Wimbledon: Plötzlich in Form! Berrettini wollte Wimbledon nur versuchen - geht nun noch mehr?
Matteo Berrettini steht etwas überraschend im Achtelfinale von Wimbledon, nachdem er lange verletzt war. Wie die Erfahrung zeigt, muss ihn das nicht aufhalten.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
09.07.2023, 19:48 Uhr
Matteo Berrettini war einfach nur glücklich. "Ich habe viele Tage in meinem Bett verbracht und geweint. Einfach nur, weil ich nicht spielen konnte", erklärte er nach seinem eindrucksvollen Sieg über Alexander Zverev. Der Italiener hatte dabei in alter Berrettini-Manier die rohe Gewalt bei Aufschlag und Vorhand ausgepackt, mit Erfolg.
Dass er aufgrund des Regens fünf Tage (!) in Folge auflaufen musste? Kein Thema. "Ich finde hier jeden Tag neue Energie", erklärte er und dankte dem Publikum
Seine beeindruckenden Zahlen gegen Zverev: 15 Asse, 36 Winner, nur 22 Fehler ohne Not; die einzige Breakchance für Zverev: abgewehrt.
Berrettini: Wimbledon-Start wackelte sehr
Dabei war der 27-Jährige gar nicht sicher gewesen, ob er in Wimbledon antreten könne. Er sei hergeflogen in der Hoffnung, dass ihm die Atmosphäre helfen würde. Aber unsicher. "Nicht dass ich nicht wollte: Aber um ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, muss man körperlich, emotional und mental bereit sein. Es sind viele Dinge. Der Wille allein reicht nicht." Er und sein Team aber hätten einen tollen Job gemacht. Und überhaupt, er habe zu viele Turniere zuletzt verpasst. "Ich konnte diesen Ort nicht verlassen, ohne es nicht zumindest versucht zu haben. Das habe ich mir selbst gesagt."
Wimbledon selbst habe ihm den Rest gegeben. "Dieser Ort hat etwas ganz Spezielles. Es muss daran liegen. Ich spüre hier eine Energie wie nirgendwo sonst."
Berrettini hatte zuletzt aufgrund einer Bauchmuskelverletzung aussetzen müssen, beim Comeback in Stuttgart einen kaum wettbewerbsfähigen Eindruck hinterlassen. In Queen's sagte er dann ab. Und nun - zack, Achtelfinale in Wimbledon.
Berrettini ist ein Schnellstarter
Aber der Italiener hat bereits im Vorjahr bewiesen, dass er nach Verletzungen schnell wieder seine Form erreicht. Auch da hatte er die Sandplatzsaison verpasst, aufgrund einer OP an der Hand. Beim Comeback in Stuttgart holte er direkt den Titel, ebenso danach in Queen's. In Wimbledon reiste er als Mitfavorit an, musste aufgrund einer Coronaerkrankung absagen. Bitter!
Ob es in diesem Jahr reicht, um den Titel mitzuspielen für den Finalisten aus 2021? Alexander Zverev traut Berrettini den Sieg zu, der große Test folgt nun erst mal im Achtelfinale, im Knaller-Duell gegen Carlos Alcaraz, die Nummer 1 der Welt. Einen Sieg in drei Matches hat Berrettini bislang eingefahren, in einem Fünfsatzkrimi bei den Australian Open 2022. Auch die anderen beiden Begegnungen gingen über die volle Distanz.
Berrettini weiß: "Da muss ich wieder diese Extra-Energie finden, von der ich gesprochen habe."