat, dem ich zutrauen würde, in NY zu gewinnen.Raonicoder Nishikori? Niemals! Wenn ich jemanden außerhalb von Djokovic und Murray nennen muss, bin ich erstmal sofort wieder beiWawrinka. Stan wird um den Sieg mitspielen.
Jens Huiber(sportradio360): Gerne würde ich da mit Dir mitgehen, Flo. Ich habe Wawrinka bei jedem Grand Slam auf der Rechnung, bin aber bei Nishikori nicht so pessimistisch wie Du. Wenn einer der ganz Großen einen schlechten Tag hat, könnte das was werden. Und: Ich bin aufNadalsehr gespannt.
Markus Theil(Eurosport): Favorit auf den Sieg ist für mich neben Murray und Djokovic ganz besonders Milos Raonic. Für eine Überraschung könnteSteve Johnsonsorgen, der endlich sein erstes ATP-Turnier gewonnen hat und 2016 wesentlich stabiler wirkt als früher. Mit dem amerikanischen Publikum im Rücken traue ich ihm das Viertelfinale zu.
Felix Grewe(Tennismagazin): Ich muss neben den Topfavoriten natürlich auch Milos Raonic nennen. Wobei ich mir aus sportlicher Sicht mehr wünschen würde, dass Rafael Nadal oder Nick Kyrgios das Finale erreichen.
Alexander Antonitsch(Eurosport): Cilic weiß ja, wie es geht. Und er ist in Form. Raonic ist immer immens gefährlich, aber kann er all the way gehen? „Nishi“, Stan, „Rafa“ oder gar „Delpo“… es drängt sich nicht wirklich wer extrem auf!
Marcel Meinert(SKY): Na, ja, ich bin schon besonders gespannt auf Silbermedaillen-Gewinner Juan Martin del Potro, während Rafael Nadal leider den nächsten Kampf gegen den eigenen Körper führt – und wohl kaum gewinnen kann.
Jörg Allmeroth(tennisnet.com): Cilic könnte durchaus zum zweiten Mal gewinnen. Es könnte alles in allem ein Turnier mit vielen Kapriolen werden, nicht zuletzt durch das zuvor eingeschobene Olympia-Turnier.
Oliver Faßnacht(Eurosport): Eben. Das Turnier ist offen, da die Folgen der olympischen Strapazen noch gar nicht abschätzbar sind. Es könnte einige Favoriten kalt erwischen. Die erste Woche wird Überraschungen bringen. Im Halbfinale sehe ich aber eher Raonic als Cilic.