ATP Basel: In der Schweiz setzt man auf die große Show – und Carlos Alcaraz
Das ATP-500-Event von Basel hat am gestrigen Montag mit dem „Super Monday“ offiziell seinen Start gefunden. Dabei wurde nicht nur am Court einiges geboten.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
25.10.2022, 14:12 Uhr
Von Michael Rothschädl aus Basel
Was Brandon Nakashima da ab Mitte des zweiten Satzes auf den Baseler Centre Court zauberte, das vermochte durchaus zu begeistern. Auch das fachkundige Publikum von den Presserängen. Wo vor allem die Aufschlagleistung des US-Amerikaners auf äußerst positive Resonanz stieß. Insgesamt war dem Duell mit David Goffin – trotz teilweise durchaus beachtlichem Niveaus - aber dennoch anzusehen: hierbei handelt es sich wohl eher nur um eine Randnotiz an diesem ersten Tag bei den Swiss Indoors in der Baseler St. Jakobshalle.
Diesen Eindruck verschärft auch und insbesondere, dass die offizielle Eröffnung des ATP-500-Events, feierlich untermalt von Orchester und Popstar Alvaro Soler, erst nach dem Auftakteinzel anberaumt wurde. Nicht zu Unrecht, war das Gros der am frühen Nachmittag verwaisten Plätze in der Baseler St. Jakobshalle zu diesem Zeitpunkt nämlich belegt. Sie alle waren gekommen, um einen Mann zu sehen, der allen anderen die Show stahl: Carlos Alcaraz.
Alcaraz mit starkem Auftritt
Und es war abermals beeindruckend, zu sehen, wie dieser erst 19-jährige Spanier bereits die Massen an- und mitzieht. Und hinter sich zu vereinen weiß. Geschuldet ist dies nicht nur dem attraktiven Spiel des Iberers, sondern auch dessen Präsenz am Court. Und diese ist im zarten Alter von 19 Jahren schon ungemein stark ausgeprägt. Ein Jahr älter, aber weniger imposant, mutete da Jack Draper an, der sich Alcaraz in dessen erst zweitem ATP-Match als Weltranglistenerster entgegenstellt. Und dabei durchaus eine gute Figur abgab.
Der Brite verlangte Alcaraz über knapp zweieinhalb Stunden alles ab - am Ende hatte der Youngster aber das bessere Ende für sich. Auch, weil Alcaraz ab Satz zwei richtig gutes Tennis zeigte. Und seine Vorhand – von den Rängen immer wieder mit einem ehrfürchtigen Raunen bedacht – einige Male gewinnbringend einzusetzen wusste. Der topgesetzte Spanier wartet nun auf den Sieger im Duell zwischen Botic van de Zandschulp und Adrian Mannarino, möglicher Viertelfinalgegner ist Landsmann Pablo Carreno Busta.
Roger Federer als großer Abwesender
Abgesehen vom viel erwarteten Auftritt von Carlos Alcaraz war am Montag in Basel jedoch einigermaßen wenig los. Arthur Rinderknech und Marin Cilic beschlossen einen fortgeschrittenen Abend weit jenseits der 00:00-Uhr-Marke. Insbesondere deshalb, weil die atmosphärische Hinführung zum Auftaktmatch von Carlos Alcaraz weit mehr als zwei Stunden in Anspruch nahm. Dementsprechend beschaulich fiel auch die Kulisse aus, die vom kroatisch-französischen Duell in die Nachtruhe geleitet wurde.
Was außerdem auffällt: der Name Roger Federer ist omnipräsent. Und nicht selten schwingt großer Wehmut mit, wenn der Schweizer zum Thema wird. Einen großen Abschied beim ATP-500-Event hat der 41-Jährige zuletzt dankend abgelehnt. Zu nah sei der Termin an Federers letztem Auftritt auf der großen Tennisbühne – beim Laver Cup in London. Dort wurde auch traurige Realität, dass es nicht zum erhofften letzten Tanz des Maestros in Basel kommen wird.
Diese Lücke soll nun augenscheinlich Carlos Alcaraz füllen. Diesen mit den Beliebtheitswerten zu vergleichen, die ein Roger Federer, Baseler, vor Heimpublikum genießt, ist freilich vermessen. Aber: Hier wird ein neuer Superstar auch für den Hartplatzklassiker aufgebaut. Das war an diesem Montag augenscheinlich. Und dass der Spanier das Spiel hat, diese Position anzunehmen, ist unbestritten. Das zeigten auch die Zuschauerzahlen am Montag – knapp 8.000 Tennisfans waren für den ersten von sieben Tagen Weltklasse-Tennis in die St. Jakobshalle gekommen.