Vor 20 Jahren in Wien – Die Horrorverletzung von Michael Stich

Michael Stich zog sich beim ATP-Turnier in Wien im Jahr 1995 eine schwerwiegende Verletzung zu.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 22.10.2015, 18:57 Uhr

Das Jahr 1995 wird Michael Stich sicherlich nicht in allerbester Erinnerung geblieben sein. Bei keinem der vier Grand-Slam-Turniere schaffte er den Einzug ins Viertelfinale, in Wimbledon schied er sogar in der ersten Runde aus. Hinzu kam die vielleicht größte Enttäuschung seiner Karriere,als er im Davis-Cup-Halbfinale in Russland den deutschen Finaleinzug auf dem Schläger hatte, aber gegen Andrei Chesnokov insgesamt neun Matchbälle bei eigenem Aufschlag nicht nutzen konnte. Nach der verpassten Jahrhundertchance für das deutsche Herrentennis saß Stich wie ein Häufchen Elend auf der Bank und musste sich vonBoris Beckertrösten lassen.

Mit der riesengroßen Davis-Cup-Enttäuschung in den Knochen reiste Stich Mitte Oktober zum ATP-Turnier in Wien, an das er sehr gute Erinnerungen hatte. Der schnelle Teppichbelag in Wien passte zum Spielstil des Deutschen. 1991 konnte er das Turnier gewinnen, 1994 stand er im Finale. Die Zuschauer in der Wiener Stadthalle freuten sich bereits auf das Halbfinalduell zwischenThomas Musterund Stich – es sollte das vorweggenommene Finale werden. Doch der 20. Oktober 1995 wurde zum schwarzen Freitag für Stich. Der Deutsche spielte im Viertelfinale gegen den AustralierTodd Woodbridge, als sich beim Stand von 2:2 die Unglücksszene abspielte. Bei einem Spurt zum Ball knickte er böse um, schrie laut auf und krümmte sich vor Schmerzen. Auf einmal wurde es still in der Wiener Stadthalle. Stichs damalige Ehefrau, Jessica Stockmann, saß fassungslos in der Box und musste sich die Horrorverletzung mit ansehen.

Komplizierte Verletzung, aber keine Operation

Die Sanitäter waren sofort zur Stelle, versorgten den lädierten Fuß und führten Stich auf einer Trage ab. Die Verletzungsdiagnose: Riss des mittleren Außenbandes, Anriss des vorderen Bandes sowie eine Beschädigung der Kapsel am linken Sprunggelenk. Die Saison war für Stich gelaufen, aber immerhin blieb ihm eine Operation erspart. Zwar stieg der Deutsche Anfang Januar 1996 in Doha in die Saison ein, gab dann aber seinen Verzicht auf die Australian Open bekannt. Doch im Februar meldete sich Stich mit dem Turniersieg in Antwerpen ohne Satzverlust eindrucksvoll zurück.

Doch eine Woche später holte ihn das Verletzungspech wieder ein. Beim Turnier in Mailand knickte er vor dem Achtelfinale gegenGuy Forgetbeim Umziehen mit dem linken Fuß um. Die alte Verletzung aus Wien brach wieder auf, sodass Stich über zwei Monate pausieren musste. „Ich habe immer Angst im Kopf, dass wieder etwas passieren kann. Es ist eine Sperre im Kopf“, sagte Stich hinterher. Die komplette Sandplatzsaison 1996 war in akuter Gefahr. Doch dann passierte das scheinbar Unmögliche: Stich ging mit nur einem Vorbereitungsturnier (Rom, Einzug in die zweite Runde) in die French Open und spielte dort das beste Sandplatztennis in seiner Karriere. Der Deutsche zog sensationell ins Finale ein, verpasste aber trotz guter Chancen seinen zweiten Grand-Slam-Titel.(Text: cab)

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Donnerstag
22.10.2015, 18:57 Uhr