Alexander Zverev: Federer-Schaukämpfe, Augen-OP - und nur 6 Tage Urlaub
Die erhoffte Titelverteidigung bei den ATP Finals hat Alexander Zverev verpasst, die Teilnahme am Davis Cup frühzeitig abgesagt. Sein Tennis-Jahr geht dennoch weiter.
von SID
zuletzt bearbeitet:
18.11.2019, 12:38 Uhr
Alexander Zverev war im Reisestress. Zeit zur Aufarbeitung seiner verpassten Titelverteidigung blieb dem deutschen Topspieler am Sonntag kaum, der Privat-Jet von Roger Federer stand schließlich schon bereit. Gemeinsam mit dem Schweizer saß Zverev keine 24 Stunden nach seiner Halbfinal-Niederlage gegen Dominic Thiem bei den ATP Finals in London im Flieger Richtung Südamerika. Das Tennis-Jahr des 22-Jährigen ist alles andere als vorbei.
Während seine Kollegen aus der deutschen Davis-Cup-Mannschaft ab Mittwoch beim neugeschaffenen Finalturnier in Madrid antreten, stehen für Zverev in der kommenden Wochen gleich fünf Schaukämpfe gegen Federer auf dem Plan. In Chile, Argentinien, Kolumbien, Mexiko und Ecuador duellieren sich die beiden in teils spektakulären Arenen. Kurz vor dem Jahreswechsel kommt dann wohl sogar noch ein weiteres Show-Event in China dazu.
"Sechs Tage Urlaub" werde er in diesem Jahr haben, rechnete Zverev am Samstagabend mit müden Augen vor, unmittelbar nachdem das 5:7, 3:6 gegen Thiem zumindest den offiziellen Teil seiner Saison beendet hatte. Einer Saison, die für Zverev mehr Tiefen als Höhen bereit hielt. "Ich war das ganze Jahr über nicht glücklich", klagte er rückblickend noch einmal: "Nicht neben dem Platz, nicht auf dem Platz."
Immerhin dieses Stimmungstief hat Zverev inzwischen überwunden. In London betonte er regelmäßig, vor allem privat wieder deutlich gefestigter zu sein. Auch das sportliche Abschneiden, überstrahlt besonders von seinem ersten Sieg gegen Rafael Nadal direkt zum Auftakt, war trotz der ausgebliebenen Wiederholung seines Titel-Coups versöhnlich. "Nach all den Dingen, die mir passiert sind" sei seine Bilanz am Jahresende "eigentlich unglaublich", fand Zverev selbst.
Zverev: "Glaube fest an neuen Grand-Slam-Sieger"
Den Schwung will der Weltranglistensiebte mitnehmen in die neue Saison. Nicht zuletzt, weil er die vermeintlich überfällige Ablösung der "Big Three" Federer, Nadal und Novak Djokovic nun endlich näher rücken sieht. "Ich glaube fest, dass es nächstes Jahr einen neuen Grand-Slam-Sieger geben wird", sagte Zverev und nannte den Russen Daniil Medvedev sowie die beiden London-Finalisten Thiem (26) und Stefanos Tsitsipas (21) als heiße Kandidaten: "Ich hoffe, dass ich auch in der Verlosung bin."
Für dieses Ziel opfert Zverev in diesem Jahr sogar seine Ferien, wenn auch offenkundig zumindest nicht komplett aus freien Stücken. Die ausgedehnte Marketing-Reise mit Federer ist ein Ergebnis des im Sommer so geräuschvoll vollzogenen Wechsels zu Federers Management-Firma "Team8". Dazu kündigte der gebürtige Hamburger an, sich anschließend im Dezember in New York einer Augen-Operation unterziehen zu wollen, um künftig ohne Kontaktlinsen spielen zu können. "Ich habe während der Saison viele Probleme mit Kontaktlinsen gehabt", so Zverev: "Vielleicht lasse ich das operieren."
Aus der angekündigten Erholung am Strand, im April noch einer seiner Hauptgründe für den frühzeitig angekündigten Davis-Cup-Verzicht, wird somit nichts. Doch Zverev bemühte sich, den Trip mit Federer nicht schlechtzureden. "Das werden harte Tage, aber auch sehr aufregend", sagte er: "Ich bin sehr froh darüber." Viel Zeit zum Klagen oder Grübeln blieb wohl ohnehin nicht. Das Flugzeug wartete ja bereits.