Alexander Zverev verabschiedet sich frustriert aus Wimbledon
Alexander Zverev war nach seinem Wimbledon-Aus am „Middle Sunday“ angefressen. Der hochgelobte Jungstar verfolgt große Ziele, sein Ehrgeiz ist kaum zu bremsen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
04.07.2016, 09:33 Uhr
Alexander Zverevversuchte nicht einmal, seinen Frust zu verbergen. Warum sollte er auch? Niederlagen, egal an welchem Ort, egal gegen welchen Gegner, stinken dem Jungstar. Nachdem er am Sonntagabend auf dem Centre Court von Wimbledon gegen den früheren FinalistenTomas Berdychverloren hatte, fiel es ihm sichtlich schwer, die Beherrschung zu bewahren. Die Gründe für sein Drittrunden-Aus suchte Zverev zuallererst bei sich selbst - und nicht im starken Auftritt seines elf Jahre älteren Gegners Berdych, eines der erfahrensten und konstantesten Spieler auf der Tour. „Ich habe viele, viele Fehler gemacht“,greinte Zverev nach dem 3:6, 4:6, 6:4, 1:6.Er sei müde gewesen, das Regenchaos der ersten Woche hatte seine Spuren hinterlassen.
„Natürlich spielt es eine große Rolle, wenn er am Freitag gefühlt eine Stunde spielt und ich über zwei Tage drei Stunden auf dem Platz stehe“, sagte Zverev. Sein Zweitrunden-Match gegen den Russen Mikhail Youzhny war immer wieder unterbrochen worden, erst am Samstag gewann Zverev den letzten von fünf Sätzen. Das Wirrwarr im Spielplan führte dazu, dass der Londoner All England Club zum vierten Mal in der Wimbledongeschichte den „Middle Sunday“ opferte - Zverev durfte so erstmals in seiner jungen Karriere auf dem Centre Court aufschlagen. Ein schwacher Trost für jemanden, der bei jedem seiner Auftritte auf der gesamten Tenniswelt zu hören bekommt, dass ihm die Zukunft gehört.
„Es gab Millionen zukünftiger Nummer-eins-Spieler, die es nicht geschafft haben”
Auch Berdych lobte ihn erneut in den Himmel, wie schon bei Zverevs Davis-Cup-Debüt im März in Hannover bezeichnete der Tscheche ihn als „zukünftigen Grand-Slam-Champion“. Am gleichen Tag hatte auch die Sunday Times zu einer Lobeshymne angesetzt und „Young Gun“ Zverev als potenziellen Superstar gefeiert. Neben seinem kompletten Spiel sehe er auch gut aus, „sein blondes Haar weht wie ein Werbebanner im Wimbledonwind“, schrieb die Zeitung. Dem Hochgelobten selbst sind solche Wortspiele nicht peinlich, er ist nicht einmal genervt von den immer wiederkehrenden Lobpreisungen. „Erstens bin ich noch weit von der Spitze entfernt, zweitens gab es Millionen zukünftiger Nummer-eins-Spieler, die es nicht geschafft haben“, sagte Zverev nach dem Berdych-Match.
Bei seinem zweiten Wimbledon-Auftritt habe er gerade einmal „ein relativ ordentliches Turnier“ gespielt. Mehr nicht, obwohl er mit dem Einzug in die dritte Runde sein bestes Grand-Slam-Ergebnis egalisiert und seinen Setzplatz bestätigt hatte. Vielleicht erkennt Zverev mit etwas Abstand, dass es mehr als ordentlich und die Erfahrung, im Allerheiligsten seines Sports zu spielen, unbezahlbar war. Einstweilen war die Laune jedoch auf dem Tiefpunkt. Auf die berechtigte Frage, wie lange er nach den Strapazen von Wimbledon denn nun Pause machen wolle, antwortete Zverev patzig: „Sechs Jahre.“ In der kommenden Woche wird er bei seinem Heimturnier am Hamburger Rothenbaum erneut vor Ehrgeiz brennen.