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Wimbledonsieger Djokovic: "Wenn die Zuschauer 'Roger' rufen, höre ich 'Novak'!

Novak Djokovic hat am Sonntag nicht nur gegen Roger Federer gewonnen, sondern auch gegen den Großteil der knapp 15.000 Zuschauer auf dem Centre Court. Wie es das geschafft hat? Durch einige mentale Kniffe.

von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet: 15.07.2019, 08:22 Uhr

Novak Djokovic
© Getty Images
Novak Djokovic

Es war wieder mal eine mentale Meisterleistung, die Novak Djokovic beim Herzschlagfinale 2019 auf dem Centre Court von Wimbledon abgerufen hat. Gegner Roger Federer hatte in den 4 Stunden und 57 Minuten mehr Punkte gemacht (218:204), mehr Gewinnschläge angesetzt (94:54), mehr erste und zweite Aufschläge sowohl ins Feld gebracht als auch erfolgreich verwertet... und am Ende verloren. Denn: Djokovic hatte die Big Point für sich entschieden, die in den drei Tiebreaks - und die bei Federers zwei Matchbällen.

Auffallend war im gesamten Match, wie ruhig der Djoker blieb, größtenteils zumindest. Denn das Publikum stand klar auf Seiten des Schweizers, wollte diesen zum neunten Triumph an der Church Road tragen. Aber Djokovic bliebt auch nach dem verwandelten Matchball recht gelassen. "Es war eine große Erleichterung am Ende", gab er zu. Er habe sich versprochen, "dass ich ruhig und gelassen bleiben werde, weil mir klar war, dass die Atmosphäre so sein würde wie sie war." 

Spielerisch sei es gegen Federer immer schwierig, "ein konstanter Druck, weil er so nah an der Linie steht. Egal gegen wen er spielt, ob ein Aufschlag mit 150 Meilen die Stunde kommt oder mit 120, wie meiner. Er blockt sehr gut, antizipiert sehr gut, er ist so talentiert. Ein perfektes Spiel für diesen Belag", lobte Djokovic seinen Gegner.

Er selbst habe gewusst, dass er variabel spielen müsse, und aufmerksam, wenn die Gelegenheit da ist. Nur beim Return habe es gehapert, "ich hatte arge Probleme, seinen Aufschlag zu lesen." Die meiste Zeit habe er auf dem Hinterfuß gestanden, "ich habe verteidigt, er hat das Spiel diktiert. Ich habe versucht zu kämpfen und einen Weg zu finden, als es darauf ankam, was geklappt hat."

Mental-Training à la Djokovic 

Ein Grund für die mentale Stärke: Visualisierung - und die möglichen Szenarien im Vorfeld durchzugehen. "Ich habe das Match im Geiste durchgespielt, bevor wir auf den Platz gegangen sind. Vielleicht nicht ganz dieses Szenario...", gab Djokovic zu und lachte. Aber: "Ich stelle mir immer vor, dass ich der Gewinner bin. Ich denke, das setzt eine gewisase Kraft frei."

Neben dem Willen sei die emotionale Kraft so entscheidend, "für mich ist das ein ständiger Kampf, der mich mehr beschäftigt, als das, was außenrum geschieht." Nicht die Geschehnisse selbst seien also entscheidend, sondern die innere Erfahrung, wie man sie akzeptiere und durchlebe. "Ich habe vorm Match gesagt, dass ich so vieles wie möglich von dem ausschalten will, was außen passiert. Und selbst nur in der Gegenwart lebe."

Diese Herangehendweise und mentale Stabilität habe ihn womöglich zurückkommen und die Matchbälle abwehren lassen. "Du musst dich ständig daran erinnern, dass es einen Grund dafür gibt, dass du hier bist - und dass du besser bist als der andere." Je krasser der Moment, um so mehr müsse man sich das vor Augen halten und mit sich selbst sprechen. "Zumindest ist das bei mir so."

Djokovics Trick mit dem Publikum 

Einen weiteren Trick hatte Djokovic auch noch im Köcher. Denn natürlich würde die Unterstützung des Publikums helfen, Kraft zu ziehen. Wenn man sie aber nicht auf seiner Seite habe, "muss man sie innerlich finden." Und wie? Ignorieren sei schwierig, so Djokovic. Er versuche sie hingegen, umzuwandeln. "Wenn die Zuschauer 'Roger' rufen, höre ich 'Novak'", sorgte Djokovic für einen Lacher in der Pressekonferenz. "Ich weiß, das klingt vielleicht albern, aber genauso ist es. Ich versuche mich zu überzeugen, dass es so ist."

Eine Art Mentaltraining also? "Natürlich", erklärte Djokovic weiter - und legte nach einer Künstlerpause grinsend nach: "Es klingt ja auch ähnlich - 'Roger' und 'Novak'..."

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von Florian Goosmann aus Wimbledon

Montag
15.07.2019, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 15.07.2019, 08:22 Uhr

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