Blog: Rosige Aussichten für den Happy Slam
Jule und Angie sei Dank! So komfortabel wie zu Beginn dieser Saison ist das deutsche Tennis schon lange nicht mehr in eine Saison gestartet. Und auch nicht mit so großen Hoffnungen für das erste Grand Slam-Turnier des soeben begonnenen Jahres.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
08.01.2018, 18:04 Uhr
Wie es scheint, hat Julia Görges trotz einer zweimonatigen Pause nichts von ihrer neuen Stabilität und Zuversicht eingebüßt, in Auckland machte sie schlicht da weiter, wo sie Anfang November 2017 aufgehört hatte - mit überzeugenden Siegen und schließlich einem verdienten Pokalgewinn. Gerade Auckland illustrierte den Görges-Wandel, dort, wo sie zuvor acht Mal vergeblich einem Gesamterfolg hinterhergelaufen war, klappte es nun mit dem Rückenwind des monatelangen Aufschwungs. Görges vertraut sich und ihren Stärken, sie darf getrost zu den Mitfavoritinnen für den Melbourne-Titel gezählt werden.
Kerber wirkt stabil wie Görges
Das gilt allerdings auch für Angelique Kerber, die mit einem energischen Auftritt in Perth und einem kämpferischen Auftakt nun in Sydney erst einmal die Beschwernisse und Sorgen des Vorjahres hinter sich gelassen hat. Im Idealfall mischen die beiden deutschen Vorzeigefrauen bis weit in die Schlußphase im National Tennis Center zu Melbourne mit - nicht ganz unerheblich wird sein, wie die Auslosung für die beiden Nordlichter ausfällt. Ohne Serena Williams dürfte das Turnier aufs Neue, wie auch die letzten drei Grand Slams, zu einem Rätselspiel um die Melbourne-Königin werden, eine klare, herausragende Spielerin ist zur Zeit nicht auszumachen. Durchaus möglich, dass sich auch wieder eine Sensationssiegerin auf den Thron schwingt, wie zuletzt Jelena Ostapenko in Paris oder Sloane Stephens in New York.
World Team Cup künftig vor den Australian Open?
Wäre ein solches Szenario auch bei den Herren möglich, ein Sieger fast aus dem Nichts? Wenn überhaupt, dann waren die Australian Open zuletzt für Überraschungsmomente gut, in jedem Fall für viele Überraschungsfinalisten - auch Rainer Schüttler gehörte dazu. In früheren Jahren hatte das allerdings auch mit dem etwas geringeren Status des Wettbewerbs zu tun, heute wirkt es fast unwirklich, dass einer wie Andre Agassi viele Jahre einfach keine Lust auf die weite Reise nach Australien hatte - ehe er später zum Dauerchampion wurde.
Hinzu kommt die schwierige Lage des Turniers, gleich zu Saisonstart, nach nur zwei Wochen der Vorbereitung. Vor diesem Hintergrund übrigens muten die Pläne des australischen Tennisverbands, vorsichtig ausgedrückt, seltsam an, die Pläne nämlich, den World Team Cup der Herren vor den Australian Open zu platzieren. Das könnte dazu führen, dass wenigstens in Australien selbst kein ernsthafter Vorbereitungswettbewerb im Herreneinzel mehr stattfände. Und auch der Grand Slam-Countdown bei Herren und Frauen down under komplett auseinandergerissen würde. Veränderung tut dem Tennis wahrlich gut, keine Frage. Aber sinnvoll sollte sie schon sein.