„Knallerfrau“ Anna-Lena Friedsam kommt zum NÜRNBERGER Versicherungscup
Die 22-jährige Deutsche ist auf dem Weg nach oben und will auch im Mai beim NÜRNBERGER Versicherungscup überzeugen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
17.02.2016, 14:24 Uhr

Auf die Frage nach ihrer Lieblingssendung im Fernsehen hat Anna-Lena Friedsam kürzlich nicht lange überlegen müssen: "Knallerfrauen mit Martina Hill." Eine Knallerfrau war sie indes auch schon mal zuletzt, ganz besonders bei den Australian Open in Melbourne - bei ihrem gewonnen Dreisatz-Thriller gegen die an Nummer 13 gesetzte Italienerin Roberta Vinci. "Es war wie ein kleines Märchen für mich", sagt Friedsam im Blick zurück, am Rande der Dubai Tennis Championships. Fast wäre ja Down Under noch ein bisschen mehr herausgesprungen für die wuchtige Nachwuchskraft aus Oberdürenbach (nahe Andernach am Rhein), doch im Achtelfinale scheiterte sie nur hauchdünn an der Weltranglisten-Vierten Agnieszka Radwanska. Doch was nicht war, ein Mitwirken in der ganz heißen Phase eines Grand-Slam-Turniers, das kann ja noch werden für Friedsam und ihr Team. Eher früher sogar als später, meint einer wie DTB-Pressesprecher und Ex-Davis-Cup-Spieler Hans-Jürgen Pohmann: "Anna-Lena Friedsam beeindruckt mich mit ihrer zupackenden Art. Ich traue ihr zu, in den nächsten Monaten unter die Top 30 zu springen." Friedsam wird auch zu einer Gruppe starker deutscher Spielerinnen aus der nächsten Generation gehören, die beim NÜRNBERGER Versicherungscup antreten werden - vom 14. bis 21. Mai 2016. Friedsam hat ihre Teilnahme an dem Wettbewerb bereits zugesagt.
Neben dem magischen Pokalcoup von Angelique Kerber gab es in Melbourne ja noch eine zweite große deutsche Geschichte, nämlich die immer weiter in die Spitze und ins Rampenlicht vorrückenden Spielerinnen aus dem Talentschuppen von Barbara Rittner oder aus der zweiten Reihe. Annika Beck und Laura Siegemund beispielsweise, die sogar in Melbourne gegenseitig um einen Achtelfinal-Platz kämpften. Oder eben jene Anna-Lena Friedsam, die mit ihrer hellwachen Einstellung, großem Kämpfergeist und wuchtigen Schlägen im National Tennis Centre zum ersten Mal in die zweite Woche eines Tennis-"Majors" stürmte. "Anna-Lena hat enorme Fortschritte gemacht", sagt Fed-Cup-Chefin Rittner über die lebensfrohe Rheinländerin, die schon im vergangenen Jahr einmal ihre gewaltigen Möglichkeiten gewaltig angedeutet hatte. Bei den French Open hatte Friedsam damals Wuchtbrumme Serena Williams am Rand der Niederlage, gewann sogar den Auftaktsatz gegen die Weltranglisten-Erste. "Es hat mir trotzdem Mut gegeben damals. Ich habe gesehen, dass ich auch mit den Besten mithalten kann."
Lust auf den harten Aufstiegsweg
Heimat, das kleine 300-Seelen-Örtchen Oberdürenbach, ist Rückzugspunkt und Kraftquelle für die aufstrebende Athletin. "Dort tanke ich immer neue Energie für die nächsten Turniere, es ist eine Wohlfühl-Oase." Friedsam wäre einst beinahe im Frauenfußball gelandet, doch auf sanfte Einflussnahme der Eltern hin entschied sie sich, ihr Glück und Auskommen im Tennis zu suchen. Zweigleisig fuhr sie dennoch, legte neben dem sportlichen Karriereaufbau noch ein Einser-Abitur im Fernstudium ab, "einfach, um eine gewisse Absicherung zu haben." Im ehemaligen Übungsleiter Bijan Wardjawand hatte Friedsam in den Aufbaujahren einen klugen Kopf zur Seite, der sich nicht einfach nur um Vor- und Rückhand oder um den perfekten Volley kümmerte, sondern um die Entwicklung der Persönlichkeit. "Man muss eine Spielerin vor allem auch zur Eigenverantwortung erziehen", sagt der frühere Coach, "Anna-Lena hat sich sehr viel mit Taktik, Trainingsprogrammen und Matchführung beschäftigt." Das kommt ihr auch heute noch, in der Partnerschaft mit Übungsleiter Sascha Müller, zugute.
Friedsam, wohl ein prägendes Gesicht des NÜRNBERGER Versicherungscup 2016, steht gerade auf Platz 55 der Weltrangliste. Sie ist mächtig aufgerückt nach den starken Tagen von Melbourne. Aber das kann nur eine Zwischenetappe, eine Durchgangsstation sein für eine, die das Potenzial für Größeres hat - und die ganz schnell auch in die Liga der bekannteren Deutschen aufrücken kann, der Kerbers oder Petkovics. Vor allem dann, wenn sie ihre faszinierende Angriffswucht, das präzise Powerspiel noch regelmäßiger und selbstbewusster auf die Centre Courts zaubern kann. "Ich traue mir inzwischen schon viel mehr zu. Aber da ist noch Raum, sich zu steigern", sagt Friedsam. Lust darauf hat sie, auch auf den härteren Aufstiegsweg, auch auf die zwangsläufig kleineren Schritte jetzt nach oben: "Man muss Spaß daran haben, was man macht. Und den habe ich", sagt sie, "und man muss die Bereitschaft mitbringen, jeden Tag sein Bestes zu geben. Nur so entsteht Erfolg."