ATP Finals: Pete Sampras - Ein Herz für Deutschland
Fünf Titel hat Pete Sampras bei den ATP Finals gewonnen: alle in Deutschland und alle in den 1990er-Jahren. Die noch größerer Leistung ist aus Sicht des US-Amerikaners aber eine andere.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
12.11.2020, 17:11 Uhr
Es ist einigermaßen ruhig geworden um Pete Sampras, nachdem dieser mit dem Finalsieg bei den US Open 2002 gegen Andre Agassi seine grandiose Karriere mit dem 14. und letzten Erfolg bei einem Major beschlossen hatte. Zum damaligen Zeitpunkt ein Rekord, mittlerweile sind Rafael Nadal und Roger Federer mit jeweils 20 und Novak Djokovic mit 17 längst am US-Amerikaner vorbeigezogen. Auch wenn es in der Endphase der aktiven Zeit von Sampras den Eindruck hatte, dass sich der mittlerweile 49-Jährige in erster Linie auf die Majors konzentrierte, so hatte eine andere Wertung eine noch größere Bedeutung für "Pistol Pete". Zumindest in der Rückschau fast zwei Jahrzehnte später.
"Diese Jahre als Nummer eins, Jahr für Jahr mein bestes Tennis zu spielen - es ist sehr hart, da oben zu bleiben",wird Sampras auf der Website der ATP zitiert. "Und das ganze sechs Jahre in Folge zu schaffen ... Wenn ich jetzt darauf zurückschaue, glaube ich, dass das meine größte Leistung war. Und ich habe viele Majors gewonnen und einige tolle Dinge geschafft." Seit dem Turnier in Wien steht fest, dass Novak Djokovic mit Sampras gleichziehen wird. Auch der aktuelle Branchenprimus wird nach der verkürzten Saison 2020 zum sechsten Mal als weltbester Tennisspieler überwintern.
Sampras holt in Deutschland fünf Titel
Ein gewichtiger Faktor in der Rekordserie von Sampras waren die fünf Titel, die er bei den ATP-Finalturnieren holen konnte. Allesamt in Deutschland übrigens. Zwei davon in Frankfurt (1991 gegen Jim Courier, 1994 gegen Boris Becker), drei weitere in Hannover (1996 in einem Allzeit-Klassiker über fünf Sätze gegen Becker, 1997 gegen Yevgeny Kafelnikov und 1999 gegen seinen größten Rivalen Andre Agassi). In dieser Kategorie könnte Djokovic Sampras in den kommenden Tagen übrigens überholen: Der Serbe steht nämlich ebenfalls bei fünf Erfolgen beim Saisonabschlussturnier.
"Boris war wie der König, der heimgekommen ist", so Sampras weiter. "Es war sehr hart, gegen ihn zu spielen. Er war ein Monster. Boris hat in der Halle so gut gespielt. Er hat auf dem Court eine sehr beeindruckende Figur abgegeben. Boris ist ein großer Kerl. Und mit den ganzen deutschen Fans, die ihn unterstützt haben, war es hart. Man spielt nicht nur gegen einen großartigen Konkurrenten, sondern muss sich auch mit den Fans auseinander setzen."
Mit dem Erfolg von Sampras 1999 in Hannover ging aber auch die goldene Zeit der USA zu Ende, zumindest in Hinblick auf die inoffizielle ATP-Weltmeisterschaft. Denn seitdem gab es keinen amerikanischen Sieger mehr. Andre Agassi, der 1990 in Frankfurt gewonnen hatte, erreichte 2000 in Lissabonn und 2003 in Houston zwar noch zweimal das Endspiel, gewann aber gegen Gustavo Kuerten und Roger Federer keinen Satz. Ebenso wenig wie James Blake, der letzte Finalist aus den USA, 2006 in Shanghai gegen Roger Federer.