Wimbledon 2021: Alexander Zverev - Aus ohne Ansage
Das Ausscheiden von Alexander Zverev im Achtelfinale des Wimbledon-Turniers 2021 gegen Félix Auger-Aliassime kam so überraschend wie es aus Sicht des Deutschen ärgerlich ist.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
06.07.2021, 08:00 Uhr
Félix Auger-Aliassime hat am frühen Montagabend in Wimbledon zwar nicht ganz den Björn Borg aus dem Jahr 1980 gegeben, ein kleiner Kniefall war dem Kanadier sein Fünf-Satz-Erfolg gegen Alexander Zverev dann aber doch wert. Zum einen, weil Auger-Aliassime gerade erstmals den Einzug in das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers klargemacht hatte. Zum anderen, weil er wohl nicht damit gerechnet hatte, im vierten Vergleich mit Zverev erstmals als Sieger vom Court zu gehen. Denn in den bisherigen Duellen mit der deutschen Nummer eins hatte Auger-Aliassime keinen Auftrag.
Was eigentlich auch für die zweite Partie auf Court 1 an diesem letzten Manic Monday der Geschichte betraf. Denn, wiewohl Auger-Aliassime eine sehr gute und vor allem über fünf Sätze auch höchst konstante Leistung abrief, muss als Fazit doch festgehalten werden: Dieses Match hat eher Alexander Zverev verloren als dass es Félix Auger-Aliassime gewonnen hätte. In den ersten drei Sätzen lag Zverev jeweils mit einem Break in Führung, angesichts der Aufschlagstärke des gebürtigen Hamburgers hätte man vermuten dürfen, dass dies für ein ungefährdetes Weiterkommen langt.
Zverev leistet sich 20 Doppelfehler
Aber diese Aufschlagstärke ist manchmal eine sehr flüchtige Angelegenheit, 20 Doppelfehler für Zverev standen am Ende der mehr als viertstündigen Sause zu Buche. Und diese Fehler sind in verschiedenen Facetten und Tempi gekommen, mal mit gefühlt 300 km/h ins Aus geballert, mal mit scheinbar letzter Kraft ins Netz geschoben. Da hat Auger-Aliassime natürlich nicht dankend abgelehnt, vielmehr seine Chance beim Schopf gepackt. Und mit feinen Variationen, etwa dem Rückhand-Stopp, auch spielerische Highlights gesetzt.
Für Alexander Zverev heißt es in Sachen Grand-Slam-Erfolg aber weiter warten. Dieser Tage ist es ohnehin schon schwierig genug, einen der vier großen Titel im Tennissport zu gewinnen, Novak Djokovic schwebt über allen und allem, scheint der Konkurrenz meilenweit enteilt. Im Grunde zählt Zverev aber zu denjenigen, die dem serbischen Großmeister in der Vergangenheit Probleme bereitet haben, auch in Endspielen. Von dieser Idee musste sich Zverev aber am Montag verabschieden, was insofern ärgerlich ist, als dass er in den ersten drei Partien trotz des Satzverlusts gegen Taylor Fritz sehr souverän aufgetreten war. Dass er sich selbst in der Pressekonferenz "nicht einmal in der Nähe von Grand-Slam-Level" sah, spricht für die selbstkritische Einschätzung Zverevs. Auch wenn es objektiv betrachtet am Ende doch nur an ein paar wenigen Punkten gehangen hat.
Auger-Aliassime nun gegen Berrettini
Das nächste große Ziel ist nun Olympia, man sollte keinesfalls gegen eine Medaille von Alexander Zverev wetten. Das Best-of-Three-Format liegt der deutschen Nummer eins besser, in Tokio wird danach verfahren. Es spricht für Zverev, dass er als großer Traditionalist des Tennissports der Beibehaltung des Formats mit drei Gewinnsätzen immer wieder das Wort geredet hat. Die nächste Chance auf Grand-Slam-Ehren kommt ab Ende August in New York City, dort war Alexander Zverev im vergangenen Herbst nur zwei Punkte vom US-Open-Triumph entfernt.
Für Félix Auger-Aliassime geht es gegen Matteo Berrettini weiter. Gegen den hat er 2019 in Stuttgart das Endspiel bestritten - und, fast natürlich, verloren. „FAA“ wartet nach wie vor auf sein erstes Championat, egal, in welcher Turnierkategorie. Vielleicht hilft es ja, dass die Begegnung mit Co-Favorit Berrettini in der Runde der letzten acht zustande gekommen ist, darüber hinaus wäre im Fall eines Sieges ein Halbfinale gegen Roger Federer nicht ausgeschlossen. Und den hat Félix Auger-Aliassime erst vor wenigen Tagen in HalleWestfalen besiegt.
Hier das Einzel-Tableau in Wimbledon