Verlieren verboten: Steffi Graf und das Sieger-Gen
Steffi Graf hat wieder einen Slam gewonnen. Genauer gesagt, einen Pickleball Slam an der Seite ihres Ehemannes Andre Agassi. Dabei ist es für die einstige Tenniskönigin nicht immer leicht, Steffi Graf zu sein.
von SID
zuletzt bearbeitet:
05.02.2024, 16:16 Uhr
Manchmal ist es gar nicht so einfach, Steffi Graf zu sein. Sagt Steffi Graf, und die muss es ja wissen. Vom Tennis müsse sie sich lösen, gesteht die Tenniskönigin der 80er und 90er Jahre. Ehrgeiz sei ja wichtig und nötig, aber mittlerweile doch lieber in Maßen. Diese für sie eher ungewöhnlichen Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle gab die 54-Jährige vor dem in den USA mit Spannung erwarteten Pickleball Slam - den sie an der Seite ihres Ehemannes Andre Agassi natürlich gewann.
Pickleball also. Ein jenseits des Atlantiks schon länger beliebter und rasant wachsender Trendsport, eine Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis. Gespielt wird mit einem Schläger mit Handschlaufe, der optisch ein bisschen einem Frühstücksbrett ähnelt. Der Ball hat kleine Löcher, die dazu dienen, die Geschwindigkeit aus dem Spiel zu nehmen. Das Feld ist markiert wie ein Tennisplatz, das Netz allerdings viel tiefer. Pickleball, so bewirbt es der Deutsche Pickleball Bund, ist für jede Altersklasse geeignet.
McEnroe gibt den endgültigen Ausschlag
Reduzierte Geschwindigkeit? Flaches Netz? Schläger mit Handschlaufe? Und dazu Steffi Graf - passt das? Ja, sagt Andre Agassi, räumt aber ein, dass "wir anfangs mit unseren Kindern zu Hause aus Spaß gespielt haben, aber man muss ehrlich sagen, dass Stefanie uns auf ein anderes Level gehoben hat". Jaden Gil (22) und Jaz Elle (20) hatten bald keinen rechten Bock mehr, Jaden spielt lieber Baseball, Jaz ist eine talentierte Tänzerin. Die Eltern blieben dran.
Als dann der Pickleball Slam 2023 erstmals in seiner Heimatstadt Las Vegas Station machte, war Agassi natürlich dabei. Zusammen mit Andy Roddick gewann er gegen John McEnroe und Michael Chang - McEnroe war zwischenzeitlich so frustriert, dass er der im Publikum sitzenden Steffi Graf seinen Schläger reichte: "Mach du weiter." Das tat sie, und natürlich machte sie den Punkt. Und war endgültig überzeugt.
Graf nahm Trainerstunden
Und so kam es, dass beim Pickleball Slam 2 am Sonntag in Miami vier Tennis-Größen mit insgesamt 42 Grand-Slam-Titeln auf dem Platz standen. Steffi Graf (22), die ja längst Stefanie genannt werden möchte, Agassi (8), McEnroe (7) und Maria Scharapova (5). Am Ende verwandelte Agassi den Matchball, McEnroe kam nicht mehr zum Return und tat das, was immer alle von ihm erwartet haben: Er pöbelte für die Galerie ein bisschen rum.
Derweil arbeitet Stefanie Graf vor allem an sich selbst mit derselben Konsequenz, die sie einst zu einer Tennis-Legende machte. "Für mich ist es gar nicht so einfach", gab sie zu: "Ich will dauernd in Bewegung sein, ich will den Ball so hart wie möglich schlagen, ich will nicht langsamer sein und geduldig abwarten." Das alles habe sie so im Tennis gelernt, und das abzulegen, sei schwer: "Mein Kopf weiß, was zu tun ist, aber mein Körper ist noch nicht so recht bereit, sich vom Tennis zu lösen."
Während Agassi Pickleball gerne als einen Freizeitsport mit seinen Buddies betreibt, nahm Graf Trainerstunden. Zuerst, sagt sie, sei es ihr schwergefallen, den Wettbewerbsgedanken in sich selbst wieder zu wecken: "Aber jeder weiß: Ich liebe die Herausforderung, möchte es aber nicht übertreiben." Und wie läuft es so im Training mit dem Gatten? Ach, sagt Graf, es könne schon mal passieren, "dass einem der Schläger aus der Hand rutscht und in einer Ecke landet". Verlieren verboten.