Andy Murray und die Kunst des Zuschauens
Andy Murray über die Besonderheit, sich ein Tennismatch live anzuschauen.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
04.08.2023, 10:11 Uhr
Jeder, der gerne auf Tennisturnieren weilt, weiß: Nichts geht über das Liveerlebnis. Und: Je näher, desto besser. Denn es macht eben doch einen großen Unterschied, ob man in Reihe 150 in einem Riesenstadion nur Tennis erahnt oder in Reihe 1 auf Court 14 spürt.
Irgendwo während des Wimbledonendspiels zwischen Carlos Alcaraz und Novak Djokovic war kürzlich auch Andy Murray zugegen gewesen, und der zweifache Wimbi-Champ sprach nun in Washington über seine Erfahrung als Zuschauer.
Er habe ursprünglich gar nicht vorgehabt, das Endspiel zu schauen, aber in Wimbledon zu tun gehabt an jenem Finalsonntag. Und dann also noch Zeit gehabt. Und gedacht: Vielleicht solle er sich das Spielchen anschauen, könnte ein gutes werden.
"Ich habe eine Menge gelernt beim Zuschauen", so Murray weiter. "Und denke rückblickend: Vielleicht hätte ich das öfters tun sollen." Er habe richtiggehend gespürt, wir Alcaraz im Verlaufe der Spielzeit dazugelernt habe, und selbst habe er Videos aufgenommen, sich mehr auf das Geschehen auf der einen Netzseite konzentriert. Auf Returnpositionen geachtet, die Beinarbeit zwischen den Schlägen. Ebenso auf die Reaktionen der Spieler nach den Punkten. "Im Fernsehen wirkt es oft, als würden beide Spieler ruhig wirken. (...) Aber oft wird da nach Punkten das Publikum gezeigt oder derjenige, der den Punkt gewonnen hat." Viele Reaktionen verpasse man somit, ebenfalls wiederum die Antwort auf einen gewissen Frust.
"Anleitung, wie man Tennismatches schauen sollte"
Und Murrays Ausführungen fanden auch in der Tennis-Twitter-Welt Anklang. "Das ist eine Blaupause, wie man als Spieler Tennismatches schauen sollte", schrieb Ivan Ljubicic. "Heutzutage erlebe ich, dass viele junge Spieler nicht genug Tennis schauen. Und wenn, dann Highlights, die natürlich nichts über das Match aussagen. Dabei kann man so viel von Spielen anderer lernen."
Auch Michael Joyce, Ex-Coach von Maria Sharapova, meldete sich zu Wort. Mittlerweile habe man die Möglichkeit, die Spielstile von ähnlich veranlagten Kollegen zu sehen - oder die, die man gerne adaptieren möchte. Aber: "Ich treffe viele Spieler, die ähnlich spielen wie Rafa oder Novak. Aber sie schauen ständig Roger zu."
Murray jedenfalls hat viel mitgenommen aus Wimbledon. Er sei froh gewesen, zum Finale geblieben zu sein. Und werde das fortan öfters tun - Live-Tennis schauen anstatt vorm TV.