Was wäre, wenn Nadal nur noch auf Sand und Rasen spielen kann?
Wie weit nach oben kann der Spanier es in der Weltrangliste schaffen, wenn er Hartplatzturniere auslässt?
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
08.10.2012, 13:47 Uhr

Die Tennisfans warten ungeduldig auf die Rückkehr vonRafael Nadal.Seit dem Zweitrunden-Aus in Wimbledon hat der Spanier kein Match mehr bestritten.Nadal leidet im linken Knie an der Hoffa-Krankheit,die auch unter der Bezeichnung Hoffa-Kastert-Syndrom bekannt ist. Bei der Krankheit handelt es sich um eine Schwellung von Fettgewebe, das sich im Knie unterhalb der Patellasehne befindet. Sie bereitet Schmerzen bei Drehbewegungen und beim Beugen des Knies. Normalerweise wird sie durch eine Ruhigstellung des Knies behandelt. Diese Ruhigstellung dauert bei Nadal nun schon seit drei Monaten an.
Zwar hat Nadals Onkel Toni angekündigt,dass sein Neffe in den nächsten Tagen wieder mit leichtem Training beginnen wird,doch einige Experten befürchten ein baldiges Karriereende des Spaniers. Ärzte empfahlen dem Mallorquiner sogar, wegen seiner gereizten Patellasehne in Zukunft nur noch auf Sandplätzen zu spielen. „Er geht mit einem riesigen Beugewinkel sehr tief unter den Ball. Das ist ein regelrechter Krampf, ein Missbrauch der Gelenke. Man muss hier schon längst von einer chronischen Entzündung sprechen“, sagte Heinz Bühlman, der frühere Arzt von Martina Hingis, dem „Schweizer Tagesanzeiger“.
„Hartplätze sind sehr negativ für den Körper“
„Ich habe schon vor drei Jahren gesagt, dass Nadal nicht mehr so viele Hartplatzturniere bestreiten solle. Denn anders als auf Sand ist der Fuß nach dem Abstoppen auf diesem Belag fixiert, und das fügt dem Knie Schaden zu. Nadal sollte seiner Gesundheit zuliebe nur noch auf Sand spielen“, fügte Bühlmann an.
Selbst Nadal denkt bereits über einen Verzicht auf Hartplatzturniere nach. „Ich kann es mir nicht erlauben, nicht auf Hartplatz zu spielen, wenn zwei Grand Slams auf Hartplatz stattfinden. Aber da ist ein Fehler mit unserem Spiel. Hartplätze sind sehr negativ für den Körper. Ich weiß, dass Sport Geschäft ist und dass solche Plätze einfacher zu bauen sind als Sand oder Rasen. Aber ich bin mir 100 Prozent sicher, dass es falsch ist. Ich muss vielleicht mehr auf Sand spielen als zuvor. Aber da gibt es nicht so viele Optionen“,sagte Nadal gegenüber der „Daily Mail“.
16 Sandplatzturniere und drei Rasenturniere
Was wäre denn, wenn Nadal in Zukunft nur noch Sand und auf Rasen, der ebenfalls weitaus kniefreundlicher als der Hartplatz ist, spielen würde? Wie viele Punkte kann der Spanier damit sammeln? Wie weit nach oben kann er es in der Weltrangliste schaffen? Theoretisch könnte Nadal 2013 an 16 Sandplatzturnieren auf der ATP World Tour teilnehmen, dazu noch an drei oder vier Rasenturnieren. Dabei müsste aber auch die ATP, die für die Topspieler die Teilnahme an den Masters-1000-Turnieren zwingend vorsieht, mitspielen und dem Spanier eine Ausnahmeregelung erteilen.
18 Turniere würden bei Nadal in die Wertung kommen. Falls er auf Sand ähnlich erfolgreich ist wie in den Vorjahren, könnte er mit dem Gewinn bei den Masters-1000-Turnieren in Monte Carlo, Madrid und Rom sowie dem Sieg bei den French Open insgesamt 5000 Punkte ergattern. Das würde im Regelfall ausreichen, um sich locker für das Saisonfinale zu qualifizieren. Anstatt die Saison wie gewohnt in Australien zu beginnen, könnte Nadal sein Tennisjahr mit der Sandplatzturnierserie in Südamerika und Lateinamerika einläuten. Bei den Turnieren in Vina del Mar, Sao Paulo, Buenos Aires und Acapulco kann man insgesamt 1250 Punkte erreichen.
Top Ten locker zu schaffen
Hinzu kommt die kurze Rasensaison,die ab 2015 um eine Woche verlängert wird.Die Rasenturniere in Halle und Queen´s könnten dadurch eine Aufwertung bei den Ranglistenpunkten erfahren. Mit den Siegen in Wimbledon so wie bei zwei Vorbereitungsturnieren wären derzeit 2500 Punkte für Nadal zu ergattern. Seine Saison könnte Nadal nach Wimbledon mit der europäischen Sandplatzserie in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausklingen lassen. Ab Anfang August sind nur noch Hartplatzturniere im ATP-Kalender vorgesehen, die Nadal auslassen müsste. Sicherlich bestehe noch die Chance für den Spanier das eine oder andere Challenger auf Sand zu spielen. Auch der Einsatz im Davis Cup, wo es Punkte zu gewinnen gibt, wäre durchaus möglich.
Falls die ATP dem Gedankenspieler einer solchen Ausnahmeregelung zustimmen würde, hätte Nadal sogar die theoretische Chance, nur mit der Teilnahme an Sandplatz- und Rasenturnieren, die Nummer eins zu werden. Natürlich müsste der Spanier dazu fast alles gewinnen. Für einen soliden Top-Ten-Platz dürfte es aber, wenn er die Leistungen der Vorjahre bestätigt, allemal reichen. Das Szenario, bei dem Nadal nur mit der Teilnahme an Sandplatzturnieren die Nummer eins wird, ist durch die derzeitige Regelung und den Turnierkalender momentan unmöglich. Falls der Spanier nur noch auf Sand spielen würde, wäre der Absturz aus den Top 4 programmiert. Das würde für Nadal derzeit bedeuten, dass es bereits im Viertelfinale zu Duellen mitRoger Federer,Novak DjokovicundAndy Murraykommen könnte. Spannend wäre das allemal.
So könnte Nadals Turnierplan 2013 aussehen:
4. bis 10. Februar: Vina del Mar (250er/Sand)
11. bis 17. Februar: Sao Paulo (250er/Sand)
18. bis 24. Februar: Buenos Aires (250er/Sand)
25. Februar bis 3. März: Acapulco (500er/Sand)
15. bis 21. April: Monte Carlo (1000er/Sand)
22. bis 28. April. Barcelona (500er/Sand)
6. bis 12. Mai: Madrid (1000er/Sand)
13. bis 19. Mai: Rom (1000er/Sand)
27. Mai bis 9. Juni: French Open (Grand Slam/Sand)
10. bis 16. Juni: Halle (250er/Rasen)
24. Juni bis 7. Juli: Wimbledon (Grand Slam/Rasen)
8. Juli bis 14. Juli: Stuttgart (250er/Sand)
15. bis 21. Juli: Hamburg (500er/Sand)
22. bis 28. Juli: Gstaad (250er/Sand)
29. Juli bis 4. August: Kitzbühel (250er/Sand)
Text: cab mit Material von dpa; Foto: GEPA pictures