ATP: Die (vielleicht) 10 spannendsten Herren-Matches 2023, Teil 2
Diese Partien auf der diesjährigen ATP-Tour haben einen ganz besonderen Eindruck bei uns hinterlassen. Heute präsentieren wir die Top-Fünf-Plätze. Vorhang auf für Jannik Sinner, Novak Djokovic, Carlos Alcaraz, Dominic Thiem, Alexander Zverev & Co.
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
10.12.2023, 17:04 Uhr
Jaja, mit Top-10-Listen ist es immer so eine Sache. Der eine stimmt mit dem Großteil der Auswahl überein, der andere bemäkelt das Fehlen für ihn besonders wichtiger Highlights. Recht machen kann man es ohnehin nicht allen - und seien wir uns doch mal ehrlich: Wenn, aus welchen Gründen auch immer, die Freude über das digitale Durchblättern der Ranglisten-Positionen nicht den eigenen Erwartungen entspricht, ärgert es sich zumindest ganz großartig darüber.
In diesem Sinne, hier sind die unserer absolut subjektiven Meinung nach spannendsten Herren-Partien des soeben abgelaufenen Tennis-Jahres. Viel Spaß - oder eben auch nicht:
Platz 5: Jannik Sinner vs. Novak Djokovic - ATP Finals Turin - Gruppenphase
Novak Djokovic kam als Turniersieger des ATP-Masters-1000-Turniers in Paris-Bercy zum Jahres-Abschlussevent in Turin. Und schlussendlich holte er sich auch durchaus eindeutig bei den ATP Finals im Endspiel gegen Jannik Sinner den Titel. In der Gruppenphase allerdings zeigte der Südtiroler, dass er den praktisch unbesiegbar scheinenden Serben eben doch in die Schranken weisen kann. Ein Künstück, dass ihm eine Woche später beim Davis Cup Halbfinale in Malaga nochmal gelingen sollte. An Spannung war der Round-Robin-Schlager gewiss nicht arm, bereits der Blick auf das Ergebnis (7:5, 6:7 [5], 7:6 [2]) macht alles klar.
Platz 4: Daniil Medvedev vs. Alexander Zverev - ATP Masters Monte Carlo - Endspiel
Was hasst Daniil Medvedev noch mehr als das Pariser Tennispublikum? Richtig: Sandplätze. Bei manch einer Partie der vergangenen Jahre auf roter Asche sah man dem Russen quasi an, dass er sich am liebsten nur noch heiß duschen wollte und sich den US-Hartplatzsommer so rasch als möglich herbeisehnte. Außnahmen bestätigen bekannterweise die Regel, weshalb sich das diesjährige Achtelfinale des Moskauers in Monte-Carlo gegen Alexander Zverev in dieser Liste wiederfindet. Trotz einer 6:3,-5:4-Führung des Deutschen setzte sich "Meddy" am Ende mit 3:6, 7:5, 7:6 (7) durch. Ob sich dadurch an seinem Verhältnis zum lehmigen Geläuf etwas verändert hat, darf zumindest gebührend bezweifelt werden.
Platz 3: Dominic Thiem vs. Laslo Djere - ATP World Tour Kitzbühel - Semifinale
Kitzbühel war ein kleines Sommermärchen für Dominic Thiem. Auch wenn der US-Open-Champion von 2020 das Endspiel beim ATP-World-Tour-250-Event in den Alpen gegen den Argentinier Sebastian Baez deutlich mit 3:6, 1:6 verloren geben musste, blitzte seit langer Zeit über fast eine komplette Woche hinweg das enorme Können des ehemaligen Weltranglisten-Dritten auf. Unbestrittenes Highlight war das Halbfinale gegen den Serben Laslo Djere. Ständig am Rand der Niederlage stehend kämpfte sich der Österreicher am Ende dennoch mit 6:7 (3), 7:5, 7:6 (10) durch - und wehrte dabei ganze fünf Matchbälle des Südosteuropäers ab. Wie man in Wien zu sagen pflegt: Herzkasperl-Alarm.
Platz 2: Hubert Hurkacz vs. Thanasi Kokkinakis - ATP Masters Miami - Zweite Runde
Kann eine Zweitrunden-Partie - auch wenn es sich um eine bei einem ATP-Masters-1000-Event handelt - überhaupt so spannend gewesen sein, dass sie sich einen Platz am zweiten Treppchen verdient? Ja, ja und nochmals ja. Was Hubert Hurkacz und Thanasi Kokkinakis da Ende März auf den Hartplatz von Miami zauberten war ein Lehrstück zu den Themen Athletik, Fitness und mentale Stabilität. Während der Australier im letzten Satz fünf Breakbälle des Polen abwehren konnte, schaffte es der aufschlagstarke Mann aus Wroclaw gar fünf Matchbälle in Folge abzuwehren, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Nur wenige Tennispartien haben 2023 auf allen Ebenen so überzeugt wie diese. Verdient hätte sich das Match mindestens ein Halbfinale...
Platz 1: Novak Djokovic vs. Carlos Alcaraz - ATP Masters Cincinnati - Endspiel
Beim ATP-Masters-1000-Turnier in Cincinnati hat sich in diesem Jahr alles prächtig zusammengefügt. Djokovic kehrte nach dem verlorenen Wimbledon-Endspiel gegen Carlos Alcaraz erst wieder nach langer Pause im US-Bundesstaat Ohio auf die Tour zurück und befand sich von Beginn des Turniers weg auf allerhöchstem Niveau. Bis zum Endspiel gab der Serbe keinen Satz ab und forderte dort den damals topgesetzten spanischen Jungspund Carlos Alcaraz. Der Rest ist Geschichte. Wer die 3:49 Stunden dauernde Partie noch in voller Pracht im Netz entdeckt, sollte sie sich auch wirklich von Anfang bis Ende geben. Tennis aus dem Jahr 2035, schon heute auf ihrem Bildschirm!
Lasst uns in den Kommentaren wissen, welche Matches wir Eurer Meinung nach sträflich vernachlässigt haben und wo ihr mit uns übereinstimmt. Wir sind gespannt!