Vier aus 32
Günter Bresniks Stammplatz ist eigentlich in der Box von Dominic Thiem. Die österreichische Trainer-Legende hat indes auch ein Auge auf drei weitere Spieler, die in Wimbledon in die dritte Runde gekommen sind.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
07.07.2017, 20:22 Uhr
Jerzy Janowicz hat auf einem Schlägerwechsel bestanden. Der Pole gilt als eigenwillig, starrköpfig, auch leicht ablenkbar. Aber wenn ein Mann, der seit zehn Jahren als Profi firmiert, mit seinem Racket nicht zufrieden ist, dann sollte er doch in der Lage dazu sein, ein neues Spielgerät auszupacken. Außer natürlich, es gibt dafür rational keinen Grund. Und nachdem Günter Bresnik letzteren nicht gesehen hat, musste Janowicz eben mit demselben Schläger weiter trainieren. Klaglos.
Zugetragen hat sich diese Begebenheit vor ein paar Wochen in Paris, am sogenannten Kids´ Day. Dominic Thiem war zur gleichen Zeit am Court Philippe Chatrier geladen, die österreichische Nummer eins genießt natürlich die besondere Aufmerksamkeit des legendären Coaches. In Wimbledon stehen sowohl Thiem als auch Janowicz in Runde drei, die Aussichten auf die zweite Woche stehen ziemlich gut: Thiem bekommt es am Samstag mit Jared Donaldson zu tun, Janowicz hat am Freitag gegen Benoit Paire in drei Sätzen verloren.
Günter Bresnik, so sollte man denken, ist damit vollends ausgebucht. Falsch gedacht.
Gute Chancen
Denn unter den 32 verbliebenen Spielern im Hauptfeld befinden sich schließlich noch Sebastian Ofner und Ernests Gulbis. Der 21-jährige Steirer trainiert seit mehreren Monaten in der Südstadt, Gulbis, der ehemalige Top-Ten-Mann aus Lettland, war eben dort in der Woche vor Wimbledon zu Gast. Bresnik und Thiem hatten sich die starke Vorstellung von Gulbis gegen Juan Martin del Potro am Donnerstag vom Spielerbalkon aus angesehen, nun geht es gegen Novak Djokovic. "Da hat Ernests absolut gute Chancen". Sagt Bresnik.
Sebastian Ofner ist mit Andreas Fasching nach Wimbledon gekommen, die Beiden haben sich der österreichischen Spitzengruppe um Thiem, Bresnik und Gary Muller angeschlossen. Am Mittwoch und Freitag haben Thiem und Ofner die Trainings gemeinsam bestritten, der ehemalige Doppelspezialist Muller gibt für Beide den Aufschlagdoktor.
Erwachsen und nicht erwachsen
Vier aus den 32 Besten bei einem Grand-Slam-Turnier, im professionellen Tennis gibt es nichts Vergleichbares. Die Kunst für Günter Bresnik besteht darin, auf seine unterschiedlich veranlagten Spieler möglichst effektiv einzugehen. Dominic Thiem ist an seiner Seite erwachsen geworden, Ernests Gulbis wartet gewissermaßen noch darauf, kommt dennoch immer wieder an die Seite jenes Mannes zurück, den er vor ein paar Jahren in Paris als den besten Techniktrainer der Welt bezeichnet hat.
Auch Jerzy Janowicz erhofft sich von Bresnik die Rückkehr zu alter Stärke, dafür nimmt der 26-Jährige auch die Mühen des winterlichen Trainingscamps des Thiem-Trosses auf sich. Auf Sebastian Ofner ist Günter Bresnik schon vor ein paar Jahren aufmerksam geworden, hatte Interesse am Steirer bekundet, zu einer Zeit, als in Österreich der Fokus auf anderen jungen Spielern lag.
Dass sich neben Andreas Fasching in der Hauptsache Wolfgang Thiem um Ofner kümmert, wird von Günter Bresnik unterstützt - zumal er selbst ja auch kein Problem damit hat, Verantwortlichkeiten für seinen augenblicklichen Star-Spieler zu delegieren: eben an Gary Muller oder an Joakim Nytsröm.
Dass es ein Fünfter, den enge Bande mit Bresnik verbinden, nicht in die dritte Runde in Wimbledon geschafft hat, das ist übrigens die Schuld von Jerzy Janowicz: Der besiegte in Runde eins Denis Shapovalov. Auch der junge Kanadier kennt die Südstadt von innen: Der Wimbledon-Junioren-Sieger war dort im vergangenen Herbst Gast von Günter Bresnik.
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