Patrick Rafter exklusiv – „Ich vermisse nichts vom Tour-Leben”
Der zweifache „Major“-Sieger aus Australien im Gespräch mit tennisnet.com.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
29.06.2016, 09:36 Uhr

Patrick Raftererweckt den Eindruck, dass er mühelos einen spontan frei gewordenen Platz im Hauptfeld-Tableau der All England Lawn Tennis Championships 2016 einnehmen könnte. Als 43 Jahre alt weisen den Australier zuverlässige Quellen aus, es muss sich bei Rafter um den jüngsten 43-Jährigen handeln, der sich im Kosmos der Tennisspieler bewegt. Was vielleicht daher rührt, dass sich der zweimalige Wimbledon-Finalist rar gemacht hat, im Gegensatz zu einigen seiner ehemaligen Kollegen wie Carlos Moya oder neuerdings Richard Krajicek gar nicht daran denkt, seine Zeit wieder in Hotels und auf Tennisanlagen rund um den Globus zu verbringen.
„Ich bringe mich beim Davis Cup ein, da bin ich in Kontakt mit den Jungs“, sagt Rafter im Gespräch mittennisnet.com. „Aber 20, 30 Wochen auf der Tour unterwegs zu sein, das ist nichts mehr für mich.“ Und nein: „Ich vermisse nichts. Es war ein Kapitel in meinem Leben, ein unglaubliches, auch wenn ich gerne mehr Turniere gewonnen hätte.“ Die Familie wartet in Australien, Patrick Rafter wird nicht einmal das Ende der ersten Woche von Wimbledon 2016 abwarten, bevor er sich wieder auf den Weg nach Hause macht.
Keine guten Erinnerungen
In London ist der zweifache US-Open-Champion gleich zweimal Pate für die neuere Geschichtsschreibung gestanden, zu beiden Anlässen aus seiner Sicht auf der falschen Seite. Im Jahre 2000 gegen Pete Sampras, als der US-Amerikaner seinen siebten und letzten Triumph in Wimbledon feierte – und damit eine bis dorthin neue Bestmarke aufstellte.Und im Jahr darauf im legendären Montagsfinale gegen Goran Ivanisevic, das der Kroate in einer weder davor noch danach jemals wieder gespürten Atmosphäre gewann.
„Die Niederlage gegen Goran, das ist meine bleibende Erinnerung an Wimbledon.“ In der Art und Weise, wie Rafter dies sagt, schwingt ein wenig Wehmut mit. „Für mich ist das hier das größte Turnier, und natürlich wollte ich das auch einmal gewinnen.“ Rekordgewinner auf der anderen Seite ist bekanntermaßenRoger Federer– dem Rafter wenig Chancen einräumt. „So sehr ich ‚Fed’ auch liebe, ich glaube nicht, dass er schon bereit ist.“ Genau so wie einige junge Spieler mit viel Potenzial, denen aber die Konstanz für sieben Siege am Stück fehle.
Garantiert in die Top 10
Aus dieser Generation hat es Patrick Rafter besondersAlexander Zverevangetan. „Ein großer, ganz starker Spieler, der ganz sicher in die Top Ten kommen wird. Wie es dann weitergeht, ist schwer vorherzusagen.“ Den jungen australischen Spielern traut er zumindest Überraschungen zu, nicht aber den ganzen großen Coup. Wenn es doch so weit kommen sollte, wird sich Patrick Rafter das ganz gemütlich zu Hause auf der Couch anschauen. Family first.
Hier die Herren-Ergebnisse aus Wimbledon:Einzel,Doppel,Einzel-Qualifikation,Doppel-Qualifikation.