Wimbledon: Novak Djokovic sorgt sich ums Tennis - "Müssen besseren Job machen"
Novak Djokovic hat nach seinem Drittrundensieg in Wimbledon über Alexei Popyrin einige grundlegende Probleme im Tennis angesprochen. Zwei Gefahren aus seiner Sicht: Padel und Pickleball.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
07.07.2024, 23:04 Uhr
Wühlt man sich durch die Pressetranskripts bei Tennisturnieren, sind die Unterschiede oft gewaltig.
Die der Gewinner sind meist deutlich länger (klar: Wer gewonnen hat, ist besser drauf), die der Verlierer oft kürzer (die Antworten oft einsilbig). So weit, so menschlich. Und dann gibt es Novak Djokovic.
Der Rekord-Majorchamp nimmt sich gerne ausführlich Zeit für sein Gedanken - manchmal sagt er recht wenig in vielen Worten, manchmal viel (ebenfalls in vielen Worten). Zum Vergleich. Yulia Putintseva bekam in ihrer Presserunde nach dem Sieg über Iga Swiatek 14 Fragen gestellt, die Antworten passten auf zwei DIN A4-Seiten (gut gelaunt war sie).
Djokovic wurden vier Fragen gestellt, und zwei Seiten reichten hier nicht. Was vor allem an einer (allseits beliebten) Frage lag: Was Djokovic vom Best-of-Five-Format halte, was das Geheimnis sei, sie zu gewinnen und wie wichtig sie fürs Tennis wären.
Djokovic begann banal: Fünf-Satz-Matches gebe es ja nur bei Majors, aufregend seien sie für Spieler und Zuschauer, er erinnere sich natürlich an das 2019er-Finale gegen Federer mit dem ersten Matchtiebreak, bei Best-of-Three hätte es so was natürlich nicht gegeben. Man habe mehr Selbstvetrauen, wenn man physisch fitter sei, komme nicht gleich in Hektik, wenn man mal 0:2-Sätze zurückliege. Und generell: Sollten die Grand Slams das Best-of-Five-Format bitte beibehalten. Denkbar für ihn sei vielleicht eine Mischung: Best-of-Three in den ersten Runden, zum Ende hin dann Best-of-Five.
Djokovic sieht die Formel 1 als Vorbild
Und dann drehte Djokovic das große Rad: Innovationen müssten aber dennoch her im Tennis, ganz klar. Junge Zuschauer. Blicke man in Richtung Formel 1 und was man da in Sachen Markting, Wachstum und weltweite Rennen geleistet habe… “Dann müssen wir auf unseren Touren einen besseren Job machen.”
Eine Studie der PTPA (die Djokovic gegründet hat) von vor drei oder vier Jahren habe herausgefunden, dass Tennis zusammen mit Cricket der dritt- bzw. viertpopulärste Sport weltweit ist, nach Fußball und Basketball. Aber nur auf Platz 9 oder 10 stehe, was die Kommerzialisierung und deren Ertrag daraus sei. Aufgrund der vielen Beteiligten im Tennis müsse man gemeinsam nach Verbesserungen schauen.
Vor allem müsse man die Zahl der Spieler erweitern, die vom Tennis leben könnten - aktuell seien es vielleicht 350 bis 400 bei Herren, Damen, im Einzel und Doppel. Da leiste man aktuell “einen unguten Job". Der Blick gehe immer auf die Sieger der großen Events, die Basis werde vernachlässigt. “Tennis ist ein sehr globaler Sport und wird von Millionen von Kinder geliebt, die einen Schläger in die Hand nehmen und spielen wollen. Aber wir machen es nicht möglich, nicht leistbar.” Speziell in Ländern wie seinem, in dem es keinen großen Verband gebe, keine Grand Slams und wenig Geld. Auf dem Clublevel müsse man anfangen.
Tennis durch Padel und Pickleball in Gefahr?
Ein Problem sei dabei auch Padel und Pickleball, das vielen Spaß mache. Schön und gut, aber auf Clubebene eine Gefahr. Denn viele Tennisclubs würden nun dafür hergerichtet - weil es ökonomisch sinnvoller sei. “Man hat einen Tennisplatz, darauf kann man drei Paddleplätze bauen. Für den Clubbesitzer ist das deutlich rentabler.”
Keine neuen Gedanken, weiß Djokovic auch. “Es gibt sich schon eine Weile, aber wir sind sie noch nicht auf eine richtige Art und Weise angegangen.”