Wolfgang Thiem sucht die nächsten Tennisprofis - und ist mit Sebastian Ofner sehr zufrieden
Wer kann in die Fußstapfen von Dominic Thiem oder Sebastian Ofner treten? Wolfgang Thiem möchte das mit einer Sichtung in seiner ATC Akademie in Traiskirchen herausfinden. Und einigen jungen AspirantInnen danach einen Weg zum Profitennis zeigen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
22.08.2023, 08:46 Uhr
Mit Dominic Thiem, Sebastian Ofner oder Lucas Miedler geben sich in der ATC Akademie von Wolfgang Thiem in Traiskirchen ein Grand-Slam-Champion bzw. etablierte Profispieler die Klinke in die Hand. Aber die internationale Konkurrenz schläft nicht. Weshalb Wolfgang Thiem und sein Team für den 3. September zu einem großen Sichtungstraining in Alt-Erlaa laden. Anmelden kann man sich dafür noch bis zum 26. August 2023 (am besten per E-Mail an juniorteam@atc-futurefortennis.at).
Wir haben mit dem Akademie-Chef über die Nachwuchssichtung und die aktuellen Entwicklungen im Männertennis gesprochen.
tennisnet: Herr Thiem. Am ersten September-Wochenende findet in Alt-Erlaa eine Sichtung für Tennistalente statt. Wer darf sich davon angesprochen fühlen?
Wolfgang Thiem: Die Aktion richtet sich an alle tennisbegeisterten Mädchen und Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren. Und zwar an solche, die schon leistungsmäßig Tennis spielen.
tennisnet: Wer wird sich konkret bei dieser Sichtung um die Talente kümmern?
Thiem: Trainiert wird unter meiner Anleitung in der ATC Akademie in Traiskirchen. Die Kinder werden in die Trainingsarbeit der Akademie integriert. Neben mir wird etwa auch Ricardo Bellotti, den man ja als ehemaligen Profispieler kennt, mit den Mädchen und Jungs arbeiten.
tennisnet: Wie geht es dann weiter?
Thiem: Wenn jemand bei der Sichtung einen positiven Eindruck hinterlässt und unser Interesse weckt, würden wir uns mit den Eltern zusammensetzen, um ein individuelles Paket für das Kind zu schnüren. Das tatsächliche Training startet dann im Oktober. Der Plan ist, die jungen Spieler und Spielerinnen bis zu deren 14. Lebensjahr zu betreuen, in Zusammenarbeit mit ihren jeweiligen Heimtrainern. Danach würde ein kompletter Wechsel in die ATC Akademie anstehen.
tennisnet: Ihr Schützling Sebastian Ofner hat 2023 bislang ein unglaubliches Programm abgezogen. Zuletzt wirkte er etwas müde. Wie sieht Ihre Prognose für das letzte Saisondrittel aus?
Thiem: Beim Ofi ist in der ersten Hälfte mit dem erstmaligen Einzug in die Top 100 und der Annäherung an die Top 50 unheimlich viel passiert. Nach dem Run in Paris ist der Challenger-Sieg in Salzburg fast ein bisschen untergegangen. In Umag und Kitzbühel ist es nicht so gut gelaufen, wobei Ofi in Umag mit Popyrin ja gegen den späteren Turniersieger verloren hat. Er muss in der zweiten Saisonhälfte im Kopf wieder ready sein, obwohl er sein Saisonziel eigentlich schon viel früher erreicht hat. Jetzt muss er seine Position festigen. Wenn er am Jahresende um Platz 60, 70 stehen würde, wäre ich richtig happy. Auf Hardcourt rückt die Weltklasse jetzt noch ein wenig näher zusammen. Für die US Open hoffe ich für Ofi auf eine passable Auslosung - wenn er dann eine Runde gewinnt, ist man eh im Turnier.
Wolfgang Thiem - "Novak Djokovic ist für mich der Favorit bei den US Open"
tennisnet: Wir haben Sie jetzt schon länger nicht mehr in der Box Ihres Sohnes gesehen …
Thiem: Dominic und ich haben Ende 2022 entschieden, dass wir im Tennis getrennte Wege gehen. Persönlich haben wir nach wie vor ein super Verhältnis, aber sportlich verfolgt jeder seine eigenen Ziele. Das ist völlig in Ordnung, Dominic wird jetzt bald 30, da kann ich diese Entscheidung voll akzeptieren. Dass ich mit der Art und Weise, wie ein paar Sachen laufen, nicht einverstanden bin, das sei dahingestellt.
tennisnet: Der Aufreger der letzten Tage war sicherlich das Endspiel in Cincinnati zwischen Novak Djokovic und Carlos Alcaraz. Wie haben Sie die Partie gesehen?
Thiem: Ich habe mir das Match bis kurz vor drei Uhr nachts angeschaut - es war unfassbar spannend. Ich finde, dass Djokovic jetzt immer besser versteht, wie er gegen Alcaraz spielen muss. Nämlich, dass er ihn mit einer guten Länge hinten hält, dass er ihn bewegt, eine gute Quote an ersten Aufschlägen hat. Wenn man Alcaraz beschäftigt, dann kann er sein Schema nicht mehr durchziehen: Und das ist in der Regel der Stoppball. Komischerweise war für mich die Partie in Wimbledon eine, die eher Djokovic hätte gewinnen müssen. Und die in Cincinnati jetzt eher Alcaraz. Was Djokovic mit 36 Jahren noch rauszieht ist unglaublich. Andererseits: Aus welchen Lagen Alcaraz noch Winner schlagen kann, ist auch kaum zu glauben. Nur: Irgendwann bricht Alcaraz in manchen Ballwechseln weg. Und wenn Djokovic über diesen Punkt hinausgekommen ist, dann hat er diktiert. Für mich ist Novak Djokovic der Favorit bei den US Open.