Wie Marco Trungelliti gegen die Wettmafia kämpfte

Der Argentinier Marco Trungelliti hat in den vergangenen Jahren einen großen Beitrag zur Bekämpfung der Wettmafia geleistet.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 12.02.2019, 13:23 Uhr

Marco Trungelliti
© Getty Images
Marco Trungelliti

Erinnert ihr euch noch an die verrückte Geschichte um Marco Trungelliti? Der Argentinier war für eine Nacht der "Star" der vergangenen French Open! Nachdem überraschend viele Spieler kurz vor Turnierbeginn verletzt abgesagt hatten, gingen Roland Garros die Lucky Loser aus.

Trungelliti, damals die Nummer 190 der Welt und bereits in Quali-Runde zwei gescheitert, war bereits wieder in Barcelona, aber machte sich (mit der Oma im Gepäck) in einer Nacht- und Nebelaktion auf nach Paris: 1.000 Kilometer mit dem Auto. Sonntagabend kam er kurz vor Mitternacht an, am Montag um 11 Uhr trat er gegen Bernard Tomic an - und gewann. Eine Feel-good-Story - die nun noch mal eine Ergänzung erfährt.

Denn wie lanacion.com.ar berichtet, hat Trungelliti im Kampf gegen die Wettmafia im Tennis einen enormen Beitrag geleitet.

Marco Trungelliti: "Ich kann das nicht, weil ich sowas hasse"

Als Trungelliti im Jahr 2015 zwischen Platz 250 und 300 der Welt rangierte, habe ein Mann mit ihm Kontakt aufgenommen - mit dem Versprechen, ihm Sponsoren zu beschaffen und damit die Möglichkeit, bessere Trainingsmöglichkeiten zu generieren.

Man traf sich, und die Botschaft wurde schnell klar: Der Mann hatte ein Wettsystem am Start und suchte Spieler, die bereit waren, Matches zu manipulieren. Zwischen 2.000 und 3.000 US-Dollar sollten für Trungelliti drin sein, wenn er Spiele bei Future-Turnieren verlieren würde, zwischen 5.000 und 10.000 bei Challengern und zwischen 50.000 und 100.000 bei ATP-Turnieren! Kontakt über WhatsApp oder Facebook sei verboten, hieß es weiter, zudem wolle man mit Bargeld bezahlen. Man arbeite zudem mit acht weiteren argentinischen und anderen Spielern zusammen, die Namen bekam Trungelliti (unter anderem den von Nicolas Kicker, der 2018 überführt und gesperrt wurde).

Wie Trungelliti gegenüber lanaction.com.ar weiter berichete, war er aufgebracht und erzählte die Geschichte einem Tennisfreund in der Schweiz. Gemeinsam mit ihm berichtete er den Fall der TIU, der Tennis Inegrity Unit. "Man hat mir gesagt, dass ich ruhig bleiben soll, aber das kann ich nicht, weil ich so was hasse", schrieb Trungelliti in der Mail über seinen Kontaktmann. "Können Sie mir sagen, was ich tun kann? Ich habe seinen Namen, Telefonnummer und einige Dinge, die er mir gesagt hat."

Drei Nachrichten vom Wettpaten folgen via Facebook, aber Trungelliti ging nicht darauf ein. Die letzte: "Marco, mein Schatz, schau mal, ob wir nächste Woche zusammenkommen können, bezüglich des Themas 'Schläger'."

Trungelliti leitete auch diese Nachricht weiter, stand aber vor einem Problem: Anfang November wollte er ein Challenger in Argentinien spielen, wo der Wettpate ihn treffen wollte. "Zu meiner Sicherheit muss ich wissen, was ich in beiden Situationen sagen soll. Argentinien ist kein sicherer Ort, vor allem nicht in diesem Fall. Sie wissen, wo ich lebe, wo ich mich aufhalte", bat Trungelliti die TUI weiter um Hilfe. Er solle nicht antworten, habe es geheißen, und bei einem Treffen erklären, er sei zu beschäftigt gewesen und brauche keinen "Schläger".

Beim Turnier in Buenos Aires habe er den Mann der TIU schließlich persönlich getroffen - der Kontaktmann der Wettmafia sei allerdings nicht aufgetaucht. Die TIU hatte jedoch die Telefonnummer des Kontaktmanns im System gehabt, unter anderem wegen der bereits verdächtigen Nicolas Kicker, Patricio Heras und Federico Coria.

Trungelliti sagt vor Gericht aus

Gegen diese habe er dann vor Gericht (via Skype) ausgesagt. Ergebnis: Coria wurde für zwei Monate gesperrt und mit 5.000 Dollar Geldstrafe belegt, weil er nicht über einen Kontakt mit der Wettmafia berichtet habe. Kicker wurde drei Jahre gesperrt und musste 25.000 US-Dollar zahlen, weil er zwei Matches gefixt habe. Und Heras wurde mit einer dreijährigen Haftstrafe und 25.000 US-Dollar bestraft,weil er ein Verbrechen begangen habe, unter anderem durch die Verschiebung eines Matches.

Für Trungelliti war der Alptraum dennoch nicht vorbei: Viele Kollegen hätten ihn beschuldigt, ein "Maulwurf" zu sein. Er lebt seit Dezember 2018 nun mit seiner Freundin in Andorra.

Kurios: Obwohl Trungelliti aktuell mit Rang 114 in der ATP-Weltrangliste so hoch steht wie nie zuvor, erhielt er bei seinen "Heimspielen" in Cordoba (in der vergangenen Woche) und Buenos Aires (in dieser Woche) keine Wildcard, sondern musste in die Qualifikation, wo er jeweils direkt verlor.

Seinen mutigsten Kampf jedoch hat er in den vergangenen Jahren gewonnen - zum Wohl des Tennis.

Die ganze Geschichte gibt es hier!

von Florian Goosmann

Dienstag
12.02.2019, 11:17 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.02.2019, 13:23 Uhr