WTA: Monica Seles - "Ich habe den Sport nie gehasst"

Monica Seles war in den 1990er-Jahren die möglicherweise stärkste Konkurrentin der großen Steffi Graf. In besonders tragischer Erinnerung bleibt das Messer-Attentat auf sie beim Sandplatz-Turnier in Hamburg 1993. Was macht die US-Amerikanerin heute 30 Jahre danach?

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 17.05.2023, 12:06 Uhr

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Monica Seles engagiert sich heute für Menschen mit Essstörungen und arbeitet als Motivationsrednerin

Es war wohl eine der größten Tragödien im Tennissport überhaupt, als am 30. April 1993 der psychisch kranke Günter Parche ein Attentat auf Monica Seles verübte. Der fanatische Steffi-Graf-Fan stach bei einem Seitenwechsel der großen Konkurrentin des deutschen Superstars ein Messer in den Rücken. Eine nur zu verständliche Zäsur in der erfolgreichen Karriere Seles' folgte - zwar waren die körperlichen Wunden bald verheilt, doch ihre Psyche brauchte deutlich länger, um zu gesunden.

1995 schaffte die Dame aus Novi Sad die Rückkehr auf die WTA-Tour und holte ein Jahr später ihren neunten und letzten Grand-Slam-Triumph ihrer Laufbahn. Dennoch: Es wird wohl immer die Frage geben - hätte der mittlerweile verstorbene Prache seinen Anschlag nicht durchgeführt, wäre für Seles dann noch mehr möglich gewesen?

Privat stark mit München verbunden

Die Wahl-US-Amerikanerin (Florida), die übrigens auch einen ungarischen Reisepass besitzt, muss und sollte sich diese Frage allerdings auch 30 Jahre danach nicht stellen. Zunächst machen solch rein theoretische Fragestellungen selten glücklich, zum anderen darf die heute 49-Jährige auf ein durchaus sinnstiftendes und stabiles Leben vertrauen. So wird Seles gerne als Motivationsrednerin gebucht, bietet Hilfe für Menschen mit Essstörungen an und hat ein großes Herz für Hunde, um die sie sich mit Leidenschaft kümmert.

Ok, Hand aufs Herz - an die Liebesromane aus ihrer Feder, die offenbar ab und an auch im Tennis-Milieu verortet sind, hat sich der Autor dieser Zeilen noch nicht herangetraut, aber möglicherweise verpassen wir da auch ganz Großes. Seit 2014 ist Seles mit dem 81-jährigen Milliardär Tom Golisano verheiratet - des Geldes wegen wohl eher nicht.

Tennismäßig ist die Südslawin nach 1993 nie wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Privat ist sie jedoch besonders München verbunden, wo ihre beste Freundin wohnt. Die gelbe Filzkugel beackert die Ex-Weltranglisten-Erste bis heute noch gerne, wie sie 2022 bei einem Interview berichtete: "Ich habe den Sport nie gehasst, nachdem ich aufgehört habe."

von Stefan Bergmann

Donnerstag
04.05.2023, 21:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 17.05.2023, 12:06 Uhr