Wimbledon: Die Früchte harter Arbeit? - Die deutschen Hoffnungen ruhen auf Oscar Otte und Angelique Kerber
Sie sind die deutschen Hoffnungsträger in Wimbledon, jeder auf seine Weise. Doch Angelique Kerber und Oscar Otte wissen beide: Harte Arbeit zahlt sich aus.
von SID/red.
zuletzt bearbeitet:
26.06.2022, 19:51 Uhr
Wenn Angelique Kerber die schweren Eisentore an der Church Road passiert und das Allerheiligste des Tennissports betritt, erwachen die Erinnerungen. Das ist dieser "Wimbledon-Moment", sagt sie, in dem alles plötzlich wieder da ist. Die großen Siege gegen Serena oder Venus Williams, der Triumph 2018, die Erfüllung ihres Kindheitstraums. Aber auch die bitteren Niederlagen. Die Rückschläge in ihrer Karriere, sagt Kerber, haben all ihre Erfolge erst ermöglicht.
Mit Niederlagen kennen sich alle Tennisspieler aus, besonders gut die Mitläufer in den Niederungen der Tour. Zu denen gehörte ein halbes Profileben lang der Kölner Oscar Otte - bis zu seinem steilen Aufstieg, der ihn in die Setzliste von Wimbledon geführt hat. Neben Kerber (34) ist Otte (28) in diesem Jahr die deutsche Hoffnung beim Rasenklassiker im Londoner Südwesten, beide starten am Montag ins Turnier.
Otte das erste Mal bei einem Grand Slam gesetzt
"Ich habe jahrelang gewartet, in dieser Situation zu sein", sagt Otte zu seinem neuen Status. Im All England Club ist er die deutsche Nummer eins - Olympiasieger Alexander Zverev fehlt verletzt. Auch durch den Ausschluss der Russen gehört Otte, vor zwölf Monaten noch Qualifikant, plötzlich zur Elite. Die Halbfinals in Stuttgart und Halle haben ihm Respekt verschafft. "Es kann schon sein, dass sich der eine oder andere vielleicht gefreut hat, dass ich jetzt gesetzt bin", sagt er.
Die Auslosung durfte er "ein bisschen entspannter" verfolgen, auf die großen Favoriten Novak Djokovic oder Rafael Nadal kann Otte erst später treffen. Zum Auftakt wartet sein Kumpel Peter Gojowczyk, "auch nicht so einfach", meint er und schätzt die Erstrundenhürde damit ähnlich wie Kerber ein. Ihre Gegnerin Kristina Mladenovic aus Frankreich, eine mit mehreren Grand-Slam-Titeln dekorierte Doppel-Expertin, wisse "genau, wie man auf den großen Plätzen spielt", sagt Kerber.
Kerber: "Habe Wimbledon nicht in zwei Wochen gewonnen"
Dennoch ist die Kielerin in diesem Match die große Favoritin, auch wenn die Generalprobe in Bad Homburg mit dem Aus im Viertelfinale nicht nach Wunsch verlief. "Die Grand Slams haben ihre eigenen Regeln", sagt sie - und Wimbledon ist ohnehin anders. Nicht nur in diesem Jahr ohne Russen, Belarussen sowie Weltranglistenpunkte, die dem ältesten Tennisturnier der Welt nach der vieldiskutierten Entscheidung, Profis aus Russland und Belarus auszusperren, entzogen wurden.
Kerber und Otte: Auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Profis, die dennoch viel gemeinsam haben. Beide betonen vor dem Start die harte Arbeit, die hinter ihren Erfolgen steckt. "Ich habe Wimbledon nicht in zwei Wochen gewonnen, sondern über 12, 13 Jahre", sagt Kerber. Otte erinnert sich noch gut "an andere Zeiten, an ein anderes Ranking". Auch bis zu seinem Aufstieg in den erweiterten Favoritenkreis von Wimbledon vergingen Jahre - mit unzähligen Niederlagen und Rückschlägen.
Hier das Einzel-Tableau der Herren aus Wimbledon.
Hier das Einzel-Tableau der Damen aus Wimbledon.