Wimbledon: Dominic Thiem nach Aus - "Da war ich schon genervt"
Dominic Thiem reist nach seinem Auftakt-Aus in Wimbledon enttäuscht, aber nicht frustriert ab. Rasen werde für ihn immer eine komplizierte Sache sein - weil die Zeit fehlt.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
03.07.2019, 00:17 Uhr
Die Zahlen lasen sich vor allem zum Ende hin verdammt bitter für Dominic Thiem. 7:6 (4), 6:7 (1), 3:6, 0:6 lauteten sie gegen Sam Querrey, und vor allem ab Mitte des dritten Satzes rauschte das Match nur noch so an Thiem vorbei, der bis dato der bessere Spieler gewesen war, der mit den größeren Chancen. Unter anderem mit zwei Stück zum Gewinn des zweiten Satzes, was im Erfolgsfall eine 2:0-Satzführung für Thiem bedeutet hätte.
Nunmehr stand es 1:1 in den Sätzen, kein Beinbruch - das Genick brachen Thiem jedoch zwei Situationen im dritten Satz, zumal er sich bis dahin "obenauf gefühlt" habe: "Beim 3:3 habe ich meine siebte oder achte Breakchance nicht genutzt, obwohl ich den Ball gut am Schläger hatte", erklärte der Lichtenwörther seinen Ärger in der Pressekonferenz. "Da war ich schon genervt. Und dann verwertet er direkt seine erste Chance. Das war hart für mich." Im vierten Satz sei dann nicht mehr viel drin gewesen. Querrey habe den finalen Durchgang "on fire" gestartet - "und wenn du gegen ihn mit Doppelbreak zurückliegst, ist es fast unmöglich, zurückzukommen."
Neun Spiele in Folge machte Querrey letztlich vom 3:3 im dritten Satz bis zum Matchende, zwischenzeitlich gewann er 19 von 22 Punkten, im vierten Satz machte Thiem überhaupt nur fünf Stück - bitter. Das Spiel zum 0:3, mit drei Winnern, "so würde er wohl jeden Spieler auf der Welt breaken", erklärte Thiem, der versicherte, sich nicht hängen gelassen zu haben, auch wenn es nach außen womöglich den Anschein gehabt habe. "Vor allem auf Rasen kann es doch schnell wieder in die andere Richtung gehen."
Umstellungszeit auf Rasen ist kurz
Thiem wirkte enttäuscht, aber realistisch, angesichts des jährlichen Problemfeldes zwischen dem Ende der Sandsaison und dem Beginn auf Rasen. "Die Sandplatzsaison zehrt mich ziemlich aus. Ich habe in diesen sechs Wochen körperlich und mental alles gegeben bis zum Ende der French Open." Dann direkt, ohne Matchpraxis auf Querrey zu treffen, "der den Rasen liebt - das ist sehr hart."
Obwohl Thiem selbst den Rasen mag, wie er versicherte, werde sich die Zeitproblematik auch künftig wohl nicht ändern. "Wenn ich weit bei den French Open komme, ist es tricky", so Thiem, der in diesem Jahr einen geplanten Start in Halle wegen eines "Erschöpfungszustands" abgesagt hatte. Andere Spieler täten sich womöglich leichter mit der Umstellung, vielleicht weil sie erfahrener seien "oder talentierter auf Gras", überlegte Thiem. Wirkliche Zeit zum Entwickeln habe er auf Rasen einfach nicht, "die Zeit dafür ist zu kurz. Manche Spieler fühlen sich von Grund auf sehr wohl auf Gras, das ist bei mir halt nicht der Fall."
Streit mit Serena Williams beendet
Ob es sich in den kommenden Jahren anders ausgeht? Mit einer unterschiedlichen Vorbereitung? Schwierig. "Ich hoffe, dass ich bei den French Open immer gut spielen werden. Und dann gleich weiterspielen, ist auch im Hinblick auf die restliche Saison gefährlich. Ich bin keine Maschine, die ewig auf 100 laufen kann. Von daher war es richtig, was ich in diesem Jahr gemacht habe."
Etwas Positives nimmt Thiem dennoch mit aus Wimbledon: die Beilegung des Streits mit Serena Williams. Die US-Amerikanerin habe er bereits am Dienstag beim Training getroffen, und sie habe Thiem erklärt, was beim Interview-Skandal im Rahmen der French Open falsch gelaufen sei. "Ich bin froh, dass ich erfahren habe, wie es wirklich war. Sie konnte null dafür. Es war ein Fehler der Presseorganisatoren, von daher war es ein lockeres und gutes Gespräch. Es war gut, dass das stattgefunden hat."