Björn Borg verkündet Rücktritt
Am 23. Jänner 1983 überraschte der Schwede die Sportwelt mit seinen Aussagen, genug vom Tennis zu haben.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
06.06.2020, 07:42 Uhr
Der 23. Jänner 1983 ist ein historisches Datum im Tennissport. An jenem Sonntag schockte Björn Borg die gesamte Sportwelt mit der Verkündung seines Rücktritts. Die schwedische Zeitung „Kvallposten“ veröffentlichte am 23. Jänner 1983 eine Geschichte, in der Borg seinen Rückzug aus der Tennisszene bekanntgab.
„Ich kann nicht 100 Prozent geben. Und wenn ich das nicht tun kann, wäre es nicht fair mir selbst gegenüber, weiterzumachen. Tennis sollte Spaß machen, wenn du auf dem Weg an die Spitze bist. Ich fühle diesen aber nicht mehr. Deshalb höre ich auf“, erklärte Borg, der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 26 Jahr alt war. „Es machte mir noch Spaß, ein einziges Match zu spielen, aber nicht mehr Spaß genug, ein ganzes Turnier durchzustehen. Da muss man in jedem Spiel an die Grenzen gehen, und das konnte ich nicht mehr. Ich fühlte mich so wenig motiviert, dass eine Niederlage mir nichts bedeutete. Aber das ist nicht mein Spiel“, äußerte sich der Schwede weiter.
Elf Grand-Slam-Titel mit 24 Jahren
Borg war ein knappes Jahrzehnt das Gesicht im Tennis und löste mit seinem Rock’n’Roll-Image einen weltweiten Boom des weißen Sports aus. Mit 24 Jahren hatte der kühle Schwede bereits elf Grand-Slam-Titel auf seinem Konto. Fünfmal in Folge gewann er in Wimbledon, sechsmal siegte er bei den French Open. Die Reise zu den Australian Open trat er bis auf eine Ausnahme nie an. Kurz nach dem verlorenen US-Open-Finale 1981 – es war seine vierte Finalpleite in New York – nahm Borg bereits eine Auszeit vom Tennis.
Im Jahr 1982 spielte Borg nur das Turnier in Monte Carlo, wo er auch einen Wohnsitz hatte. Einige Tage nach der Veröffentlichung der Rücktritts-Geschichte in der schwedischen Presse gab Borg auch der "New York Times" ein Interview. „Ich habe gehofft, dass sich dieses Gefühl im Inneren im Jänner ändern würde, dass ich sagen würde, ’okay, ich genieße das wieder’. Wenn du auf den Platz gehst, solltest du sagen, dass es großartig ist. Ich will den Tennisball treffen, ich will versuchen, jeden Punkt zu gewinnen oder einen guten Schlag zu machen. Wenn du das nicht denkst und fühlst, ist es schwierig, zu spielen“, sagte Borg im Februar 1983.
Erfolgloses Comeback in den 90ern
Die Fans und Spielerkollegen waren geschockt und traurig über den frühen Rücktritt von Borg. Viele rechneten damit, dass der Schwede noch viele Jahre das Herrentennis dominieren würde. „Ich denke, dass Björn den Grand Slam hätte gewinnen können. Aber zu der Zeit, als er uns verlassen hatte, bedeutete diese historische Herausforderung überhaupt nichts. Er war größer als das Spiel. Er war wie Elvis oder Liz Taylor. Er hätte den Bezug zur richtigen Welt verloren“, sagte Arthur Ashe damals gegenüber der „Sports Illustrated“.
Mit dem Rückzug vom Profitennis meinte es Borg dann aber doch nicht ganz so ernst. Im März 1983 trat er zwei Monate nach seiner Rücktrittsäußerung in Monte Carlo an und schied in der zweiten Runde aus. Im Juli 1984 spielte Borg in Stuttgart. Und verlor gleich in der ersten Runde. Das waren dann aber auch schon seine einzigen Turnierteilnahmen für viele Jahre. Borg wurde Geschäftsmann und war unter anderem Namensgeber für eine schwedische Kleidungs- und Parfümmarke. Im Alter von 34 Jahren versuchte sich Borg noch einmal an einem Comeback und scheiterte kläglich. Bei zwölf Turnieren verlor er jeweils immer in der ersten Runde. Durch sein hohes Alter und das Festhalten an seinem veralteten Holzschläger war er nicht mehr konkurrenzfähig und beendete schließlich 1993 endgültig seine Karriere.
Was passierte sonst noch an einem 23. Jänner?
1983:
Am Tag von Borgs Rücktritsverkündung spielte der große Rivale des Schweden im Finale des Masters (heute ATP World Tour Finals) im Madison Square Garden in New York. John McEnroe unterlag Ivan Lendl mit 4:6, 4:6, 2:6.
1988:
Steffi Graf und Chris Evert spielten nicht nur das erste Finale auf Hartplatz bei den Australian Open, sondern auch das erste Grand-Slam-Finale, das unter geschlossenem Dach gespielte wurde. Bei 2:1-Führung von Graf im ersten Satz wurde das Dach wegen Regens geschlossen. Graf gewann das Endspiel mit 6:1, 7:5 und läutete mit dem Erfolg in Melbourne ihren späteren „Golden Slam“ ein.
1996:
Arantxa Sanchez Vicario und Chanda Rubin spielten im Viertelfinale der Australian Open ein Marathonmatch über 3:33 Stunden und sorgten damals für das längste Damenmatch in der Turniergeschichte. Rubin setzte sich mit 6:4, 2:6, 16:14 durch. Der dritte Satz dauerte 2:22 Stunden.
2003:
Serena Williams besiegte im Halbfinale der Australian Open Kim Clijsters mit 4:6, 6:3, 7:5. Williams wehrte dabei zwei Matchbälle ab und drehte einen 1:5-Rückstand im dritten Satz. Zwei Tage später gewann Williams nicht nur das Endspiel gegen ihre Schwester Venus, sondern vollendete auch ihren persönlichen „Serena Slam“ – der Gewinn von vier Grand-Slam-Titeln in Folge.
2005:
Joachim Johansson servierte im Achtelfinale der Australian Open 51 Asse gegen Andre Agassi und stellte damit einen neuen Ass-Rekord in Melbourne auf. Die vielen Asse nutzten Johansson aber nichts. Agassi siegte mit 6:7 (4), 7:6 (5), 7:6 (3), 6:4.
Text: cab; Foto: GEPA pictures