ATP Finals: Boris Becker hat noch ganz viel Arbeit vor sich

Holger Rune hat am Donnerstagabend bei den ATP Finals in Turin eine riesige Chance liegen gelassen. Seinem Coach Boris Becker wäre so etwas nicht passiert.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 17.11.2023, 08:19 Uhr

Boris Becker kann der Donnerstagabend nicht gefallen haben
© Getty Images
Boris Becker kann der Donnerstagabend nicht gefallen haben

Wie hat Boris Becker doch vor ein paar Tagen in Wien sinngemäß so schön gemeint? Nur, wer selbst einmal in einem großen Match einen Ball zum Sieg verwertet oder eben nicht, der könne auf der ATP-Tour ein guter Coach werden. Ob das stimmt, sei mal dahingestellt. Apostolos Tsitsipas etwa hat seinen Sohn Stefanos ziemlich weit gebracht. Auch ohne Profimeriten.

Aber eines ist glasklar: Wenn man Boris Becker zu seiner besten Zeit ein Angebot gemacht hätte wie es Holger Rune von Jannik Sinner beim Stand von 3:4 im dritten Satz erhalten hat, nämlich ein vorsichtiger zweiter Aufschlag bei Breakball: Becker hätte diesen Punkt in 100 von 100 Fällen gemacht. Und dann ausserviert. Und das Ganze, ohne permanent von seiner Box etwas zu fordern, mit der Schiedsrichterin zu diskutieren oder sich vom Physiotherapeuten behandeln zu lassen.

Rune mit langer Niederlagenserie im Sommer

Ja, damit sind wir bei Holger Rune. Wer den Dänen seit geraumer Zeit beobachtet, stellt immer wiederkehrende Muster fest. Wenn es nicht läuft, ist schnell ein Sündenbock gefunden. Das kann ganz schnell auch mal die Ansetzung auf einem Court sein, der seinem Selbstverständnis nicht entspricht. Siehe dazu die US Open 2023, wo Rune als Nummer vier des Turniers auf dem wirklich sehr übersichtlichen Court 5 eingeteilt wurde. Und prompt gegen Roberto Carballes Baena verlor.

Diese Niederlage war eine von vielen in jener Phase zwischen Wimbledon und Basel, in der Rune keine zwei Matches hintereinander gewinnen konnte. Dann kam Becker in Basel dazu, es ging immerhin bis ins Halbfinale. In Paris-Bercy war im Viertelfinale gegen Novak Djokovic Schluss, nach einem über weite Strecken sehr guten Spiel von Rune.

Djokovic ist drch die Becker-Schule gegangen

Das kann man vom Donnerstagabend nicht sagen. Im ersten Satz wurde er von Sinner überrollt. Danach wurde der Südtiroler merklich zurückhaltender, griff sich öfters an den unteren Rücken, wirkte gehemmt. Und schenkte Rune nicht nur Satz zwei. Und machte ihm dann auch noch ein Angebot, das der Schützling von Boris Becker nicht hätte ablehnen dürfen.

So steht also doch Novak Djokovic in der Vorschlussrunde. Und das ist am Ende des Tages auch gut so. Schließlich hat Djokovic Rune gleich zu Beginn besiegt. War aber durch den Satzverlust gegen Hubert Hurkacz arithmetisch klar im Nachteil.

Jannik Sinner sollte indes gewarnt sein: Denn wenn er Djokovic im sonntäglichen Endspiel auch eine derart große Chance einräumt wie Rune, dann wird er als Verlierer denn Platz verlassen. Denn Djokovic hat die gesamte Becker-Schule durchlaufen. Holger Rune ist dort gerade mal beim Probeunterricht angekommen.

Hier das Einzel-Tableau in Turin

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von Jens Huiber

Freitag
17.11.2023, 08:00 Uhr
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