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US Open - wer spielt, wer bleibt zu Hause?

Die US Open in New York stehen vor einer Zerreißprobe. Unter strengsten Hygieneregeln soll das Event über die Bühne gehen - ohne Zuschauer und vielleicht auch ohne die Topstars der Szene.

von SID/red
zuletzt bearbeitet: 17.06.2020, 14:54 Uhr

Fragezeichen hinter Novak Djokovic, Simona Halep, Nick Kyrgios
© GEPA Pictures
Fragezeichen hinter Novak Djokovic, Simona Halep, Nick Kyrgios

"Bravo!!!" - Boris Becker verlieh seiner ausdrücklichen Zustimmung mit drei Ausrufezeichen Nachdruck. Zumindest Deutschlands Tennis-Ikone ist rundum einverstanden mit der Entscheidung, die US Open in New York ungeachtet der weiteren Entwicklung der weltweiten Corona-Pandemie stattfinden zu lassen: Ohne Zuschauer allerdings und angesichts der strengen Hygieneregeln vielleicht auch ohne die Topstars der Szene.

"Die Einschränkungen sind zu extrem", kritisierte der Weltranglistenerste Novak Djokovic, bei dessen kürzlich durchgeführter Adria-Tour Mundschutz und Abstandsregel bei vollen Tribünen und einer anschließenden Party in einer Belgrader Disco überhaupt keine Rolle gespielt hatten. Allerings war Djokovic vor Bekanntwerden der neuen Regelungen, nach denen es möglich sein wird, unter bestimmten Voraussetzungen auch privat zu wohnen, in die Offensive gegangen.

Ashleigh Barty, die Nummer eins der WTA Tour, hat andere Vorbehalte, ihr ist die Sicherheit wichtig, "und ich weiß nicht, ob die wirklich hundertprozentig gewährleistet werden kann. Ich habe Bedenken." Bartys Landsmann Nick Kyrgios hat ohnehin wenig Lust auf einen Start in New York City.

Federer wegen einer Verletzung sicher nicht am Start

Die Weltranglistenzweite Simona Halep ließ bereits durchblicken, dass eine Teilnahme in New York für sie höchst unwahrscheinlich sei, und auch Spaniens Sandplatzkönig Rafael Nadal, der ja im Anschluss an die US Open auch noch die French Open in Paris vor sich hat, ist offenbar eher geneigt, auf die US Open zu verzichten. Sicher fehlen wird Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer, der Schweizer hat sich nach einer zweiten Knie-Arthroskopie bereits bis ins Jahr 2021 verabschiedet.

Österreichs Topstar Dominic Thiem hat sich noch nicht deklariert, ungeklärt ist auch die Frage, ob bei den US Open 2020, die ohne Qualifikations-Turnier statfinden werden, Punkte für die Weltranglisten zu gewinnen sein sollen. SpielerInnen aus den hinteren Regionen der Tenniswelt würden damit einen Nachteil erleiden, weil es, Stand jetzt, schließlich keine Alternativen zum Punktesammeln geben wird.

Noch nicht persönlich geäußert hat sich Weltstar Serena Williams. Ihr Trainer Patrick Mouratoglou hatte aber bereits vor der Entscheidung am Dienstag durchblicken lassen, dass er sich die Teilnahme der 23-maligen Grand-Slam-Turniersiegerin nur schwer vorstellen könne. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie drei Wochen auf ihre Tochter Olympia verzichtet", sagte Mouratoglou der BBC. Durch die nun publik gemachten Konditionen könnte Serena die Zeit während des Turniers aber wohl doch im Kreis ihrer engsten Familie verbringen.

Collins attackiert Djokovic

Bei schlechter platzierten Spielern hat die ablehnende Haltung der Stars für Unverständnis gesorgt. Ein Coach reiche doch, sagte der Engländer Dan Evans (ATP Nr. 28.), außerdem gebe es "keinen besseren Weg", nicht so gut im Ranking platzierte Spieler finanziell zu unterstützen, als die Durchführung eines Grand-Slam-Turniers. "Das wäre jetzt der richtige Moment für Novak und Rafa, uns zu helfen, unseren Lebensunterhalt zu verdienen." 

Der Franzose Richard Gasquet sieht es nicht als "Katastrophe, wenn man mal drei Wochen mit einem Trainer auskommt. Wichtig ist, dass jeder von der Nummer 300 bis zur Nummer eins wieder spielen darf." Die US-Amerikanerin Danielle Collins attackierte speziell Djokovic. "Wenn du in deiner Karriere schon fast 150 Millionen Dollar verdient hast, ist es einfach, dich gegen die Durchführung des US Open zu sträuben", sagte die Halbfinalistin der Australian Open 2019: "Für die meisten von uns wäre es wichtig, wieder arbeiten zu können. Es wäre schön, wenn uns die Nummer 1 unterstützen würde anstatt uns dies zu vermiesen."

von SID/red

Mittwoch
17.06.2020, 14:49 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.06.2020, 14:54 Uhr